Klare Vorzeichen im Duell der Silberpfeile in Ungarn: Lewis Hamilton gilt als Hungaroring-Spezialist, während Nico Rosberg dort noch nie auf dem Podium stand
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Lewis Hamilton und Nico Rosberg nehmen sich aktuell nicht viel. Nachdem der amtierende Weltmeister die Saison zu Beginn des Jahres noch klar dominierte und drei der ersten vier Rennen gewann, drehte der Deutsche zuletzt auf. Seit seinem Sieg in Barcelona befinden sich die beiden Silberpfeil-Piloten ungefähr auf Augenhöhe: In den vergangenen fünf Rennen hatte Rosberg dreimal die Nase vorne, zweimal siegte Hamilton . Nun geht es nach Ungarn auf den Hungaroring - in der Vergangenheit stets eine Hamilton-Strecke.
Der Brite konnte in Budapest bereits viermal gewinnen und ist damit - zusammen mit Michael Schumacher - Rekordsieger in Ungarn. Zusätzlich stand er in Ungarn bereits viermal auf Pole. Das ist durchaus kein unwichtiger Faktor, wenn man bedenkt, wie schwierig das Überholen auf dem engen Hungaroring ist. Teamkollege und WM-Rivale Rosberg hatte in Ungarn bisher hingegen nur ganz selten Grund zum Jubeln.
Zwar schnappte sich der Deutsche im vergangenen Jahr die Pole-Position und die schnellste Rennrunde, auf dem Podium stand er auf der Traditionsstrecke, die seit 1986 pausenlos im Formel-1-Kalender steht, bisher allerdings noch nie. Besonders bitter: Im vergangenen Jahr sah er die Zielflagge nach seinem Teamkollegen, obwohl dieser aus der Box starten musste, während Rosberg von der Pole ins Rennen ging.
Fast alles spricht für Hamilton
"Ungarn ist ein wundervoller Ort und gehört zu meinen Favoriten", gibt Hamilton selbst auch offen zu. Der Brite scheint sich in seiner Favoritenrolle durchaus wohl zu fühlen. Außerdem dürfte er durch seinen Heimsieg in Silverstone noch einmal eine weitere Portion Selbstvertrauen getankt haben. In der Weltmeisterschaft liegt er nun wieder 17 Punkte vor Rosberg. Der Deutsche hechelt seinem Teamkollegen weiter hinterher.
"Ungarn ist das letzte Rennen, bevor das Team eine verdiente Pause erhält. Wir werden wie immer alles geben, um jeden mit einem positiven Ergebnis in den Urlaub zu verabschieden", verspricht der WM-Zweite und ergänzt: "Die Strecke ist hart für die Fahrer - eng, sehr verwinkelt und normalerweise ist es auch sehr heiß. Auf diesem Kurs kann man sein Können zeigen und das macht ihn zu einer großen Herausforderung."
"Im vergangenen Jahr verlief das Rennen für mich nicht ideal. Aber es ist eine gute Strecke in einer wundervollen Stadt und auf den Tribünen sind stets viele Zuschauer. Deshalb freue ich mich darauf und hoffe, dass wir diesmal ein stärkeres Ergebnis erzielen können", so Rosberg weiter. Doch Achtung: Im vergangenen Jahr machte Red Bull Mercedes einen Strich durch die silberne Rechnung und Daniel Ricciardo gewann den Grand Prix.
Mercedes (wieder) klarer Favorit
"In unserer Vorbereitung auf Ungarn sind wir fest entschlossen, dort ein gutes Ergebnis zu erzielen und mit einem positiven Gefühl in die Sommerpause zu gehen", verspricht Mercedes-Technikchef Paddy Lowe und ergänzt: "Der Hungaroring ist eine interessante Strecke mit niedrigen bis mittleren Geschwindigkeiten. Sie besteht aus einer kurzen Geraden, einer Fülle an fordernden Kurven und vielen Höhenunterschieden."
"Es kann knifflig sein, den richtigen Kompromiss bei der Aufhängung zu finden. Zudem ist der Kurs hart für die Bremsen. Im Mittelpunkt steht jedoch das Verhalten in den Kurven, weshalb die Teams mit maximalem Abtrieb fahren. Überholen ist schwierig, aber nicht unmöglich. Wenn es also zu einem Überholmanöver kommt, ist es normalerweise etwas Besonderes. Im Verlauf der Jahre gab es auf dem Hungaroring schon einige mutige, rennentscheidende Manöver", weiß Lowe.
Hoffnung dürfte den Silberpfeilen die Statistik machen: In den vergangenen zehn Jahren hatte der Sieger des Großen Preises von Ungarn siebenmal einen Mercedes-Motor im Heck. Vor Ricciardos Triumph im vergangenen Jahr konnte Mercedes sogar sechs der vorausgegangenen sieben Rennen für sich entscheiden. Ein Sieg dürfte also - wie immer in dieser Saison - nur über die Silberpfeile führen.
In Gedanken bei Bianchi
Trotzdem wird es für alle Beteiligten ein schwieriges Wochenende werden, denn auch bei Mercedes trauert man nach dem Tod von Jules Bianchi. "Es war unglaublich hart für uns alle, von Jules Abschied zu nehmen", verrät Hamilton und verspricht: "Ich werde Jules in meine Gebete und Gedanken einschließen, nicht nur bei diesem Rennen, sondern bei allen weiteren in meiner Rennfahrerkarriere. Ich weiß, dass er wollen würde, dass wir weiter so hart fahren wie er, und das habe ich vor."
Auch für Rosberg waren die vergangenen Tage "sehr emotional": "Die Fahrer erwiesen Jules die letzte Ehre und verabschiedeten sich von ihm. Er war ein sehr talentierter Fahrer und ein guter Mensch. In diesen Tagen sind meine Gedanken bei seiner Familie und seinen engsten Freunden. An diesem Wochenende wird jeder im Fahrerlager die gleichen Gefühle teilen. Dennoch geht es weiter und wir werden hart für Jules fahren, wie er es sich selbst gewünscht hätte."
"Hinter der Motorsport-Familie liegt eine schwierige Woche", weiß auch Mercedes- Motorsportchef Toto Wolff und erklärt: "In Gedanken bin ich natürlich bei der Familie und den Freunden von Jules. Es gibt keine Worte dafür, wenn man ein Kind verliert. Im Namen des gesamten Teams wünsche ich ihnen alle erdenkliche Kraft für die kommenden Tage und Wochen."