Lowe verlässt McLaren, Goss wird Nachfolger

, 25.02.2013

Die "Chrompfeile" haben Tim Goss offiziell als neuen Technikdirektor vorgestellt - Paddy Lowe soll nach Medienberichten ab 2014 für Mercedes tätig sein

Lange geisterte der Deal durch die Gazetten, dann war er offiziell vom Tisch. Jetzt haben sich Mercedes und Paddy Lowe offenbar doch auf einen Wechsel geeinigt. Einem Bericht des 'Guardian' zufolge soll hinter den Kulissen alles in trockene Tücher gepackt worden sein. Dazu passt, dass McLaren am Montagnachmittag Lowes Abschied offiziell gemacht und Tim Goss mit sofortiger Wirkung als Nachfolger vorgestellt hat. Lowe bleibt allerdings bis zum Saisonende bei den "Chrompfeilen" unter Vertrag.

2014 könnte er dann ins silberne Lager wechseln und die V6-Turbozukunft austüfteln. Auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com' gab es von Mercedes keinen Kommentar. McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh bestätigt den Abgang des Technikdirektors: "Paddy Lowe wird eine andere Rolle bei McLaren bis zum Jahresende einnehmen. Er war ein guter und erfolgreicher Technischer Direktor und wir wünschen ihm das Beste, wenn er sich 2014 einer neuen, frischen Herausforderung annimmt." Also doch Mercedes? Es deutet alles darauf hin.

McLaren: Befördern statt Verpflichten

Damit nicht zu viel Know-how aus Woking abwandert, wird der scheidende Technikchef offenbar nicht mehr an der Strecke oder in sensiblen Bereichen arbeiten. Beim Saisonauftakt in Melbourne soll er bereits fehlen. Es wird ein Lebewohl auf Raten. Der Nutznießer heißt Tim Goss: Er wird ab sofort Lowes Nachfolge antreten. "Ich freue mich, dass mir der Posten angeboten wurde", sagt der Brite. "Das ist eine der prestigeträchtigsten Positionen im Sport weltweit." Er wolle einen "bemerkenswerten Beitrag" leisten.

Wie gewohnt wird Goss für den Bereich Design verantwortlich zeichnen, während er sich sukzessive in den technischen Bereich einarbeitet. "Er hat sich diese Position redlich verdient. Er ist eine ruhige und unaufdringliche Person, verfügt aber über ernsthaften Wettbewerbsgeist und einen großen Erfahrungsschatz, dazu ungemein viel Fachwissen im Bereich der Formel 1", lobt Whitmarsh. "Wenige wissen, dass in den vergangenen 23 Jahren wichtige technische Beiträge geleistet hat."

Der Teamchef bezeichnet Goss als einen "der wichtigste Ideengeber und Entwickler der Formel-1-Autos" und spricht davon, dass das Ingenieursteam in Woking in der Tiefe das beste im Geschäft sei. "Tim wird das in seiner erweiterten Rolle mit Energie und Enthusiasmus fortsetzen und verbessern", ist sich Whitmarsh sicher. "Das ist eine natürliche Entwicklung in Tims erfolgreicher Karriere. Die Entscheidung, ihm den Posten anzubieten, war so klar und logisch für Jonathan (Neale, McLaren-Geschäftsführer, Anm. d. Red.) und mich."

Viele offene Fragen

Dass ein Mann aus dem eigenen Stall rekrutiert wurde, ist für Whitmarsh ein Zeichen nachhaltiger Personalpolitik: "Das zeigt zwei Dinge: unsere robuste Nachfolgeplanung beim leitenden technischen Personal und unsere jahrelange Treue unserem Entwicklungsteam gegenüber.." Goss wurde auf dem Imperial College in London ausgebildet. Er forschte an Turbotechnologie, ehe er 1986 promovierte und zu Cosworth ging, um Formel-1-Motoren zu entwickeln. 1990 kam dann der Wechsel zu McLaren, wo er als Entwicklungsingenieur begann und zuletzt einen Direktorenposten in der Entwicklungsabteilung einnahm.

Fraglich bleibt, was ein möglicher Lowe-Wechsel für die Zukunft Ross Brawns als Teamchef bedeutet. Im Januar hatte der Brite die Gerüchte um die Verpflichtung seines Landsmannes in das Reich der Fabeln verwiesen. "Mercedes will ein langfristiges Bekenntnis. Durch die vielen Neuzugänge will ich aber vorher wissen, wie es läuft, bevor ich mich langfristig festlege", so Brawn damals über seine Zukunft. "Aus diesem Grund brauchen wir Alternativlösungen wie bei meinem Nachfolgeplan bei Ferrari."

Heißt das also, dass das "Superhirn", das gemeinsam mit Geschäftsführer Nick Fry seine Anteile am Formel-1-Team aufgegeben hatte, sich mit dann 60 Jahren aus der Königsklasse verabschieden will? Eine gemeinsame Zukunft mit Lowe scheint zumindest denkbar, könnte jedoch auch vom sportlichen Erfolg der Silberpfeile abhängen. Der 'Guardian' will außerdem erfahren haben, dass mit der personellen Rochade auch die Zusammenarbeit von Mercedes und McLaren ein Ende haben wird. Die "Chrompfeile" sollen künftig mit Honda zusammenarbeiten.

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