Beim Mercedes-Formel-1-Team herrschte nach dem Motorschaden von Lewis Hamilton in Sepang 2016 Aktionismus - 60 Pfennigartikel getauscht!
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Es war wohl einer der bittersten Momente in der Karriere von Lewis Hamilton, als ihm beim Großen Preis von Malaysia 2016 überlegen in Führung liegend der Motor um die Ohren flog. Das V6-Aggregat hielt der tropischen Hitze nicht stand und ließ den Engländer im Stich, als es gerade am wichtigsten war. Der Defekt an der Pleuellagerschale des Motors kostete Lewis Hamilton höchstwahrscheinlich den dritten WM-Titel. Bei Mercedes galt es derweil nach dem Rennen, schnellstmöglich Antworten zu finden.
"Wir haben verdammt viel nachgeforscht", bestätigt Motorenchef Andy Cowell. Der Motor wurde in Brixworth eingehend untersucht - unter Zeitdruck, denn es standen ja noch mehrere Rennen auf dem Programm. "In diesem Fall haben wir Änderungen an 60 Pfennigteilen innerhalb des Motors vorgenommen, um das Lager standfester zu machen. Außerdem gab es drei oder vier Verbesserungen bei der Montage des Motors", fügt er hinzu. Zuverlässigkeits-Upgrades durften auch schon 2016 vorgenommen werden, ohne Token dafür einsetzen zu müssen.
Die Qualitätskontrolle sei in der Mercedes-Motorenschmiede immer besser geworden, betont der Brite. "Wir haben in Brixworth vieles verändert, wenn es darum geht, wie wir unsere Konzepte überprüfen, wie mit Zulieferern arbeiten, wie wir Teile zusammensetzen und auswählen - und so weiter. Die ganze Qualität im Produktionsablauf ist nun besser."
Das wird auch dem neuen Motor für die Formel-1-Saison 2017 zugutekommen. Nachdem das Tokensystem aufgegeben und die Entwicklung an den Aggregaten freigegeben worden ist, schöpft Mercedes aus den Vollen und hat ein völlig neues Aggregat gebaut. "Nur die Basis-Architektur entspricht noch dem Motor von 2014, den wir zweimal weiterentwickelt haben. Rundherum ist alles neu. Die MGU-K, die MGU-H, sogar die Stromschalter. Die Kabel sind noch gleich, aber länger", wird Cowell von 'Auto Motor und Sport' zitiert.
Mit der neuen Antriebseinheit sollen Sprünge gelungen sein, die so groß sind, dass sogar vierstellige PS-Zahlen möglich sein sollen. Die Konkurrenz zittert jedenfalls schon: Honda-Motorenchef Yusuke Hasegawa etwa, der seinerseits einen komplett neuen Motor enthüllte, bezeichnete die Fortschritte von Mercedes als "unglücklich für uns".