Massas Ferrari-Martyrium: Respektlosigkeit oder Kündigung

, 07.04.2015

Der Brasilianer glaubt, dass der Umgang mit seiner Person ein Grund für sportliche Misserfolge war - Dennoch sei Passivität die richtige Strategie gewesen

Psychoknacks, kein Biss und ausschließlich mit superweichen Reifen auf der Höhe: Macht unter dem Strich eine logische Nummer zwei. Dieses Bild des Felipe Massa brannte sich den Formel-1-Fans ein, doch der Brasilianer will nach dem Williams-Wechsel mit dem Image aufgeräumt haben. "Respekt ist etwas, was ich in den vergangenen Jahren bei Ferrari nicht im Überfluss hatte", macht Massa im Gespräch mit 'F1i.com' das Standing bei seinem früheren Arbeitgeber für seine Probleme mitverantwortlich.

Bei der Scuderia gegen Michael Schumacher und später gegen Fernando Alonso zurückgesteckt zu haben, hält der heute 33-Jährige aber weiter für einen klugen Schachzug. "Wenn ich meinen Stil bei Ferrari verändert hätte, wäre ich nicht so lange dort gewesen und vielleicht schon vorher gefeuert worden", spielt Massa darauf an, dass er während seiner acht Jahre in Maranello öfters auf der Abschussliste stand. "Es war absolut berechtigt, was ich getan habe", blickt er ohne Reue auf die Zeit zurück.

Er hätte sich intelligent verhalten und auf den Moment für den Abgang gewartet. Die seit seinem Unfall in Ungarn 2009 ausbleibenden Resultate führt er auf das Verhältnis zu seinen Chefs zurück: "Ich brauche ein Auto, das ich gerne fahre, in dem ich mich wohlfühle und eines, das ich meinem Fahrstil anpassen kann. Aber ich muss auch den Respekt des Teams spüren." Ob er für Probleme den damaligen Präsidenten Luca di Montezemolo oder den Ex-Teamchef Stefano Domenicali verantwortlich macht, lässt Massa offen. Er bekennt sich lieber dazu, dass Williams der richtige Ausweg war.

Das Thema Respekt steht nicht mehr auf der Tagesordnung: "Jetzt ist er mir zu 100 Prozent sicher", erklärt Massa, der die familiäre Handlungsweise der Scuderia nach seinem Crash dennoch als "ein Wahnsinn, nicht nur sportlich, sondern auch menschlich" bezeichnet. Trotzdem sei die interne Situation damals ein Hemmnis gewesen: "Wenn man nicht glücklich ist, wirkt sich das auf die Leistung aus. Psychologisch und im Kopf muss alles perfekt sein. Sonst sind 0,1 oder 0,2 Sekunden schnell futsch."

Auf diese Weise will Massa auch seinen lange vermissten Biss wiedergefunden haben. Beispiel Malaysia-Grand-Prix, als er Teamkollege Valtteri Bottas in die Schranken wies, aber mit Williams im Kampf um das Podium deutlich hinter Ferrari zurückblieb. "Ich war nicht glücklich, ich war total stinking, weil ich weiß, wie wichtig diese Punkte für die Gesamtwertung gewesen wären", hadert Massa. "Ich bin nicht nur da, um mit meinem Teamkollegen zu kämpfen, sondern um Erfahrung einzubringen." Noch zu Ferrari-Zeiten war beides nicht die Aufgabe des prädestinierten Wasserträgers.

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