Die neuen Möglichkeiten der Formel-1-Teams in den sozialen Medien sieht Christian Horner nicht als Konkurrenz für die TV-Sender, sondern als Werbung für den Sport
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Seit der Übernahme der Formel 1 durch den Medienkonzern Liberty Media weht in der Königsklasse des Motorsports ein frischer Wind. Vor allem die jahrelang unter der Ägide von Bernie Ecclestone sträflich vernachlässigten sozialen Medien wie Twitter, Facebook oder Instagram werden nun deutlich intensiver bedient - und das nicht nur vom Formel-1-Management (FOM) selbst. Auch die Teams dürfen dort nun deutlich mehr Inhalte veröffentlichen als früher.
Bis zu diesem Jahr waren beispielsweise Filmaufnahmen aus dem Fahrerlager strikt untersagt. Noch 2016 musste Haas-Pilot Romain Grosjean ein kurzes Video, welches er bei den Testfahrten aufgenommen hatte, auf Aufforderung der FOM löschen. Ein Jahr später werden die Teams nun von den neuen Inhabern zu genau solchen Aufnahmen ermutigt.
"Die Teams dürfen nun mehr Inhalte darüber zeigen, was ihre Fahrer im Fahrerlager so machen", erklärt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Im Vorfeld der Test wurde den Teams ein Leitfaden übermittelt, was sie filmen und veröffentliche dürfen und was nicht. "Wir können Daniel Ricciardo morgens beim Frühstück zeigen oder was er macht, bevor er ins Auto einsteigt - bis zu dem Moment, an dem er auf die Strecke fährt", erklärt Horner. "Das war in den vergangenen Jahren nicht möglich."
TV-Übertragung ergänzen, nicht ersetzen
Vereinfacht gesagt dürfen die Teams all das Filmen und verbreiten, was bis zu dem Moment passiert, in dem der Fahrer auf die Strecke fährt. Ab dann greifen, zumindest bei den Rennwochenende, die Rechte der TV-Sender, die weiterhin die Hoheit über alle Aufnahmen auf der Rennstrecke haben. Aufgrund dieser klaren Trennung sieht Horner die neuen Möglichkeiten der Teams in den sozialen Medien auch nicht als Konkurrenz zu den TV-Sendern an.
"Wir können einander ergänzen, denn wir dürfen nicht auf der Strecke filmen", sagt der Brite, der die Lockerung der Richtlinien ausdrücklich begrüßt. Denn letztlich reagiere die Formel 1 damit nur auf den veränderten Medienkonsum gerade der jungen Zuschauer. "Sport und Unterhaltungssendungen werden heutzutage anders und nicht mehr nur im TV konsumiert. Man muss nur mit dem Zug fahren um zu sehen, was sich die Leute alles auf ihren Telefonen anschauen", sagt er
Den Second Screen, Englisch für zweiter Bildschirm, also ein Smartphone oder Tablet, auf dem die Zuschauer während der laufenden TV-Übertragung weitere Informationen konsumieren, könnten die Teams mit ergänzenden Inhalten beliefern. "Ein TV-Sender bekäme nie Zugang zu dem, was wir zeigen", sagt Horner.
Christian Horner entdeckt Instagram für sich
Und letztlich seien die Aktivitäten der Fahrer und Team in den sozialen Medien auch die beste Werbung für den Sport. "Wer die Fahrer näher kennenlernt und Einblicke hinter die Kulissen bekommt, schaltet eher den Fernseher ein und verfolgt die Rennen. Letztendlich ist es Werbung für die Formel 1", so Horner
Die neuen Medien machen im übrigen auch vor Teamchefs wie Horner nicht halt. Die PR-Abteilung seines Teams hat ihm unlängst einen Instagram-Account eingerichtet, auf dem ihm nach gut einer Woche schon über 18.000 Fans folgen. "Das kommt unglaublich gut an", zeigt sich Horner vom Erfolg überrascht.