Starke Dominanz von Mercedes in der Formel-1-Saison 2015: Warum Nico Rosberg nicht an eine Wiederholung glaubt und die Gegner sich Chancen wünschen
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Mercedes hat auch der Formel-1-Saison 2015 seinen klaren Stempel aufgedrückt. Das deutsch-britische Werksteam gewann mit Weltmeister Lewis Hamilton und Vizemeister Nico Rosberg 16 der 19 Grands Prix dieses Jahres. Man feierte zwölf dominante Doppelerfolge und holte als Team 703 von 817 möglichen WM-Punkten. Eine vergleichbare Bilanz gab es in den zurückliegenden 30 Jahren in der Formel 1 nur von McLaren (1988) und Ferrari (2004).
"Man kann nicht erwarten, im kommenden Jahr wieder so dominant zu sein. Wir haben in diesem Jahr 86 Prozent der möglichen Punkte geholt. Das ist doch der Wahnsinn", blickt Nico Rosberg nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi auf die Zahlen des aktuellen Jahres. Mercedes hatte nur bei den Rennen in Ungarn und Singapur keinen seiner Piloten auf dem Siegerpodest, an allen anderen Schauplätzen strahlte Silber vom Podium. "Das muss man erst einmal schaffen", sagt der Vizechampion.
Mercedes hatte auch in der Saison 2015 das beste Paket aus Chassis, Antriebsstrang und Fahrern. Die eingefahrenen Erfolge haben Gründe - und sie sind auch aus Sicht der Konkurrenz verdient. Dennoch: Die Szene braucht mehr Abwechslung. "Wenn es Seriensieger gibt und die Ergebnisse vorhersehbar sind, dann ist so etwas schwierig - das ist in jedem Sport so", merkt Red-Bull-Teamchef Christian Horner an. Der Brite hat selbst dominante Phasen seiner Mannschaft (2010 bis 2013) erlebt.
Regelhüter sollen engeren Wettbewerb ermöglichen
"Als wir unsere vier Titel in Folge geholt haben, war die Situation anders. Wir waren nie derart dominant, haben immer bis zum allerletzten Rennen kämpfen müssen. Außerdem gab es nie den Fall, dass unsere beiden Fahrer am Ende eines Jahres auf den ersten beiden Plätzen der WM lagen", erklärt Horner die Unterschiede zur Mercedes-Dominanz der vergangenen beiden Saisons. "Wenn alles vorhersehbar ist, langweilt es die Leute. Es braucht eine Art Reset, um wieder einen engeren Wettbewerb zu haben."
"Alle wollen doch sehen, dass Fernando Alonso wieder mitmischen kann - auch Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel gegen Lewis Hamilton und Nico Rosberg", sagt Horner. Viele Beobachter gehen davon aus, dass Ferrari im kommenden Jahr eine gute Chance haben könnte, den Silbernen gefährlich zu werden. Eine Garantie gibt es dafür jedoch nicht. Es erscheint durchaus ebenso möglich, dass Mercedes auch 2016 einen Vorsprung auf die gesamte Konkurrenz haben wird.
Aus Sicht von Horner sind nicht nur die Entwickler der Teams und Hersteller gefragt, sondern auch die FIA. "Die Teams selbst werden nie dafür sorgen können, denn dort gibt es allerorten viel zu viele Eigeninteressen", meint der Brite. "Das müssen die Regelhüter in die Hand nehmen, die Sporthoheit. Es braucht andere Regeln, um dieses Ziel zu erreichen", ist sich Horner sicher. 2016 wird das Regelwerk der Formel 1 kaum verändert, erst 2017 soll mit der Einführung schnellerer Autos der "Reset-Knopf" gedrückt werden.