Jenson Button gewinnt das Saisonfinale in Brasilien, aber McLaren verpasst Platz zwei bei den Konstrukteuren - Emotionaler Abschied von Lewis Hamilton
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McLaren hat beim Saisonfinale in Brasilien ein Ziel erreicht und ein anderes verpasst. Jenson Button feierte seinen dritten Saisonsieg. Bemerkenswert daran war, dass der Brite auch den Saisonauftakt in Australien für sich entscheiden konnte. Bei Saisonmitte triumphierte Button in Spa-Francorchamps. Lange lagen beide Chrompfeile auf Podestkurs. In der Anfangsphase lieferten sich Button und Lewis Hamilton ein enges, aber faires Duell. Als Nico Hülkenberg (Force India) an beiden vorbeiging, drehten sie lange auf den Plätzen zwei und drei ihre Runden.
In der 55 Runden kam es zwischen Hülkenberg und Hamilton zum Duell um die Führungsposition. Im Senna-S war der Deutsche innen, verlor die Kontrolle auf der rutschigen Fahrbahn und rutschte in den McLaren hinein. Hülkenberg konnte weiterfahren, erhielt für den Zwischenfall aber eine Durchfahrtsstrafe. Für Hamilton war das Rennen vorbei. "Ich kann mich nicht so genau daran erinnern und eigentlich ist es auch egal", meint er über die Kollision. Später entschuldigte sich Hülkenberg bei Hamilton.
"Es war für das Team ein positives Jahr. Gratulation an Jenson und Sebastian. Schade, dass wir nicht Platz zwei bei den Konstrukteuren geholt haben, aber ich habe mein Bestes gegeben." Damit hat McLaren ein Ziel nicht erreicht. Da Fernando Alonso und Felipe Massa hinter Button Zweiter und Dritter wurden, war Ferrari der zweite Platz bei den Konstrukteuren nicht mehr zu nehmen. Unter dem Strich sammelte die Scuderia in den 20 Rennen um 22 WM-Punkte mehr.
Für Hamilton endete seine Ära bei McLaren mit einem Ausfall. Als er zurück an die Boxen kam, spendete das gesamte Team Applaus. "Es war ein unglaubliches Jahr. Es ist toll, dass wir am Ende der Saison so stark waren. Ich wünsche dem Team alles Gute", verabschiedet sich der Weltmeister von 2008 höflich. "Meine Gefühle sind gemischt. Das Team hat mich unglaublich unterstützt, aber leider habe ich es heute nicht geschafft. Dafür hat Jenson gewonnen. Ich fühle mich etwas traurig wegen diesem Rennen, aber gleichzeitig auch aufgeregt für die Zukunft."
Button meistert alle Herausforderungen
Für Jubel sorgte Button. McLaren hat in diesem Jahr insgesamt sieben Rennen gewonnen. Weltmeister Red Bull kam ebenfalls auf deren sieben Siege. "Es war ein verrücktes Rennen, wahrscheinlich das verrückteste, das ich je gefahren bin", sagt Button im Ziel erleichtert. "So viele Runden mit Slicks im Regen zu fahren, fühlte sich verkehrt an. Es war aber richtig. Die ganze Zeit hängt man am Funk und diskutiert mit dem Ingenieur. Man versucht herauszufinden, was die anderen machen."
"Sie fragen dich aber ständig, wie nass es da draußen ist. Ich dachte mir nur: Jungs, ich fahre mit über 200 km/h durch Kurve sechs. Es ist gut, diese Beziehung zum Renningenieur zu haben. Er versteht wie ich ein Rennen fahren will. Ich verstehe natürlich auch unter welchem Druck er steht. Wir haben gute Entscheidungen getroffen und dadurch auch gewonnen."
"Es war ein unglaubliches Rennen", freut sich McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh bei 'Sky Sports F1'. "Es war für uns wie auch für alle anderen Teams nicht einfach. Dieser Kurs und die Wetterkapriolen sowie der WM-Showdown sorgten für ein aufregendes Rennen. Ich schätze, dass es auch für die Fans unglaublich war. Wir haben uns auf unser eigenes Rennen konzentriert. Jenson ist grandios gefahren und ich freue mich sehr für ihn."
"Für Lewis bin ich natürlich enttäuscht, denn wir hätten mit beiden Autos auf dem Podium stehen können. Beide haben sich ein unglaubliches Duell geliefert. Es war sauber und sicher. So sollte es zwischen Teamkollegen sein." Auch Button stimmt mit seinem Chef überein. "Eine phänomenale Art die Saison zu beenden", freut er sich bei 'Sky Sports F1'. "Schade, dass Lewis nicht auch auf dem Podium gestanden ist. Wir hatten drei sehr gute Jahre miteinander. Wir haben enge Duelle ausgefochten. Es war hart, aber fair."
Gute Form ist Motivation für 2013
"Es war ein tolles Rennen und freue mich sehr über den Sieg. Das sind gute Vorzeichen für 2013." McLaren wird auch im kommenden Jahr ein Faktor an der Spitze der Formel 1 sein. Die Regeln bleiben weitestgehend stabil. Die größte Änderung betrifft die neue Reifengeneration von Pirelli. Diese ist aber für alle Teams gleich. Die aktuelle Performance macht Button für die Zukunft optimistisch. "Das Auto war sehr stark. Es ist schade, dass Lewis mit Nico kollidiert ist, denn es wäre für ihn und das Team schön gewesen, wenn er die Saison mit einem Hoch beendet hätte."
"In den ersten Runden haben wir sauber miteinander gekämpft und uns gegenseitig Respekt gezollt. Ich wünsche ihm für die Zukunft alles Gute. Für ihn wird es sicher interessant. Hoffentlich ist für ihn das Auto auch gut, damit wir wieder Rad-an-Rad kämpfen können. Ich habe es sehr genossen. Ich möchte Sebastian zu seinem dritten WM-Titel in Folge gratulieren. Das ist sehr beeindruckend. Im nächsten Jahr werden wir alles unternehmen, damit wir ihn schlagen."
Teamchef Whitmarsh blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf das Saisonfinale. Die Siege bei den letzten beiden Rennen sollen der Motor für den WM-Angriff 2013 sein. "Wir arbeiteten hart an diesem Auto und wir sind bereit. Wir haben einen guten Schwung. Auch bei Jenson läuft es super, also kann man natürlich mit diesem Schwung sagen, dass wir die WM gewinnen wollen", meint Whitmarsh bei 'Sky Sports F1'.
Abschied von Hamilton & Ankunft von Perez
"Das wäre fantastisch. Noch wissen wir nicht, wie sich Sergio entwickeln wird, aber er ist ein aufregendes Talent. Natürlich werden wir Lewis vermissen, denn er ist ein großartiger Fahrer. Sergio ist eine große Inspiration und wir werden sehen, ob wir auch ihn so gut vorbereiten können, wie es uns damals bei Lewis für 2007 gelungen ist." Hamilton verabschiedet sich Richtung Mercedes. Auch für Whitmarsh war es ein emotionales letztes gemeinsames Rennen. "Natürlich war es sehr emotional, denn es war für ihn lange sein Zuhause."
"Natürlich sind wir traurig, dass er uns verlässt, aber wir wünschen ihm alles Gute. Wir werden ihn auch in Zukunft beobachten. Vor dem Start aber nicht seine Augen durch das Visier zu sehen, wie ich es seit der GP2 gemacht habe, wird eine merkwürdige Erfahrung in Australien sein. Vielleicht sollte ich zu Mercedes gehen." Die Zukunft bei McLaren heißt Sergio Perez. Auch Button ist gespannt, wie sich der Mexikaner in einem Topteam schlagen wird.
"Er ist offensichtlich sehr talentiert und für ihn ist es eine tolle Möglichkeit. Im Moment haben wir das schnellste Auto und wir zählen zu den besten Teams der Welt. Für ihn ist es eine große Möglichkeit und ich denke, er wird es schaffen. Wir müssen abwarten, aber ich freue mich darauf mit ihm zu arbeiten." Button beendete die Saison 2012 schließlich als WM-Fünfter mit 188 Punkten. Hamilton wurde Vierter mit zwei Zählern mehr auf dem Konto.
Button wird sich demnächst in den Winterurlaub verabschieden. "Ich habe jetzt noch hier einige hektische Tage vor mir. Dann habe ich ein Monat Urlaub. Ich werde an der Fitness arbeiten, mich aber auch etwas ausruhen. Dann werde ich in Hawaii Urlaub machen. Es ist eine tolle Art, die Saison zu beenden. Das verleiht dem Team für die Winterpause viel Zuversicht. Es gibt zwei Bereiche in denen wir uns verbessern müssen."