Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff über die wichtigsten Faktoren, die zum anhaltenden Erfolg des Teams in der Formel-1-Saison 2016 geführt haben
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Seit der Einführung des neuen Antriebsreglements zur Formel-1-Saison 2014 hat Mercedes alle Titel abgeräumt. Auch im aktuellen Jahr führte kein Weg an den Silbernen vorbei. Mercedes holte sich erneut die Konstrukteurs-WM, der Fahrertitel wird im Grand Prix von Abu Dhabi 2016 am kommenden Sonntag im Duell zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton ausgefochten. Für Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff bedeutet die lange Erfolgsserie eines: Bestätigung für gute Arbeit.
"Als Team wächst man im Verlauf der Jahre immer weiter zusammen, weil alle sich immer besser kennenlernen", sagt Wolff über die Chemie in der Werksmannschaft. "Wir haben nun im dritten Jahr ein Auto, das Rennsiege und Titelgewinne ermöglicht. Vor diesem Hintergrund entwickelt sich in einem Team eine ganz besondere Dynamik, die weitere Fortschritte ermöglicht. Wenn sich immer weiter herauskristallisiert, dass die eigenen Fahrer die WM in einem engen Duell unter sich ausmachen, dann steigt allerdings auch überall der Druck."
Der Druck hatte sich im laufenden Jahr unter anderem zweimal in teaminternen Kollisionen entladen. Vor allem nach dem Eklat in der letzten Runde des Großes Preises von Österreich war die Teamführung gefragt. "Ich finde es klasse, wie wir das Verhältnis der beiden Fahrer in den Griff bekommen haben. Das geht zum Wohle des Teams", sagt Wolff. "Man darf nicht vergessen, dass die beiden in einem intensiven Kampf stecken, es ist enormer Druck da."
Rosbergs Stärke: Nicht vom Weg abzubringen
In den eigenen Reihen habe er bezüglich des Umgangs mit einer solchen Situation eine Veränderung festgestellt. Laut Wolff ist der aktuelle WM-Leader Rosberg im Vergleich zu den Vorjahren entspannter geworden. "Er geht bestens damit um. Mein Eindruck ist, dass er sich in diesem Jahr von nichts und niemandem von seinem Weg abbringen lässt. Wenn es an einem Wochenende mal nicht so läuft, dann weiß er, wie er damit umgehen muss. Er macht einfach weiter. Wenn es gut läuft, dann bleibt er bescheiden und mit den Füßen auf der Erde. Er versucht dann zu verstehen, warum es so gut lief."
"Egal, ob die Stimmung gerade gut oder etwas schlechter war: Nico war eigentlich immer gleich. Aus meiner Sicht ist das einer der Schlüssel, warum er jetzt die WM anführt", erklärt der Mercedes-Motorsportchef vor dem Showdown in Abu Dhabi. Das Team habe den Deutschen von vornherein in diesem Jahr zum Champion machen wollen - eine solche These geisterte durch die Formel-1-Welt, nachdem bekannt geworden war, dass Mercedes die Technikercrews der beiden Autos zur Saison 2016 getauscht hatte.
"Ich schreibe in zehn Jahren ein Buch darüber", schmunzelt Wolff angesichts der Tatsache, dass der Wechsel der Boxenmannschaften immer noch ein Thema ist. "Es war uns klar, dass es womöglich einen psychologischen Effekt auf einen der Fahrer haben könnte. Das haben wir bewusst in Kauf genommen. Unser Team beschäftigt an den Standorten Brixworth und Brackley 1.500 Menschen. Man muss immer das Gesamte sehen. Eine solche Mannschaft braucht eine gewisse Dynamik, damit sich Menschen entwickeln und entfalten können. Man muss Perspektiven bieten. Da geht es nicht um den Einzelnen, der letztlich das Auto für alle sichtbar auf der Strecke bewegt, sondern es geht um die gesamte Struktur des Teams."