Mercedes 2014: Eine große Chance, zwei Designteams

, 04.02.2013

Mercedes hat für 2014 die einmalige Chance, Auto und Motor optimal aufeinander abzustimmen - Geoff Willis leitet Entwicklung des nächstjährigen Chassis

Für Mercedes begann heute die Testarbeit mit dem neuen Formel-1-Silberpfeil F1 W04, doch hinter den Kulissen wird natürlich auch schon auf die Saison 2014 hingearbeitet. Nächstes Jahr steht mit dem Umstieg auf V6-Turbomotoren mit Hybridsystemen eine der einschneidendsten Regeländerungen der jüngeren Vergangenheit bevor - und damit beschäftigen sich alle Teams schon lange. Gerade für Mercedes als Chassis- und Motorenhersteller stellt diese Konstellation einerseits eine große Herausforderung, andererseits aber auch eine einmalige Chance dar.

"Die Anforderungen an das Ingenieursteam sind sehr groß, besonders weil 2014 ja ein komplett neues Reglement kommt", erklärt Teamchef Ross Brawn. "Weil dieses 2014er-Auto so dramatisch anders ist, war es wichtig, unsere Ingenieursgruppe zu stärken, sie aber intern gut zu vernetzen." Sprich: Mercedes setzt, wie einst von McLaren eingeführt, auf zwei voneinander unabhängige Designteams: "Das neue Auto wird von Geoff Willis entwickelt, das aktuelle von Aldo Costa. So haben wir die Stärke, beide Programme parallel zu absolvieren."

"Ferrari hat schon vor einer Weile bekannt gegeben, dass sie mit zwei Teams arbeiten, und wir tun das auch. Nur sind bei uns die Namen vielleicht bekannter", spielt Brawn auf die aufgeblähte Struktur mit Technikdirektor Bob Bell, Costa und Willis, Chef-Aerodynamiker Mike Elliott sowie dem geschäftsführenden Direktor Toto Wolff und Geschäftsführer Nick Fry an. Was in der Vergangenheit von Außenstehenden kritisiert wurde, bedeutet im Hinblick auf die Ressourcenteilung zwischen 2013 und 2014, dass Mercedes mehr personelle Möglichkeiten hat als andere.

Auto und Motor werden gemeinsam entwickelt

"Geometrie, Konfiguration und Design des aktuellen Motors sind seit sehr langer Zeit stabil", geht Brawn ins Detail. "Das bedeutet, dass wir die Autos rund um diesen Motor entwickelt haben, ohne Gelegenheit, das Auto und den Motor gemeinsam zu optimieren. 2014 gibt es zwar technische Einschränkungen durch die Regeln, aber ansonsten beginnen wir mit einem weißen Blatt Papier und können das Auto und den Motor gemeinsam optimieren - so, wie das in der Formel 1 vor zehn, 15 Jahren der Fall war."

"Wir wollen Rennen und letztendlich auch Weltmeisterschaften gewinnen. 2014 ist eine fantastische Gelegenheit. Wenn wir es davor schon schaffen, großartig. Als eines von nur zwei Herstellerteams ist das eine Chance, die wir uns nicht entgehen lassen dürfen", fordert er. "Unsere Motoren- und Chassisingenieure arbeiten schon seit langer Zeit zusammen, um die richtigen Lösungen beim Motoren- und Chassisdesign zu finden. Ich glaube, wenn 2014 die Rennen beginnen, werden wir unweigerlich viele verschiedene Lösungen sehen."

Neue Motoren kommen laut Wolff definitiv

Dass Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone kein Freund der V6-Turbomotoren ist, weiß man, aber der Zug, deren Premiere zu verschieben oder gar abzusagen, ist längst abgefahren: "Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass die neuen Motoren kommen werden", sagt Mercedes-Sportchef Wolff, Nachfolger von Norbert Haug. "Alle Hersteller sind schon ziemlich weit, und vielleicht kommt noch ein vierter. Die Entscheidung wurde getroffen, ob sie nun gut oder schlecht ist. Es ist ein nettes Stück Technik - und es ist die Zukunft. Darum müssen wir uns an die Änderungen gewöhnen."

"Ich freue mich auf das neue Motorenformat", ergänzt der Österreicher und findet Zustimmung bei seinem Kollegen Brawn: "Es ist ein Schritt, der irgendwann gemacht werden muss, denn der V8 ist ein bisschen veraltet und lockt keine neuen Hersteller an. Die Technologie ist heute anders als ein V8-Saugmotor. Aber durch die neuen Regeln wird die Formel 1 für andere Hersteller attraktiver. Ich halte das für einen positiven Schritt." Mit dem aber die Herausforderung einhergeht, den schmalen Grat zwischen Entwicklung 2013 und 2014 richtig zu meistern.

"Die Ressourcen werden unweigerlich dahin verschoben, wo man die größten Chancen sieht", weiß Brawn. "Wir haben nicht vor, die Weiterentwicklung des 2013er-Autos während der Saison runterzufahren, sondern wir wollen unter Hochdruck weiterarbeiten. 2012 haben wir stark begonnen und sind dann zurückgefallen. Das wollen wir 2013 vermeiden. Es kann aber sein, dass man an einen Punkt kommt, wo man glaubt, nichts mehr gewinnen zu können, und dann wird man andere Prioritäten setzen."

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