McLaren-Miteigentümer Mansour Ojjeh erklärt, wie er die Schuldfrage in der Trennung zwischen McLaren und Honda sieht und warum Renault ideal ist
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Bis zum Schluss gab es Zweifel, ob es wirklich zur Scheidung zwischen McLaren und Honda kommen würde. Doch am Ende war der Graben zwischen den stolzen Unternehmen nach Jahren des Misserfolgs und der gegenseitigen Demütigungen zu groß. Doch wer ist nun schuld am Scheitern? "Ich muss glaube ich nicht sagen, dass es hart war", sagt McLaren-Anteilseigner Mansour Ojjeh gegenüber dem Magazin 'GP Gazette'. "Das war es auch für sie. Man kann nicht sagen, dass sie sich nicht bemüht hätten, und auch uns kann man das Bemühen nicht absprechen." Am Ende kann er aber keinen Schuldigen ausmachen: "Es hat einfach nicht funktioniert."
Stattdessen sei es am Ende wichtig gewesen, dass beide dies anerkennen. "Es war nicht gut für sie und nicht gut für uns", erklärt Ojjeh. "In so einem Fall müssen beide etwas anderes probieren. Hoffentlich funktioniert es für sie und hoffentlich auch für uns." Der Geschäftsmann aus Saudi-Arabien, der mit seinem Unternehmen TAG bereits in den 1980er-Jahren bei McLaren eingestiegen ist, vergleicht die Situation mit einer zwischenmenschlichen Beziehung: "Es ist wie bei unüberwindbaren Differenzen in einer Ehe oder so. Dann muss jeder seine Wege gehen."
McLaren wird in der kommenden Saison von Renault mitbetreut, während die Honda-Triebwerke zunächst zu Toro Rosso und dann wohl auch zu Red Bull abgeschoben werden. Mit dem Nachteil, dass man bei Renault neben dem Werksteam nicht die Top-Priorität genießen wird. Honda kann währenddessen beim kleinen Red-Bull-Team einen Neuanfangen wagen und somit das schwer ins Trudeln geratene Projekte später mit dem A-Team doch noch zum Erfolg führen.
Freude bei McLaren: Renault und Red Bull als direkte Messlatte
"Ich bin froh, dass Honda in der Formel 1 geblieben ist, denn sie könnten ein großartiger Konkurrent sein", meint Ojjeh. Er selbst freut sich aber darüber, dass sein Team nun endlich wieder eine ordentliche Messlatte hat: Nicht nur eine, sondern gleich zwei - denn neben Renault wird 2018 auch noch das Red-Bull-Team mit den französischen Antriebseinheiten ausrücken.
"Das sorgt für eine andere Motivation", sieht er den direkten Vergleich positiv, denn in den vergangenen Jahren war man das einzige Team, das von Honda ausgestattet wurde. "Wir müssen es also hinbekommen, wenn wir besser sein wollen als diese Messlatte. Wir freuen uns auf diese Herausforderung."
Zumal Ojjeh mit McLaren in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder erleben musste, wie stark Renault sein kann. Unvergessen bleibt die Ära, als die Franzosen mit Williams und Nigel Mansell gegen McLaren-Honda und Ayrton Senna kämpften. Die damalige Rivalität ist aber Geschichte: "Sind sind froh, dass sie uns haben, was sehr wichtig ist. Wir beide wollen einander."
Mitbesitzer Ojjeh hofft auf Aufbruchstimmung
Obwohl McLaren nun keinen Werksstatus mehr besitzt, was sich nicht nur auf die Leistungen, sondern auch auf das Budget auswirken könnte, glaubt Ojjeh an die Rückkehr in die Erfolgsspur. "Wir müssen wieder in die Spur kommen", fordert er. "Man darf nicht vergessen, dass auch Ferrari 20 Jahre lang keinen WM-Titel geholt hat. Das vergessen die Leute. Aber wir werden zurückkommen."
Der Verlust der Honda-Gelder und die aktuelle Leistungsschwäche machen es diesbezüglich nicht einfacher. "Klar ist es viel leichter, einen Sponsor zu finden, wenn man wie Mercedes immer gewinnt und nicht Neunter oder Zehnter wird. Das ist simples Marketing."
Abschließend stellt er die Frage: "Wird es die Sache einfacher machen, wenn man eine Marketing-Abteilung davon überzeugen kann, dass wir die Sache jetzt anders angehen, über eine gewisse Marke verfügen und hoffentlich wieder besser werden?" Seine Antwort: "Ja."