Sind nach dem Aufstieg von Ron Dennis die Tage von McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh gezählt? Stimmen aus England sehen schon ein "Mastermind" im Anflug
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Die Meldung, dass Ron Dennis wieder Chef der McLaren-Gruppe wird, war nicht einfach nur eine Ankündigung, wie sie bei anderen Männern der Fall gewesen wäre. Nein, Ron Dennis kehrt zurück auf den Thron seines Lebenswerkes zurück - ausgerechnet nach dem Jahr, das als eines der schlechtesten der Teamgeschichte gilt. Nicht ein einziger Sieg wollte dem Team 2013 gelingen, zum ersten Mal seit 1980 gab es nicht einmal einen Podestplatz.
Jetzt nimmt Ron Dennis das Zepter wieder in die Hand und kündigte gleich bei seiner Vorstellung massive Veränderungen an. In Großbritannien wird dies schon als Zeichen verstanden, dass die Tage von Teamchef Martin Whitmarsh gezählt sein sollen, der seit seinem Amtsantritt 2009 keinen Weltmeistertitel nach Woking holen konnte. Auch John Watson, der zwischen 1979 und 1983 vier Siege für das von Dennis geführte McLaren-Team holen konnte, fürchtet das Aus für seinen Landsmann.
"Es ist möglich, dass Martin Whitmarsh in seiner Rolle bleibt, aber das wäre vermutlich unwahrscheinlich", sagt er bei 'Sky Sports Online'. Zwar hält Watson Whitmarsh für einen "sehr talentierten und außergewöhnlich cleveren Mann", dennoch ist er überzeugt davon, dass sich der Noch-Teamchef eine andere Rolle bei McLaren oder das Weite wird suchen müssen.
Kommt Ross Brawn?
Sollte Whitmarsh wirklich seinen Hut nehmen müssen, drängt sich die Frage auf, wer den Engländer im Team ersetzen soll. Dennis selbst will nicht wieder die Arbeit am Kommandostand übernehmen, eine Lösung muss her. Aus Großbritannien drängen daher Stimmen, die Ross Brawn als neues Oberhaupt sehen, nachdem er gerade seinen Platz bei Mercedes geräumt hat. Das "Mastermind" könnte die Verstärkung sein, die McLaren an der Spitze braucht.
Doch Watson glaubt, dass Brawn zumindest kurzfristig nicht als Ersatz für Whitmarsh parat steht. Es gilt als ausgeschlossen, dass Mercedes seinen Teamchef direkt zur Konkurrenz wechseln lassen würde. Eine vermutliche vertragliche Auszeit weiß Brawn sowieso anderweitig zu nutzen: "Ross macht Ferien und ich weiß, dass er in den nächsten Monaten viel Angeln in seinem Kalender stehen hat. Ich denke nicht, dass er kurzfristig wieder in die Formel 1 springen will - was danach passiert, ist allerdings unbekannt."
2015 könnte nämlich wieder ein anderes Thema sein, wenn McLaren zu einem Honda-Werksteam umfunktioniert wird. Mit Ross Brawn als Teamchef hatte sich der japanische Hersteller 2008 aus der Formel 1 verabschiedet und könnte den Briten wieder an der Spitze sehen wollen. Watson ist sich allerdings nicht sicher, ob die Beziehung zu Ron Dennis funktionieren würde - alleine wegen Brawns Ferrari-Tagen. "Wenn man an die hitzigen Tage von McLaren '98 und '99 und die Ferrari-Siegsträhne von 2000 bis 2004 zurückdenkt, dann gab es zwischen den Teams kein gutes Gefühl, besonders nicht an der Spitze der Teams", spielt er auf die Feindschaft zwischen McLaren und Ferrari an.
Der König ist nur einer...
"Ob man das hinter sich lassen kann und ob die beiden Parteien zusammenkommen und als Einheit arbeiten können, wäre ein interessantes Szenario", so Watson. "Meiner Meinung nach ist das aber unwahrscheinlich." Sein Landsmann Martin Brunde, 1994 ebenfalls für McLaren aktiv, glaubt jedoch, dass hinter den Kulissen an einem solchen Deal gearbeitet wurde: "Ich bin mir sicher, dass McLaren mit Ross Gespräche geführt hat. Er hat sehr viel Erfahrung. Man kann das nicht ausschließen", meint er bei 'Sky Sports F1'.
Wer letztendlich auf dem Sessel des Teamchefs bei McLaren sitzt, ist seit dem erneuten Aufstieg von Ron Dennis als Chef der McLaren-Gruppe fast egal, denn am Ende hat nur einer das Sagen: "Auch wenn Ron Dennis meint, er will nicht Teamchef werden, steht er in der Gruppe schon darüber. Er ist der Boss", sagt Watson. "In Wirklichkeit wird auch Martin Whitmarsh, der bisher Teamchef war, nicht länger Formel-1-Boss sein. Ron Dennis ist nun diese Person."