Mercedes am ersten Trainingstag in Singapur mit Rückstand

, 18.09.2015

Lewis Hamilton und Nico Rosberg tun sich auf dem Stadtkurs in Singapur schwer, mit den Supersoft-Reifen das Tempo von Red Bull mitzugehen - Beide mit Fahrfehlern

Will Mercedes seine bislang hundertprozentige Pole-Position-Quote in der Formel-1-Saison 2015 auch nach dem Qualifying in Singapur behalten, muss man einen Zahn zulegen. Am ersten Trainingstag auf dem mit 23 Kurven gespickten Stadtkurs reihten sich Lewis Hamilton und Nico Rosberg überraschend nur auf den Plätzen vier und sieben ein. Ihr Rückstand auf den Tagesschnellsten Daniil Kwjat (Red Bull) betrug mit den Supersoft-Reifen von Pirelli 0,337 beziehungsweise 0,639 Sekunden.

In der Vormittagssession hatten Rosberg und Hamilton mit den Soft-Reifen noch das Tempo vorgegeben. Dieses Blatt wendete sich am Nachmittag, als die Supersofts aufgezogen wurden. Abzüglich Rennen ist die Singapur-Nachmittagssession seit dem ersten Freien Training zum Grand Prix von Bahrain im April die erste, in der Mercedes keines der beiden Autos in die Top 2 gebracht hat.

Mehr noch: Auf den Longruns hatten die Silberpfeile am Freitagabend ebenfalls Rückstand. Während Hamilton auf 1:51.2 Minuten kam und Rosberg gar nur 1:52.2 Minuten schaffte, überzeugte Kwjat mit 1:50.7 Minuten. Damit rechte es für den Red-Bull-Piloten trotzdem nur zum zweitbesten Wert hinter Sebastian Vettel (Ferrari/1:50.3 Minuten). Dass die Mercedes-Piloten Rosberg und Hamilton in der Top-Speed-Messung mit 303,8 beziehungsweise 302,9 km/h ganz vorn lagen, ist in Singapur nicht das entscheidende Kriterium.

"Das Auto fühlt sich gut an, aber die anderen sind an diesem Wochenende viel näher dran", urteilt Hamilton, macht sich aber noch keine allzu großen Sorgen: "Das ist hier immer der Fall. Wir haben keine Probleme mit dem Auto. Es scheint einfach nur jeder etwas näher dran zu sein, wenn nicht sogar ein wenig schneller zu sein. Wir werden mitkämpfen. Dazu müssen wir nur hart arbeiten und die Zeit finden. Das Qualifying ist hier sehr wichtig, da das Überholen sehr schwierig ist. Warten wir ab, wie es morgen aussieht."

Rosberg verändert das Setup in die falsche Richtung

Hamilton schmiss seine erste fliegende Runde mit den Supersofts gleich einmal weg, als er in Kurve 1 einen heftigen Verbremser zeigte und einen weiten Bogen durch die Auslaufzone fahren musste. Anschließend waren beim amtierenden Weltmeister und aktuellen WM-Spitzenreiter zwar keine weiteren groben Schnitzer erkennbar, an die Rundenzeiten von Red Bull kam er trotzdem nicht heran.

Auch Rosberg bleib am Freitag nicht fehlerlos. Nach Bestzeit in der Auftaktsession zeigte der Deutsche acht Minuten vor Schluss des zweiten Freien Trainings einen Ausrutscher in Kurve 18. Er verbremste sich und schlitterte geradeaus in den Notausgang, konnte eine Beschädigung seines F1 W06 mit der Startnummer 6 aber vermeiden.

"Im ersten Training fühlte ich mich gut im Auto. Zwischen den Trainings habe ich das Setup ein wenig verändert, allerdings in die falsche Richtung. Es war aber eine gute Erfahrung, da ich nun weiß, was wir für morgen tun müssen", meint Rosberg und fügt hinzu: "Die Strecke ist sehr anspruchsvoll und die Reifenabnutzung scheint sehr hoch zu sein. Insgesamt ist es super, wieder in Singapur zu sein. Dieses Rennwochenende ist richtig cool. Im Auto ist es jedoch fürchterlich, denn darin ist es, wie wir erwartet haben, unglaublich heiß."

Heiß wurde dem Mercedes-Team auch angesichts der Rundenzeiten der Konkurrenz. Toto Wolff gesteht nach dem Fahrbetrieb des ersten Trainingstages ganz offen: "Mit der heutigen Performance sind wir nicht glücklich. Wir haben es nicht geschafft, die Reifen so funktionieren zu lassen, wie es hätte sein sollen. Das gilt sowohl für eine Runde als auch für die Longruns." Im Gegenzug bezeichnet der Mercedes-Motorsportchef die von Red Bull vorgelegten Rundenzeiten als "spektakulär".

Im direkten Duell bei Mercedes nahm Hamilton Rosberg am Abend drei Zehntelsekunden ab. Wie Niki Lauda, Aufsichtsratsvorsitzender des Teams, gegenüber 'ORF' betont, waren die beiden Piloten am Freitag mit identischer Antriebsspezifikation unterwegs: "Nico hat jetzt den Motor drin, den Lewis auch drin hat. Er hat also den mit der neusten Spezifikation - den besten, den wir ihm geben können. Das ist schon einmal eine Änderung zu Monza, denn da ist er nicht mit dem Motor gefahren. Beide Autos sind auf Motorenseite auf dem gleichen Level."

Mercedes-Technikchef Paddy Lowe fasst den Freitag aus Sicht der WM-Spitzenreiter zusammen: "Wir haben heute unser normales Programm absolviert und keine großen Überraschungen erlebt. Dabei haben wir viel an den Reifen gearbeitet und es scheint, dass es sehr eng gegen Ferrari und Red Bull wird. Sie sehen an diesem Wochenende beide stark aus. Wir werden jetzt versuchen, das Auto auf einer Runde sowie auf Longruns zu optimieren. Auf dieser Strecke ist der Reifenabbau normalerweise recht hoch. Das wird eine wichtige Rolle spielen. Wir werden über Nacht hart daran arbeiten, um das Maximum aus dem Auto herauszuholen."

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