Wieso der Defektteufel Honda auch in der zweiten Woche der Formel-1-Tests in Barcelona im Griff hat und wie Partner McLaren mit der dramatischen Lage umgeht
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Die Dramen in der McLaren-Honda-Box gehen weiter: Nach nur 34 Runden ging bei Stoffel Vandoorne schon am ersten Tag der zweiten Testwoche der nächste Honda-Motor kaputt, weshalb man mehrere Stunden für einen Wechsel benötigte. Dabei versuchten die unter Druck stehenden Japaner noch, den Defekt auf die Elektronik zu schieben. "Es ist für alle frustrierend", beschreibt Rennleiter Eric Boullier die Lage bei der einstigen Erfolgsallianz. Denn schon in der Vorwoche konnte Honda wegen zahlreicher Probleme den Motor nur gedrosselt fahren und kam nur auf 208 Runden.
"Wenn du nicht viele Testtage hast, willst du die paar verbleibenden Tage maximieren", erklärt Boullier das Problem. "Und je weniger wir fahren, desto weniger lernen wir." Während der Franzose zunächst beschwichtigt, er sei angesichts des immer näher rückenenden Saisonstarts "noch nicht sehr besorgt", reagiert er auf genaue Nachfrage bezüglich der Probleme gereizt. "Fragt Honda", richtet er den Journalisten aus, die wissen wollen, ob es dementsprechende Defekte nicht schon bei den Simulationen gegeben hätte oder Honda nicht eigentlich eine neue Ausbaustufe in der zweiten Testwoche bringen wollte.
Tatsächlich hatte Hondas Motorenchef Yasuke Hasegawa ursprünglich angekündigt, man werde die zweite Testwoche mit der Melbourne-Ausbaustufe bestreiten und die Probleme der ersten Woche gelöst haben. Offensichtlich ist man in Tokio bei der Problemsuche aber nicht fündig geworden. Dafür wurde Motorenberater Gilles Simon vor die Türe gesetzt. All das sieht nach Panik in Tokio aus.
Doch kein neuer Motor: Honda tappt im Dunkeln
"Wir fahren mit der gleichen Ausbaustufe wie in der Vorwoche", gibt Boullier immerhin zu. "Das bedeutet, dass es in diesem Motorblock keine Änderungen oder Modifikationen gibt. In der nächsten Ausbaustufe werden diese Probleme oder der Großteil davon behoben sein."
Auch wenn es von außen anders aussehen möge, handle es sich um zwei Defekte, die schon in der ersten Woche aufgetreten sind. "Das können wir lösen", macht der Rennleiter Mut. Vieles deutet darauf hin, dass das innovative neue Verbrennungsverfahren mittels Vorkammerzündung die Wurzel der Defekte ist. Boullier kann nicht ausschließen, dass sich die Honda-Krise bis in die Saison ziehen wird. Und während die Token-Regelung diese Saison über Bord geworfen wurde, gilt dies nicht für die Rückversetzungen in der Startaufstellung, wenn man mehr als vier Antriebseinheiten benutzt.
Ist damit die Saison bereits verhagelt? "Auf Basis dessen, was wir von diesem Test wissen, können wir mit ein paar Motorenwechseln rechnen", gibt Boullier zu. Honda werde sich der Sache aber "vor Saisonbeginn oder kurz nach Saisonbeginn annehmen", hofft er weiterhin auf eine baldige Lösung des Problems.
Honda-Probleme wirken sich auch auf Chasssisentwicklung aus
Rein durch die Simulation könne man derartige Schwierigkeiten aber nicht lösen, meint Boullier. "Das knifflige an der Simulation ist, dass diese von den eingegebenen Zahlen abhängig ist", erklärt der Franzose. "Man kann also nicht alles simulieren, wie zum Beispiel den gesamten Motor. Und dann taucht man auf der Strecke auf, und der Motor läuft zu 100 Prozent zuverlässig. Das ist unmöglich."
Doch was bedeutet das nun für McLaren? Das einstige Top-Team aus Woking muss befürchten, dass wegen der Motorendramen auch die Weiterentwicklung des Chassis leidet, schließlich kann man den MCL32 nie unter Rennbedingungen ausprobieren - und somit bestenfalls schätzen, wie sich das Auto dann verhalten wird.
"All das beeinträchtigt natürlich das technische Verständnis", bestätigt der Rennleiter, der von Honda-Pannen gezeichnete Tests bereits aus dem Jahr 2015 kennt. "Wenn man nicht schnell genug fährt, dann kommt nicht genug Energie in die Reifen, in die Bremsen und in das Auto. Wenn man auf der Geraden 15 oder 18 km/h langsamer ist, dann hat das viele Konsequenzen."
Leichte Zuversicht bei McLaren: Auto scheint in Ordnung
Er meint aber, dass McLaren aus technischer Sicht stark genug aufgestellt ist, um mit der Situation umgehen zu können und dennoch die richtigen Entscheidungen für die Zukunft treffen kann. "Es geht derzeit nur darum, ob die Korrelation mit den Simulationen und den Windkanal-Ergebnissen übereinstimmt", sagt Boullier. "Das erlaubt es uns, beim Design und bei der Entwicklung den aktuellen Weg weiterzuverfolgen. Und so können wir dann Prophezeiungen für die Zukunft machen. Es wäre aber natürlich einfacher, wenn wir so schnell wie die anderen wären, weil wir dann ein paar Faktoren besser verstehen würden."
So müsse man mit einem Minimum an Daten leben. Bisher ist man aber zumindest im McLaren-Lager zuversichtlich, dass der MCL32 ein gutes Auto ist und man die eigenen Ziele erreicht hat. "Was wir bisher getestet haben, hat gepasst", bestätigt Boullier. "Die Korrelation war gut. Der Start war also in Ordnung, und ich habe noch keine Sorgen."