Die Schwäche von Renault kostet Red Bull laut Helmut Marko schon jetzt 20 Millionen Euro, und es könnte noch mehr werden - Krisenmeeting am kommenden Donnerstag
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Vor dem Heimspiel am Red-Bull-Ring ist bei den Roten Bullen Krisenstimmung angesagt. Für den Rennstall läuft in der aktuellen Saison überhaupt nicht nach Wunsch. Von Siegen ist der einstige Erfolgsrennstall weit entfernt, das Podest wurde ebenfalls noch nicht erreicht. Vor dem Rennen in Spielberg kam die nächste Hiobsbotschaft: Weil bei Daniil Kwjat und Daniel Ricciardo jeweils die fünfte Power-Unit verbaut wird, werden die beiden in der Startaufstellung zehn Plätze strafversetzt.
Intern ist längst klar, wer den Schwarzen Peter für die Misere trägt: Motorenhersteller Renault kann mit der Konkurrenz von Mercedes und Ferrari nicht mithalten und ist die große Schwachstelle des Teams. Gestern wurde bekannt, dass sich Red Bull womöglich von den Franzosen trennen möchte und dabei sogar eine B-Version von Ferrari in Kauf nehmen würde. "Fakt ist: Wir werden nicht noch zwei weitere Jahre mit diesem chancenlosen Motor in der Formel 1 herumkurven", bestätigt Motorsportberater Helmut Marko gegenüber 'Bild'.
Bei einer internen Sitzung sollen sich Marko und Red-Bull-Oberboss Dietrich Mateschitz in der vergangenen Woche darüber verständigt haben, dass eine weitere Zusammenarbeit keinen Sinn haben würde - auch wenn Mateschitz heute betont, dass es keine Alternativen zu Renault gebe. Am kommenden Donnerstag soll es noch einmal ein Krisentreffen mit dem Motorenpartner geben. "Sie werden uns dort ihre Prüfstandergebnisse unterbreiten und erklären, wie sie sich die Zukunft vorstellen", sagt Marko. "Und dann entscheiden wir, wie wir mit dem Thema weiter umgehen."
Verbesserungen sind bei den Franzosen in den vergangenen Monaten allerdings nicht zu sehen gewesen, stattdessen hat der Hersteller leistungsmäßig sogar noch abgebaut: Red Bull war im Qualifying von Kanada rund eine halbe Sekunde langsamer als im Vorjahr, während die Konkurrenz zeitenmäßig zulegen konnte. Es heißt, Renaults Defizite lägen derzeit bei 120 PS zu Mercedes und 80 PS zu Ferrari.
Dieses Defizit wurde teilweise absichtlich herbeigeführt, um die Zuverlässigkeit zu verbessern, dennoch sind Ricciardo und Kwjat in Sachen Power-Units bereits über dem Limit, weswegen sie in Spielberg harte Strafen aufgebrummt bekommen. Bei Red Bull ist man genervt davon, dass man seit Jahresbeginn hinterherhinkt und sich die Situation nicht verbessert. Helmut Marko spricht offen von einem "sehr angespannten Verhältnis" zwischen dem Team und dem Motorenhersteller.
In der WM-Wertung bedeutet die Schwäche, dass das Team enorm zurückgefallen ist. Daniel Ricciardo, der im vergangenen Jahr noch als einziger Nicht-Mercedes drei Siege einfahren konnte, ist nur Siebter, Teamkollege Kwjat einen Rang dahinter. Bei den Konstrukteuren sind Ferrari und Williams locker vorbeigeflogen: "Der Rückfall von Platz zwei auf Platz vier tut richtig weh", sagt Marko. "Das kostet uns jetzt schon 20 Millionen Euro." Doch es könnte noch mehr werden, wenn Lotus und Force India mit ihrem Mercedes-Aggregat zulegen.