McLaren und der Spanien Grand Prix: Wer hier siegt, kann das fast überall

, 19.04.2008

Nach zwei eher enttäuschenden Rennen versucht McLaren in Barcelona den Befreiungsschlag. Das wäre auch ein wichtiger Indikator für den Rest der Saison.

Die Testtage sind vorbei, in einer Woche beginnt in der F1-Welt wieder der Ernst des Rennwochenendes und bei McLaren ist ein wenig Wiedergutmachung für zwei nicht so erfolgreiche Wochenenden angesagt. Was die Möglichkeiten mit dem Auto angeht, so ist Lewis Hamilton nach den Tests noch nicht so sicher, wie stark es im Vergleich zur Konkurrenz sein wird. "Das ist schwer zu sagen, denn alle Teams machen kontinuierlich Fortschritte. Die Tests im Winter liefen sehr gut und in dieser Woche arbeiteten wir viel an der Aerodynamik und an der Rennabstimmung für den spanischen Grand Prix. Wir haben ein gutes technisches Paket und das Auto liegt sehr gut auf dieser Strecke", meint er.

Die neuen Teile, die McLaren in Barcelona gebracht hat, sollen sich jedenfalls bewährt haben, doch das wollen andere Teams eben auch bei sich so erlebt haben. Hamilton freut sich aber auf das Wochenende, da er die Atmosphäre auf dem Circuit de Catalunya gerne hat - außer vielleicht wenn ein paar irregeleitete "Fans" rassistische Parolen von sich geben. Die Strecke an sich sieht der Brite als gelungene Herausforderung. "Die unterschiedlichen Anforderungen machen die Strecke technisch sehr interessant. Wichtig ist zunächst, in den verschiedenartigen Kurven eine gute Balance zu finden. Kurve zwei ist für das fahrerische Können wie für die Abstimmung eine Schlüsselstelle. Das Auto muss in den Hochgeschwindigkeitskurven eine sehr gute Balance und viel Abtrieb haben und in den Kurven im letzten Teil der Strecke, wo wir nach dem Umbau jetzt langsamer fahren, brauchen wir an den Kurvenausgängen viel Traktion", sagt Hamilton.

Heikki Kovalainen sieht das Rennen nach den Tests gleich als den nächsten Test, da die Autos dort nur mit einer wirklich guten Aerodynamik schnell sind - das hilft natürlich auch bei der Entwicklung. "An einigen Stellen müssen wir stark verzögern, deshalb können wir hier auch die Bremsen testen; ein paar Kurven sind gut geeignet, um die Balance des Autos zu erproben und in den engen Schikanen sehen wir, wie sich das Auto bei Richtungswechseln verhält", erklärt er noch. Die besten Überholpunkte hat der Finne auch schon ausgekundschaftet und erachtet Kurve eins als den am besten geeigneten Ort. "Ausgangs der engen Schikane und über die Start-Ziel-Gerade sollte man sich im Windschatten des vorausfahrenden Autos ansaugen und beim Bremsen überholen."

Ein paar andere Orte hat er sich aber auch schon ausgeguckt, auch wenn es dort etwas schwieriger werden könnte. Kurve fünf erachtet er noch als guten Überholpunkt und auch Kurve zehn, falls Kurve neun gut erwischt wird. Körperlich hat er jedenfalls dafür gesorgt, dass auf der Strecke alles passen sollte. "Wenn mehr als ein Wochenende zwischen zwei Rennen liegt, beschäftige ich mich hauptsächlich mit Fitnesstraining. Ich machte Kraft- und Cardiotraining, und arbeitete an meiner Schnelligkeit. Außerdem verbrachte ich ein paar Tage mit den Ingenieuren in Woking", erzählt Kovalainen.

Für McLaren Geschäftsführer Martin Whitmarsh ist der Spanien Grand Prix ein wichtiger Maßstab für den Rest der Saison, da bei den Überseerennen am Auto nicht viel gemacht werden konnte. "Jetzt aber werden wir sehen, ob wir im Vergleich mit unseren wichtigsten Konkurrenten Fortschritte erzielt haben. Wir sind zuversichtlich, dass wir die Leistungsfähigkeit des MP4-23 gesteigert haben, auch wenn die Tests in dieser Woche darüber nicht viel aussagten", betont er. Immerhin weiß er, dass die äußeren Bedingungen ähnlich denen des Rennwochenendes gewesen sein dürften, über Tankfüllungen und Reifenmischungen bei der Konkurrenz kann er aber auch nur spekulieren.

Da auch noch an der 2009er-Aerodynamik und den Slicks gearbeitet wurde - und das nicht bei allen Teams gleichzeitig -, findet er es noch schwerer, Vergleiche zu ziehen. Immerhin kann er erklären, was bei McLaren so getestet wurde: "Der Schwerpunkt unserer Arbeit lag auf der Balance und der Aerodynamik. Daneben arbeiteten wir an der Aufhängung und am Chassis. Während der ersten Wochen der Saison mit drei Rennen und ohne Testfahrten fielen uns ein paar Schwachstellen auf, die wir vor der Saison nicht bemerkt hatten."

Als Vertreter des Motorenlieferanten Mercedes muss Norbert Haug sich darauf beschränken, über die Möglichkeiten zu sprechen, die in der Zwischenzeit an den Kraft- und Schmierstoffen gemacht werden konnten, da aufgrund der Motoren-Homologation nicht an den Aggregaten gearbeitet werden kann. "Die Bedeutung der Schmier- und Kraftstoffe hat durch die starken Restriktionen des neuen Motorenreglements natürlich zugenommen. Die Leistungsverbesserungen, die auf diesem Gebiet erzielt werden, sind entsprechend wichtig", erklärt der Mercedes Motorsportchef.

Von besonderer Bedeutung ist bei den Schmiermitteln die Verminderung der Reibung und beim Kraftstoff eine bessere Verbrennung. Und Haug weiß, dass Barcelona ein guter Test dafür wird, denn neben der aerodynamischen Effizienz, die gefordert ist, werden die Motoren auch stark belastet. "Der Volllastanteil liegt bei 70 Prozent und nach der neuen Schikane vor Start und Ziel wird ca. 13 Sekunden ununterbrochen Vollgas gefahren", sagt er. Und die Bedeutung des Rennens für den Rest der Saison ist ihm ohnehin klar: "Es gilt die Regel, dass Fahrzeuge, die hier siegfähig sind, dazu dann auch auf den meisten anderen Grand-Prix-Kursen in der Lage sind."

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