Mark Webbers Erinnerungen: Ferrari-Deal war unterschriftsreif

, 15.10.2016

Fernando Alonso wollte Mark Webber 2013 zu Ferrari holen, und Webber wollte 2015 mit Alonso und Adrian Newey ein Porsche-Dreamteam für Le Mans bilden

Mark Webber, in der Formel 1 Beinahe-Weltmeister von 2010 und neunmaliger Grand-Prix-Sieger auf Red Bull, hat diese Woche seinen Rücktritt vom aktiven Motorsport per Saisonende 2016 bekannt gegeben. Der Formel 1 hat er schon 2013 den Rücken zugekehrt. Was viele nicht wissen: Für die Saison 2013 stand er in fortgeschrittenen Verhandlungen über ein Ferrari-Cockpit.

Nach seiner WM-Niederlage 2010 gegen Sebastian Vettel und frustrierenden Grabenkämpfen mit Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko begann in Webber 2011 der Gedanke zu reifen, sich ein neues Umfeld zu suchen. Dabei ergaben sich zwei Möglichkeiten: Am Red-Bull-Ring traf er sich mit Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz, mit dem er bei einem weiteren Meeting in Stuttgart im November 2012 vereinbarte, einen WEC-Dreijahresvertrag ab 2014 ernsthaft in Betracht zu ziehen.

Und: "In etwa zur selben Zeit im Jahr 2011 begann auch Ferrari herumzuschnüffeln", schreibt Webber in seiner Autobiografie "Aussie Grit: My Formula One Journey" (erschienen 2015 im Londoner Macmillan-Verlag). Das Interesse der Scuderia war immerhin ernst genug, ihn zum MotoGP-Lauf in Mugello einzuladen. Das war ein cleverer Schachzug: Für Valentino Rossi und Co. hatte Webber schon immer etwas übrig.

Vertragslaufzeit als Knackpunkt

Trotz der zunehmenden Frustration über die Achse Marko-Vettel unterschrieb Webber letztendlich noch einmal bei Red Bull. Bis das Thema Ferrari am Monaco-Wochenende 2012 eine neue Dynamik annahm: "Ich traf mich mit Stefano-Domenicali, dem Ferrari-Teamchef, auf Flavio Briatores Boot im Hafen von Monaco. Die Chance, mich dem Team mit dem springenden Pferd anzuschließen, war nun sehr real. Flavio, Stefano und Fernando wollten, dass es klappt."

"Verträge wurden hin und her geschickt, aber sie waren für ein Jahr mit Option auf ein zweites, nicht für zwei Jahre, was wir wollten. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich noch nicht festgelegt, die Formel 1 zu verlassen und zu Porsche zu wechseln. Ich war aber nicht interessiert daran, für 2013 zu einem anderen Formel-1-Team zu wechseln, nur damit sie mir dann im Juli vielleicht sagen, dass meine Dienste für das Jahr danach nicht mehr benötigt werden", erinnert er sich.

Eine treibende Kraft hinter den Verhandlungen war Fernando Alonso, mit dem Webber schon seit Jahren ein enges Verhältnis hatte. Die beiden kennen sich aus ihren Anfangsjahren bei Benetton, in denen sie von ihrem gemeinsamen Manager Flavio Briatore in die Formel 1 gebracht wurden, und hätten 2005 eigentlich bei Renault Teamkollegen werden sollen. Webber lehnte Briatores Masterplan damals ab und entschied sich für Williams. Ein folgenschwerer Fehler.

Webber schmiedete am Porsche-Dreamteam

2013 hätten Webber/Alonso bei Ferrari doch noch Teamkollegen werden können. "Unsere Freundschaft und unser gegenseitiger Respekt wuchsen noch mehr, als wir darüber zu sprechen begannen, dass ich zu Ferrari kommen könnte", erklärt Webber und verrät eine weitere nie enthüllte Idee: "Oder dass er 2015 für Porsche in Le Mans fahren möchte! Keine der beiden Storys wurde je in den Medien geleakt - die waren immer gut sechs Monate hinterher!"

Porsche 2015 wäre beinahe zum Formel-1-Dreamteam geworden, denn Webber wollte neben Alonso auch Stardesigner Adrian Newey davon überzeugen, mit ihm Le Mans zu gewinnen: "Es hätte mir sehr gefallen, Adrian dorthin mitzunehmen. Ich habe intensiv versucht, ihn dazu zu überreden, mir zu Porsche zu folgen", gibt er zu. "Aber er entschied sich lieber für den America's Cup. Was ich verstehen kann, weil das eine komplett neue Herausforderung für ihn ist."

Dass der Wechsel zu Ferrari nie geklappt hat, von dem letztendlich so viele Formel-1-Fahrer träumen, hätte übrigens nicht nur mit Verhandlungsdetails wie der Vertragslaufzeit zu tun. Auch die australische Legende Jack Brabham spielte dabei eine Rolle. "Als er davon hörte, sagte er, dass er sehr enttäuscht wäre. Für ihn wäre das ein Akt des Verrats gewesen", schreibt Webber, "denn Ferrari war seine Motivation. Ferrari wollte er zu seiner Zeit am meisten schlagen."

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