Noch herrscht Zufriedenheit auf allen Seiten: Ferrari und McLaren liegen gleichauf, BMW Sauber mischt vorne mit und die Murmeltiere blieben alle unversehrt.
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Plötzlich stand er da - mitten auf der Strecke. "In Kurve 10 war er mitten auf der Bahn, ich musste drum herum fahren", erinnert sich Lewis Hamilton. "Er schien ziemlich glücklich zu sein, dass ich ihn nicht getroffen habe." Dabei wusste der Murmeltierflüsterer gar nicht genau, wessen Leben er verschont hatte. "Ich liebe die Strecke, aber es gibt hier sehr viele Biber. Okay, ich weiß nicht, wie man sie nennt, aber es gibt viele davon und ich bin etwas besorgt, dass ich einen davon treffen könnte."
Bislang konnten in diesem Jahr alle Murmeltiere (nicht Biber) einer Kollision entgehen. "Es scheint viele von ihnen zu geben", bestätigt Heikki Kovalainen. "Man hofft, keinen zu treffen, aber während der Fahrt denke ich nicht daran. Da bin ich zu 100% auf die Kurven konzentriert." So konnte er wahrscheinlich auch nicht das Schauspiel verfolgen, das Felipe Massa hautnah erlebte: die vergeblichen Einparkversuche der Streckenposten mit seinem F2008.
"Mein Auto hatte eine Art Blackout: alle Systeme schalteten sich aus und ich blieb stehen", so der Brasilianer. Das war aber nicht sein größtes Problem. Dieses wurde ihm erst bewusst, als er sah, wie die Streckenposten seinen roten Renner zigmal vor und zurück schoben und dabei das linke Hinterrad gegen die Leitplanke donnerten. Selbst unter fachgerechter Anleitung des WM-Dritten ging die Bergung nicht schneller voran - die Murmeltiere hätten ihren Spaß daran gehabt...
Davon abgesehen war Massa mit seinem Auftakt zufrieden. "Es ist nie gut, ein Problem zu haben, aber ich habe es lieber im Training als im Qualifying oder gar im Rennen", so der Brasilianer. Man habe zwar nicht das gesamte Programm abspulen können, "aber das kostet uns nichts". Auch sein Teamkollege Kimi Räikkönen war mit seinem Tag ziemlich zufrieden. "Wir waren immer schnell", betonte der Finne. "Das Auto war von Beginn an gut ausbalanciert und wir sollten um die Spitzenplätze kämpfen können." Nur Teamchef Stefano Domenicali warnte: "Wie immer am Freitag müssen wir die Ergebnisse mit Vorsicht genießen." Noch wisse niemand, wer mit wie viel Sprit gefahren ist. "Und es sieht so aus", glaubt Massa, "dass wir und unsere Hauptrivalen sehr eng zusammenliegen."
Dem kann der Tagesschnellste Lewis Hamilton nur zustimmen. "Unser Auto ist definitiv besser als letztes Jahr", meint Hamilton. "Letztes Jahr waren mal wir schneller, mal war Ferrari schneller. In diesem Jahr sind wir überall viel enger zusammen." Es werde nicht viele Strecken geben, auf denen McLaren oder Ferrari deutlich überlegen sein werden. "Nun gut, das wir vielleicht in Bahrain und Malaysia so, aber wir werden an diesem Wochenende schnell sein." Gleichzeitig unterschätze man Ferrari nicht. "Sie werden stark sein", glaubt auch Heikki Kovalainen. "Aber auch BMW war heute sehr gut. Wir müssen in der Qualifikation alles geben, um vor ihnen zu stehen."
Für Heikki Kovalainen verlief der Freitag normal. "Es war okay", bilanzierte er. Man könne sich noch verbessern, aber die ersten Fortschritte habe man bereits gemacht. "Wir haben beide Reifenmischungen ausprobiert und sie funktionieren gut. Es gibt kein Drama mit den weichen Reifen wie im letzten Jahr." Von Graining gab es bei Kovalainen keine Spur. "Höchstens ein bisschen mit den weichen Reifen, aber nicht so wie im letzten Jahr." Statt mit den Reifen kämpfte er diesmal mit der schmutzigen Strecke. "Sie war sehr rutschig. Das Auto war sehr unruhig und man muss immer zu 100% konzentriert sein, um nicht von der Linie abzukommen." Wenn das gelinge, sei es ein gutes Gefühl - wie für das Murmeltier aus Kurve 10.