Die Red-Bull-Eminenz und der Mercedes-Pilot nehmen es für sich in Anspruch, Fairness in der Box walten zu lassen und sprechen es dem jeweils anderen ab
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Die Formel 1 ist nicht erst seit dem Malaysia-Grand-Prix am Wochenende ein Haifischbecken. Dennoch schwimmt in ihr so mancher Raubfisch mit moralischen Prinzipien. Und deshalb gilt es nicht gerade als schmeichelhaft, wenn eine Mannschaft ex ante definiert, wer die Nummer eins und die Nummer zwei in der eigenen Box ist. Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko und Mercedes-Pilot Lewis Hamilton schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu, wenn es um eine fixe Teamhierarchie geht.
Der Österreicher nimmt es für seine Truppe in Anspruch, keinem Piloten einen Vorzug zu geben: "Wir behandeln die Fahrer grundsätzlich gleich", sagt er im Gespräch mit 'Sky Sports F1'. Die Geschehnisse vom Sonntag bestätigen Marko. Obwohl Sebastian Vettel in den vergangenen Jahren dreimal den WM-Titel holte und Mark Webber teilweise dominierte, sollte der Australier den Funksprüchen zufolge an der Spitze bleiben. Derartige Referenzen gibt es im neuen Teamduell der Silberpfeile noch nicht.
Zwischen Hamilton und Nico Rosberg gab es nur eine Situation: Und zwar die in Sepang, als der schnellere Deutsche hinter dem Ex-Weltmeister zurückstecken musste. "Es ist nicht wie bei Mercedes, wo es eine klare Nummer eins und Nummer zwei gibt", schießt Marko mit Blick auf die Vorkommnisse in Malaysia in Richtung der Konkurrenz und unterstreicht bei 'ServusTV': "Wir haben bei Mercedes das andere Beispiel gehabt. Das ist bei uns im Regelfall nicht so." Offen bleibt, wann der "Regelfall" aufhört.
Hamilton gibt sich als fairer Sportsmann
Hamilton jedenfalls bringen solche Aussagen auf die Palme. "Das ist doch Mist", macht der Brite klar, spielt den Ball zurück und erkennt darin die Schwäche des Formel-1-Projektes des Brauseherstellers: "Red Bull hat eine klare Nummer eins und zwei, das war schon immer so. Und sie hatten auch schon immer diese Probleme." Bei Mercedes gäbe es dagegen keine Hackordnung: "Ich habe vom ersten Gespräch mit dem Team an gesagt, dass ich Gleichheit will", verteidigt sich Hamilton.
Unmittelbar nach der Zieldurchfahrt in Sepang hat er sich bei Rosberg entschuldigt. Er will kein Pilot mit vertraglichem Status sein, er will sich auf der Strecke durchsetzen: "Ich bin kein Fahrer, der ankommt und das fordert, wie es viele andere tun", betont Hamilton, ohne dabei den Namen Fernando Alonso in den Mund zu nehmen. "Du musst in den Spiegel schauen und sagen können, dass du sauber und fair gewonnen hast. In Malaysia hatte ich nicht das Gefühl", fährt der 28-Jährige fort.
Er sei ein gutes Rennen gefahren, aber seine Gefühlslage sei nicht gerade überschwänglich, gewährt er einen Blick in sein Seelenleben. Für Hamilton war die stärkere Leistung Rosbergs ein Warnschuss. "Er hat insgesamt einen besseren Job gemacht als ich. Ich muss sicherstellen, dass ich in China stärker bin." In Schanghai gewann der Deutsche 2012 seinen ersten Grand Prix. "Im vergangenen Jahr war es schon eine ziemlich außergewöhnliche Situation, in der Mercedes sehr gut war. Einen Durchmarsch wird es nicht geben", bremst Hamilton.