Helmut Marko übt Kritik am wenig mannschaftsdienlichen Rennen von Mark Webber in Brasilien und stellt ihm die Rute ins Fenster - Eine Chance für Nico Hülkenberg?
© Foto: Red Bull
Die Beziehung zwischen Mark Webber und Red Bull ist auch zwei Jahre nach der Stallkollision mit Sebastian Vettel und der Frontflügel-Affäre von Silverstone weiter spannungsgeladen. Immer wieder hatte der "Aussie" bewiesen, dass er nicht dazu bereit ist, den inzwischen dreifachen Weltmeister zu unterstützen. Im Vorjahr wurde er beim Grand Prix von Großbritannien per Boxenfunk aufgefordert, den vor ihm fahrenden Red-Bull-Piloten nicht zu attackieren, doch Webber ignorierte die Aufforderung. Dieses Jahr machte er Vettel ausgerechnet beim WM-Krimi in Brasilien das Leben schwer, als er ihn beim Start gegen die Mauer drängte.
Der Heppenheimer verlor dadurch Positionen - ohne das Manöver wäre er später nicht mit Bruno Senna kollidiert, was ihn beinahe aus dem WM-Rennen gerissen hätte. Dass man darüber bei Red Bull "not amused" war, versteht sich von selbst. Dort hat der 36-Jährige mit Boss Dietrich Mateschitz und Teamchef Christian Horner zwei Fürsprecher, aber mit Motorsportkonsulent Helmut Marko auch einen Kritiker.
Nach Webbers turbulentem Grand Prix von Abu Dhabi, als er immer wieder in Zwischenfälle verstrickt war, machte der Grazer gegenüber 'Bild.de' seinem Unmut Luft: "Mehr Fehler als Mark kann man in einem Rennen nicht machen." Und auch mit dessen Verhalten in Sao Paulo war Marko nicht zufrieden, wie er gegenüber 'Sport Bild' klarstellt: "Mark war in Brasilien nicht optimal kooperativ."
Markos Schuss vor Webbers Bug
Vor allem der Motorsportkonsulent beharrt darauf, dass der Vertrag Webbers stets nur um ein Jahr verlängert wird. Für ihn ist die Rollenverteilung im Team klar. Bei der Weltmeisterfeier in seiner Heimatstadt Graz reagierte er auf die ständigen Anfeindungen Vettels, dieser wäre nur wegen Adrian Neweys Genieblitzen drei Mal in Folge Weltmeister geworden: "Wir haben zwei Newey-Autos am Start und letztlich ist es immer Vettel, der gewinnt."
Auch das WM-Klassement 2012 zeigt, wer bei Red Bull die Oberhand hat: Weltmeister Vettel heimste insgesamt 281 Punkte für Red Bull ein, der Sechstplatzierte Webber nur 179. "Die Statistik spricht eine deutliche Sprache", sagt Red Bulls Motorsportkonsulent. "Es gibt keinen Grund für mich, anzunehmen, dass sich die Kräfteverhältnisse ändern sollten." Und er warnt Webber: "Mark weiß, was wir von ihm erwarten."
Hülkenbergs Chance?
Verhält er sich also nicht mannschaftsdienlich, droht ihm bei Red Bull das Aus. Mit Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne stehen zwei potenzielle Ersatzmänner parat. Nach einer ersten vollen Formel-1-Saison mit vereinzelten Höhepunkten müssen sich die beiden nun für höhere Dienste empfehlen. Gelingt ihnen das nicht, wäre laut 'Sport Bild' Sauber-Pilot Nico Hülkenberg eine Alternative.
Kein Wunder, dass der Aufsteiger aus Emmerich in Hinwil nur einen Einjahresvertrag unterschrieben hat, schließlich hat ihn auch Ferrari auf dem Radar, sollte Felipe Massa den Aufwärtstrend 2013 nicht fortsetzen können. Bereits als Hülkenberg in den Nachwuchsserien einen Titel nach dem anderen holte, wollte Red Bulls Juniorteamchef Marko das vielversprechende Talent an Bord holen.
Er testete ihn sogar bei einer Red-Bull-Nachwuchssichtung, doch am Ende vereitelte Hülkenbergs Vertrag mit Sponsor Dekra die Zusammenarbeit, wie der Österreicher verrät: "Vor ein paar Jahren stand er auf der Kandidatenliste für unser Juniorteam, aber Nico hatte damals schon einen anderen Hauptsponsor, von dem er sich nicht trennen wollte."