Der Insolvenzverwalter bestätigt, dass Marussia zusperren muss und die Mitarbeiter entlassen werden: Bis zur heutigen Deadline konnte kein Investor gefunden werden
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Traurige Nachrichten aus Banbury: Der Insolvenzverwalter hat bestätigt, dass die Geschäftstätigkeit des Marussia-Teams eingestellt und Mitarbeiter entlassen werden. Damit ist das Ende des Rennstalls besiegelt. Vor wenigen Tagen war noch einmal leise Hoffnung aufgebrandet, als sowohl Marussia (unter dem Namen Manor F1 Team) als auch Caterham in der Nennliste für die Saison 2015 aufschienen. Der Hintergrund: Der Insolvenzverwalter wollte so unbedingt - für den Fall, dass ein Retter gefunden werden kann - die Lizenz sichern.
Die Gespräche mit zwei möglichen Investoren haben sich aber zerschlagen, da bis zur Deadline heute um 13:00 Uhr kein Geld geflossen ist. "Selbstverständlich ist es zutiefst bedauerlich, dass ein Betrieb mit einer so großen Anhängerschaft in Großbritannien und weltweit eingestellt werden muss", kommentiert der Insolvenzverwalter von FPR Advisory, Geoff Rowley, das Ende des Teams.
Marussia-Vermögenswerte werden veräußert
Marussia, das rund 200 Mitarbeiter beschäftigt, war am 27. Oktober dieses Jahres in die Insolvenz eingetreten. Zunächst konnten die Gehälter bezahlt werden, auch von Entlassungen sah der Insolvenzverwalter vorerst ab. "Wir setzten weiterhin alles daran, interessierte Parteien ins Boot zu holen", versicherte Rowley damals. In Austin war das Team nicht am Start und auch in Sao Paulo tauchte man nicht auf - beim Saisonfinale in Abu Dhabi wollte man aber wieder antreten.
Nun stellt der Insolvenzverwalter allerdings klar: "Das Team wird an den verbleibenden zwei Rennen der WM 2014 in Sao Paulo und Abu Dhabi nicht teilnehmen." Man werde stattdessen den Pflichten nachkommen, "die Vermögenswerte des Unternehmens im besten Interesse der Gläubiger zu veräußern". Das Team habe zwar zuletzt große Fortschritte gemacht, die nötigen Investitionen für die Fortsetzung des Betriebs konnten aber nicht sichergestellt werden.
Tragisches Jahr für Marussia
Damit handelt es sich um einen bitteren Schlusspunkt für das kleine Team, das zuletzt turbulente Zeiten durchstehen musste. Nachdem man bereits im Vorjahr das Kellerduell gegen Caterham im Kampf um Platz zehn in der Konstrukteurs-WM gewonnen hatte, sorgte Jules Bianchi im Mai in Monaco mit Platz neun für eine hervorragende Ausgangssituation, erneut unter den Top 10 zu kommen und damit einen Anteil an den TV-Geldern von Bernie Ecclestone sicherzustellen.
Vor rund einem Monat stand wieder Bianchi im Mittelpunkt, diesmal allerdings auf tragische Art und Weise. Der Franzose krachte beim Grand Prix von Japan in ein Bergungsfahrzeug und zog sich dabei schwerste Kopfverletzungen zu. Beim darauffolgenden Heimrennen in Sotschi trat man nur mit einem Auto an, dann musste man Insolvenz anmelden.
Einstieg 2010 als Virgin-Team
Ursprünglich war Marussia aus dem Formel-3-Team Manor von John Booth hervorgegangen. 2010 stieg man mit Sponsorgeldern von Richard Branson als Virgin-Rennstall gemeinsam mit Lotus (später Caterham) und HRT in die Formel 1 ein.
Grundlage war damals die von Ex-FIA-Boss Max Mosley versprochene Budgetobergrenze in Höhe von 45 Millionen Euro, die aber von Nachfolger Jean Todt doch nicht umgesetzt wurde. Dadurch hatte die drei Teams große Schwierigkeiten, sich zu etablieren. Als Branson die Lust verlor, wurde das Team unter der Leitung des russischen Sportwagen-Herstellers Marussia zum russischen Nationalteam umgemodelt. Der Durchbruch gelang aber auch unter dem neuen Namen nicht.