Marussia-Geschäftsführer kritisiert Formel-1-Geschäftsmodell

, 24.01.2013

Warum Marussia-Geschäftsführer Graeme Lowdon keinen Ausweg sah, als sich von Timo Glock zu trennen, und man 2013 erstmals ohne TV-Gelder auskommen muss

Timo Glock schien bei Marussia eigentlich fest im Sattel zu sitzen, doch vor wenigen Tagen wurde der Odenwälder dann doch noch unsanft aus der Formel 1 befördert. Und das, obwohl er eigentlich einen Vertrag hatte. Sein Arbeitgeber sah keinen anderen Ausweg mehr, um die Voraussetzungen für eine Teilnahme an der Formel-1-WM 2013 zu schaffen, als sich von Glock zu trennen. Dieser verdiente im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen bei Marussia Geld, ohne Sponsoren mitzubringen.

"Es war eine schwierige Entscheidung, aber die richtige Entscheidung für das Team - und eine, die wir gemeinsam mit Timo getroffen haben", ist Marussia-Geschäftsführer Graeme Lowdon gegenüber 'Autosport' davon überzeugt, dass dies der einzige Weg war, um den Rennstall zu retten. Er bedankt sich dafür bei Glock: "Er war von Anfang an ein Teamplayer."

Doch Marussia ist nicht das einzige Team, das sich derzeit in finanziellen Turbulenzen befindet und sich daher zu so einem Schritt gezwungen sieht - auch bei Caterham sieht es derzeit so aus, als würde man Heikki Kovalainen durch einen Paydriver ersetzen. Und bei Force India wackelt Paul di Resta, obwohl dieser einen gültigen Vertrag für 2013 hat. Auch er bringt keine Sponsorengelder.

Lowdons Kritik

"Die Formel 1 ist die Königsklasse des Motorsports, und auch das wirtschaftliche Modell sollte eigentlich Weltklasse sein", übt Lowdon Kritik an den Strukturen der Formel 1, die es für die Team schwierig machen, zu überleben. "Das aktuelle Modell birgt Gefahren, die ernst genommen werden sollten. Es ist nicht immun gegen Herausforderungen, mit denen unsere Sponsoren und Partner konfrontiert sind. Und wir machen unsere Geschäfte in einer konkurrenzfähigen Welt. Die Formel 1 kann es sich nicht leisten, selbstgefällig zu sein."

Ein Appell, der direkt an Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und die FIA gerichtet ist. Tatsächlich können kleinere Teams trotz Ressourcenrestriktion aufgrund der deutlich niedrigeren Budgets nicht annähernd mit den Topteams mithalten, vor allem, wenn sich das Interesse der Sponsoren in Grenzen hält. Die Pläne von Ex-FIA-Boss Max Mosley, die Formel 1 auch für Neueinsteiger wieder erschwinglich zu machen, wurden von den Teams vor einigen Jahren blockiert - während HRT nach drei Jahren in der "Königsklasse" bereits die Luft ausgegangen ist, wird es auch bei Caterham und Marussia immer enger.

2013 erstmals keine TV-Gelder für Marussia

Einer der Gründe dafür ist auch das Wertschöpfungsmodell, das es nur den Teams, die es unter die Top-10 der Konstrukteurs-WM schaffen, erlaubt, am Kuchen von Ecclestones TV-Geldern mit zu naschen. Um Marussia zu übertrumpfen und doch noch Zehnter zu werden, hat Caterham im Vorjahr am Ende der Saison eine wahre Entwicklungsschlacht eröffnet. Am Ende ging die Rechnung um ein Haar auf.

Der große Verlierer hieß Marussia, denn im Gegensatz zu den Jahren davor gibt es ab 2013 auch keine Bonuszahlungen in Höhe von zehn Millionen US-Dollar (umgerechnet 7,5 Millionen Euro) für die drei Neueinsteigerteams mehr. Das bedeutet, dass das russische Team völlig leer ausgeht und um jeden Cent kämpfen muss. Somit hat man sich entschieden, sich von Glock, der rund zwei Millionen Dollar (umgerechnet 1,5 Millionen Euro) verdient, zu trennen und auf einen Paydriver zu setzen. Wenn man bedenkt, dass der Brasilianer Luiz Razia angeblich bereits mit einer Sponsormitgift von rund 20 Millionen Euro bei einigen Teams vorstellig wurde, ist klar, dass die Rechnung für Marussia aufgeht. Ob die Formel 1 davon profitiert, ist eine andere Frage.

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