"Make Some Noise": Reaktionen auf Sound zwiegespalten

, 14.03.2014

Von "peinlich" bis "zeitgemäßer" ist alles dabei: Beim Thema Sound der neuen V6-Turbo-Formel-1 gehen die Meinungen von Fans und Beobachtern weit auseinander

Noch beim Saisonfinale 2013 in Brasilien wären die DJs Chuckie & Junxterjack sang- und klanglos untergegangen, wenn sie neben der Rennstrecke ihren Disco-Hit "Make Some Noise" zum Besten gegeben hätten, doch diese Zeiten sind jetzt vorbei. Beim Grand Prix von Australien wird eine neue Ära in der Formel 1 eingeleitet: leise, umweltverträglich, familienfreundlich - gesellschaftsrelevant eben, wie das heutzutage im Neudeutschen genannt wird. Aber nicht bei allen kommen die V6-Turbos mit Energierückgewinnung gut an.

"Der Sound der Formel 1 ist weg! Wir brauchen den alten Sound zurück", forderte Force-India-Teamchef Vijay Mallya vor laufenden TV-Kameras, als er, an der Boxenmauer stehend, realisierte, wie leise die neue Generation Grand-Prix-Prototypen tatsächlich ist. Und auch vor den TV-Schirmen dürften Millionen von Fans erst einmal auf der Fernbedienung den Lautstärkeregler gesucht haben, um die Trainingsübertragung lauter zu drehen - denn mit dem V8-Sauger-Sound von 2013 und davor hat das, was jetzt in die Wohnzimmer transportiert wird, nichts mehr zu tun.

"Lärm und Geruch sind das, was bei mir als Kind zuallererst hängen geblieben ist", schreibt etwa Twitter-User Tom Gaymor. "Das macht aus Erwachsenen wieder Kinder, wenn sie ein Formel-1-Auto sehen!" Und auch im Fahrerlager überwiegen die Kritiker: "Es hat schon etwas sehr Gruseliges, in einem stillen Paddock zu sitzen, während Autos auf der Strecke sind. Kein Lärm, schrecklich", teilt Lynden Swainston über den Internet-Kurznachrichtendienst mit.

Ohrstöpsel braucht kein Mensch mehr

Auch bei uns in der Redaktion gehen die Reaktionen auseinander, von "peinlich" und "lächerlich" über "ungewöhnlich" und "mir egal" bis hin zu "einfach anders, leiser, zeitgemäßer". Anders klingt die Formel 1 anno 2014 definitiv, und die Ohrstöpsel kann man jetzt selbst als Vor-Ort-Zuschauer getrost zu Hause lassen. Ärgern werden sich diejenigen, die sich wegen des imposanten Klangerlebnisses der Formel 1 irgendwann eine Surround-Anlage zugelegt haben...

Ein Journalistenkollege bezeichnete den neuen Sound der Königsklasse im Rahmen der heutigen FIA-Pressekonferenz als "wenig berauschend", ein "echtes Problem" und "schrecklich". Woraufhin Mercedes-Sportchef Toto Wolff schnippisch konterte: "Wenn Sie den alten Motorensound so gemocht haben, dann gehen wir doch zurück zum V10 oder zum V12, dann lasst uns keinen Hybrid bauen!" Aber der ist nun mal Zukunft (und Gegenwart) der Automobilindustrie.

Wolff steht voll hinter dem neuen Antriebsformat

"Dies ist eine moderne Technologie, die Straßenautos gehen in die gleiche Richtung. Downsizing ist das Motto", erklärt Wolff, ohne der lauten Vergangenheit eine Träne nachzuweinen. "Wir müssen akzeptieren, dass sich die Formel 1 verändert hat. Diese Autos werden in ein paar Rennen schneller sein als die alten. An den Sound gewöhnen wir uns. Ich verspreche Ihnen, dass Sie nächstes Jahr keinen Unterschied mehr merken werden."

Teamchef-Kollegin Claire Williams stimmt zu: "Ich denke, die Menschen werden sich sehr schnell daran gewöhnen, wie es jetzt klingt. Wir hatten in all den Jahrzehnten so viele Veränderungen im Motorsport. Normalerweise gerät sehr schnell in Vergessenheit, wie der Motor davor geklungen hat. Die Menschen wollen am Sonntag ein gutes Rennen sehen. Solange wir das liefern, wird das ganze andere Gerede rasch zurückgehen."

Mehr geredet wird nun möglicherweise am Boxenfunk, denn die Kommunikation zwischen Fahrer und Renningenieur wird durch die geringere Lautstärke erheblich einfacher. Und auch die Tatsache, dass man plötzlich quietschende Reifen hören kann, werden manche als positive Randerscheinung verbuchen. Doch egal ob Befürworter oder Skeptiker: Eine abschließende Meinung sollte man sich wohl nicht nach einem einzigen Tag bilden...

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