Mehr Rennen in Übersee: Motorhomes bald überflüssig?

, 26.09.2012

Die globale Expansion der Formel 1 raus aus Europa und hin in neue Märkte in Übersee könnte langfristig der Tod für die beliebten Paddock-Motorhomes sein

Der Rennkalender für die Formel-1-Saison 2013, der am vergangenen Wochenende in Singapur in Umlauf gebracht wurde und am Freitag bei der Sitzung des FIA-Motorsport-Weltrats in Paris abgesegnet werden soll, beinhaltet nur noch sieben Europa-Grands-Prix, die für die Teams ohne See- oder Luftfracht erreichbar sind und somit den Aufbau der mobilen Motorhomes (die per LKW transportiert werden) im Paddock zulassen.

Bei 65 Prozent der Rennen sind die Teams also auf permanente Hospitality-Unterkünfte an den Strecken angewiesen. Moderne Formel-1-Anlagen wie etwa in China oder Bahrain bieten dafür eigens eingerichtete Häuschen, die von den Streckenbetreibern gemietet werden können. Doch angesichts des sich immer mehr in Richtung Übersee hin wandelnden Kalenders stellen sich viele inzwischen die Frage, ob es kommerziell gesehen noch Sinn macht, die langsam in die Jahre kommenden Bestand-Motorhomes gegen neue auszutauschen, da man diese ohnehin nur noch bei wenigen Rennen verwenden kann.

Maximal zehn Jahre Lebensdauer

Das Brand-Center von McLaren etwa wurde 2007 noch unter dem damaligen Teamchef Ron Dennis eingeführt und erreicht mit zehn Jahren spätestens 2017 sein ursprünglich geplantes "Ablaufdatum". Aber: "Man muss sich überlegen, wie viel man investiert", meinte Sportdirektor Sam Michael in Singapur. "Denn wenn es immer weniger Rennen in Europa gibt, wäre es vielleicht billiger, wenn die Strecken überall Einrichtungen wie hier bauen."

Ein Gedankenansatz, der aus Sicht der Teams verständlich ist, bei den Streckenbetreibern in Europa aber sicher nicht auf Gegenliebe stoßen wird. Erstens fehlt vielerorts der Platz, um im Paddock permanente Einrichtungen zu schaffen, und vor allem wäre dies mit recht hohen Investitionen verbunden. Da die meisten Strecken wirtschaftlich ohnehin unter Druck stehen - nicht zuletzt wegen der hohen Gebühren, die sie an Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone abtreten müssen -, hätten sie mit zusätzlichen Kosten wohl keine Freude.

Dass auf der bevorstehenden Übersee-Tournee gleich drei "Back-to-Back"-Pakete auf die Teams warten, nehmen diese hingegen gelassen. Zwar leiden die Crews zunehmend unter dem inzwischen auf 20 Rennen angewachsenen Kalender und dem damit verbundenen Reisestress, doch wenn sie schon in einer bestimmten Region der Erde sind, macht es Sinn, in eben dieser Region gleich wenige Tage später einen zweiten Grand Prix quasi in einem Aufwasch mitzunehmen - ohne Heimreise dazwischen.

Teams begrüßen Übersee-"Back-to-Backs"

Das gilt jedoch zum Beispiel für die bevorstehenden "Doppelpacks" in Japan/Südkorea, Indien/Abu Dhabi und USA/Brasilien, nicht aber für die Klassiker in Europa. "'Back-to-Backs' in Übersee machen Sinn, weil man sich die Heimreise spart und gleich in der Zeitzone bleibt", begründet Michael. "Aber 'Back-to-Backs' in Europa sind ehrlich gesagt nicht so gut, vor allem wegen der Motorhomes. Die haben wir in Übersee ja nicht mehr dabei."

Vor eine enorme logistische Herausforderung wurden die Teams beispielsweise im Vorjahr gestellt, als sie am Sonntagabend in Barcelona zusammenpackten und es am Donnerstag darauf schon mit dem Training in Monte Carlo losging. Denn die LKWs mussten nicht nur die Fahrt von Spanien an die Cote d'Azur bewältigen, sondern am Medien-Mittwoch musste ihre komplette Hospitality-Infrastruktur bereits fertig aufgebaut sein.

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