McLaren-Honda kommt trotz der Punkte von Ungarn nicht voran, weswegen sich Fernando Alonso über das Testverbot ärgert: Kräfteverhältnis eingefroren
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Die Plätze fünf und neun beim Großen Preis von Ungarn waren für McLaren-Honda ein unerwarteter Erfolg. Zwölf Punkte konnte das Traditionsteam vom Hungaroring entführen und damit mehr Zähler als in der gesamten restlichen Saison mitnehmen. Zwar konnte man bei McLaren einen deutlichen Aufwärtstrend spüren, doch dass Fernando Alonso vor beiden Mercedes lag, war auch den Umständen geschuldet - das weiß auch das Team.
Denn trotz des Ergebnisses ist die britisch-japanische Kombo noch lange nicht dort angekommen, wo man hinmöchte. Die Entwicklung geht nur schleppend voran, von den angekündigten Siegen und Podestplätzen ist man (noch) weit entfernt. Laut Fernando Alonso liegt das vor allem an den fehlenden Testmöglichkeiten in der Formel 1. Gerade einmal zwölf Tage hatte man vor der Saison in Jerez und Barcelona, weitere vier Tage kamen in Barcelona und Spielberg während der Saison hinzu.
Der Spanier vermisst die Tage anfangs des vergangenen Jahrzehnts. Damals gab es noch keine Testbeschränkung in der Königsklasse, und Teams konnten so noch gewaltige Sprünge innerhalb der Saison machen. "Wenn man damals im ersten Saisonviertel ein schlechtes Auto hatte, dann hatte man ein paar Lösungen und war am Ende des Jahres vielleicht konkurrenzfähig", erklärt Alonso. "Heute ist Mercedes immer Erster und Manor immer Letzter."
Die Kräfteverhältnisse verschieben sich heutzutage kaum noch. Kleinere Sprünge sind lediglich zu erwarten, wenn die Teams beispielsweise vor Barcelona ihr großes Update-Paket bringen oder wenn ein Rennstall wie Force India ein komplett neues Auto bringt. Große Aufholjagden bleiben aber zum Frust der McLaren-Piloten heutzutage aus. "Uns sind die Hände gebunden", ärgert sich Alonso, der mit Renault vor genau zehn Jahren das erste Mal Weltmeister wurde.
Button stimmt Montoyas Plänen zu
Der Spanier drückt seinen Frust aus: "Beim Wintertest in Jerez und Barcelona kann man eine Münze werfen: Wenn man konkurrenzfähig ist, wird man eine gute Saison haben, wenn nicht, dann wird man eine schlechte Saison haben", winkt er ab und hatte zuletzt bereits offen mit anderen Serien kokettiert. Die Testbeschränkung wird indes noch verschärft: 2016 sind nur noch acht Testtage geplant. "Wir sind nicht unbedingt glücklich darüber, aber das wurde schon vor langer Zeit in einer Mehrheit beschlossen, von daher müssen wir damit umgehen", zuckt Rennleiter Eric Boullier mit den Schultern.
Auch nach anderen Themen aus dem vergangenen Jahrzehnt sehnt man sich bei McLaren in der aktuellen Formel-1-Stunde. Der ehemalige McLaren-Pilot Juan Pablo Montoya erklärte zuletzt, dass sich der Rennsport sofort besser machen ließe, wenn man die ganzen Sensoren zurückschrauben würde, die die Ingenieure mit tausenden Informationen versorgen. "Ich stimme Juan Pablo zu, was ziemlich ungewöhnlich ist", lacht Jenson Button.
Auch der Brite, mit 275 Starts erfahrenster Pilot im Feld, kennt die Zeiten genau, denn er war viele Jahre lang gemeinsam mit dem Kolumbianer unterwegs. "Als Juan Pablo hier gefahren ist, gab es keine Sensoren. Als wir in die Formel 1 kamen, ging es darum, die Reifen zu begreifen und zu lernen, selbst Dinge zu nutzen - es ging nicht darum, dass das Team dir sagt, wie hart man in einer Kurve pushen kann und wie heiß die Reifen in einer anderen werden. Man musste es selbst spüren", erklärt der Weltmeister von 2009.
Eigene Reifenwahl? "Hätte in Ungarn nicht funktioniert"
Damals habe man sich als Fahrer noch enorm verbessern können und mit einem besseren Job als der Konkurrent den Unterschied ausmachen können. Button macht keinen Hehl daraus: "Mir hat das viel mehr Spaß gemacht." Heutzutage versucht man hingegen, die Rennen auf andere Weise aufregend zu machen. So gibt es beispielsweise zwei verschiedene Reifentypen, die im Rennen benutzt werden müssen, und wer besser mit den Reifen haushalten kann, der liegt am Ende vorne.
Für die kommende Saison wird aber schon wieder der nächste Kniff angedacht: Jedes Team soll sich selbst die Mischungen für den Grand Prix aussuchen können und diese Wahl vorher geheim treffen. Was sich in der Theorie spannend anhört, muss es in der Praxis aber nicht immer sein, meint Button dazu. Denn in Budapest hätte es am vergangenen Wochenende wahrscheinlich bei allen Teams nur eine Wahl gegeben - und die wäre nicht wie von Pirelli entschieden Soft und Medium gewesen.
"In Realität hätten wir hier Soft und Supersoft gehabt, und das Rennen wäre nicht aufregend gewesen", sagt der Engländer. "Aber die härtere und weichere Mischung hier sind unterschiedlich genug, um die Strategie im Rennen interessant zu machen", sagt er. Besonders der Medium-Pneu fiel performancetechnisch enorm ab und sorgte so für interessante Strategien. "Eine Reifenwahl hätte hier nicht funktioniert."