Auch Jenson Button kann beim Jerez-Test mit dem neuen McLaren-Honda kaum Kilometer fahren - Beim Potenzial des MP4-30 tappt der Ex-Weltmeister im Dunkeln
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Der brandneue McLaren-Honda MP4-30 bleibt ein Sorgenkind. Nachdem Fernando Alonso am ersten Tag der Wintertestfahrten im spanischen Jerez lediglich sechs langsame Runden fahren konnte, übernahm Jenson Button am Montag das Steuer. Allerdings fiel auch Buttons erste Ausfahrt sehr kurz aus. Der Weltmeister von 2009 kam ebenfalls nur auf sechs Installationsrunden. Von Rundenzeiten braucht man bei McLaren nach zwei Tagen überhaupt nicht reden. Wichtig wäre es, wenn das Auto reibungslos laufen würde.
"Ich glaube nicht, dass wir weniger Runden als Renault und Red Bull im Vorjahr gefahren sind", versucht Button die McLaren-Situation mit Renault Anfang 2014 zu vergleichen. "Red Bull ist heute ohne Frontflügel gefahren, also haben sie noch weniger Erfahrung sammeln können als wir. Wenn man bedenkt, wo Red Bull vor zwölf Monaten beim letzten Wintertest war und sie dann das erste Rennen auf Platz zwei beendet haben." Daniel Ricciardo wurde in Melbourne 2014 nach dem Rennen als Zweiter disqualifiziert.
Dennoch macht sich Button Mut, denn noch weiß niemand, welches Potenzial im MP4-30 steckt. "Es kann viel passieren. Wir wussten, dass der erste Test sehr schwierig sein wird. Es ist nicht mehr wie früher, als man einen Motor eingebaut hat und gefahren ist. Der Antriebsstrang ist sehr kompliziert." Vor allem das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten des Hybrid-Antriebs im Praxisbetrieb stellt die Honda-Ingenieure noch vor eine harte Nuss.
"Ich hatte vor diesem Test keine besonderen Erwartungen. Ich habe mir aber nicht gedacht, dass wir Runde um Runde fahren werden. Aber auch das Weltmeisterteam hatte gestern einen guten Tag und heute ein Problem. Ich glaube nicht, dass sich ihr Antrieb groß vom vergangenen Jahr unterscheidet, und trotzdem haben sie Schwierigkeiten damit", verweist Button auf Weltmeister Mercedes. "Ich habe ohnehin nicht erwartet, dass wir jeden Tag 40 oder 60 Runden fahren könnten. Wir müssen arbeiten und die Probleme verstehen. Darum geht es bei Testfahrten."
Das Beispiel Renault vor einem Jahr zeigt, dass es Zeit benötigt, die Aufgabe aber lösbar ist. "Ich kann die Probleme nicht genau benennen, weil das System sehr kompliziert ist, aber wir sollten die Schwierigkeiten gelöst haben", gibt sich Button optimistisch. "Hoffentlich können wir morgen viel mehr Runden fahren. Für uns geht es in dieser Woche in erster Linie darum, Kilometer und Erfahrung zu sammeln."
Die reine Performance steht in Jerez nicht im Vordergrund. Deshalb kann derzeit auch Button nicht einschätzen, welches Potenzial im MP4-30 steckt. "Das kann ich noch nicht sagen, weil ich das Auto noch nicht mit voller Geschwindigkeit gefahren bin. Wichtig ist, dass wir konzentriert weiterarbeiten. Wir werden noch keine schnellen Runden fahren. Hoffentlich sind wir beim ersten Rennen konkurrenzfähig. Im Moment wissen wir noch nicht, wo wir stehen."
"Ich kann deshalb keine Prognosen für Ergebnisse abgeben. Wir sind ein großartiges Team und es war eine starke Leistung, das Auto für diesen Test vorzubereiten. Wenn man sich den Wagen im Detail ansieht, dann ist es in vielen Bereichen ein Fortschritt zum vergangenen Jahr. Das Packaging des Motors ist großartig. Wir haben eine gute Basis und müssen jetzt mit dem Auto Kilometer sammeln." Button musste nach Testende zum Dopingtest der FIA. Am Dienstag übernimmt Alonso das Testprogramm, bevor Button wieder am Mittwoch an der Reihe ist.