Ex-Teammanager Jo Ramirez glaubt, dass in Woking nur noch Dienst nach Vorschrift geschoben würde, weil persönliche Kleinkriege auf die Stimmung drückten
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Ex-McLaren-Teammanager Jo Ramirez hat scharfe Kritik an seinem früheren Arbeitgeber geübt. Wie er dem spanischen Radiosender 'COPE' erklärt, sei das Klima am Hauptsitz in Woking denkbar schlecht, um sich aus der seit Jahren andauernden sportlichen Krise zu befreien. "Leider steckt McLaren in einer sehr pikanten Situation, weil zu viel Politik gemacht wird", ortet er die Probleme und zeichnet ein düsteres Bild, wenn es um die Stimmung unter den Mitarbeitern des Teams geht.
Ramirez berichtet von einem Freund, der aktuell auf der Gehaltsliste steht, morgens aber offenbar wenig Lust auf den Weg zur Arbeit verspürt und Dienst nach Vorschrift schiebt: "Es gibt so viel, was die Leute bei McLaren unglücklich macht. Er ist frustriert, weil jeder schuftet, aber keine Leidenschaft mehr vorhanden ist", schildert Ramirez. "Die Menschen haben eben einen Job und müssen ihren Lebensunterhalt verdienen." Das sind aber schlechte Voraussetzungen für die Formel 1.
Die miese Stimmung überträgt sich auf die Strecke: In den vergangenen vier Jahren gelangen nur zwei Podiumsplätze, in den jüngsten zwei Saisons ist McLaren komplett ohn Pokal geblieben. "Was passiert, stimmt uns alte Recken traurig. Sie zerstören sich selbst", bedauert Legende Jo Ramirez.
Er ist überzeugt, dass der ehemalige Volkswagen-Motorsportchef Jost Capito seinen Posten als einer der Geschäftsführer nicht nur deshalb räumen musste, weil ihm nach dem Rauswurf Ron Dennis' die Rückendeckung gefehlt hätte. "Er geht wieder, obwohl die Mitarbeiter große Hoffnungen in ihn gesetzt haben. Er war einige Monate da, aber die politischen Spielchen waren derart penetrant, dass er nicht mitmachen wollte", so Ramirez. "Viele Mitarbeiter bei McLaren sind Dennis-Vertraute."
Dennoch: Aller Tage Abend sei für das Traditionsteam nicht. Selbst mit Blick auf 2017 äußert Ramirez noch Zuversicht. "Wenn im Januar oder Februar das neue Auto vorgestellt wird, werden sich die Dinge zum Guten wenden", ist der Mexikaner überzeugt. Der 75-jährige Ramirez arbeitete von 1983 bis 2001 bei McLaren und erlebte die Goldene Ära mit Ayrton Senna, Alain Prost sowie später mit Mika Häkkinen.