Mercedes-Duo und die "letzte Ermahnung": Ändert es etwas?

, 07.07.2016

Nach der Kollsion von Spielberg sind die Mercedes-Formel-1-Stars Nico Rosberg und Lewis Hamilton intern angezählt worden: Toto Wolff droht mit harten Konsequenzen

Nach dem teaminternen Crash im Grand Prix von Österreich und der anschließenden Krisensitzung im Mercedes-Werk in Brackley wollen Nico Rosberg und Lewis Hamilton endlich wieder Rennen fahren. Das dürfen die beiden: In Silverstone steht an diesem Wochenende der Formel-1-Grand-Prix von Großbritannien 2016 auf dem Programm. Für die beiden Silberpfeil-Piloten wurden strengere Regeln für die künftigen Wettbewerbe auf der Strecke ausgestellt.

"Sollte so etwas noch einmal passieren - was die Fahrer ganz allein in der Hand haben -, dann könnte das negative Folgen für ihre WM-Ambitionen haben", droht Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Der Österreicher umschifft eine klare Antwort auf die Frage, ob es im Wiederholungsfall möglicherweise sogar Suspendierungen geben könnte. "Wenn ich das sagen würde, dann würde ich zu sehr ins Detail gehen", sagt er. Die neuen Regeln im Mercedes-internen Kampf seien genauso eine interne Angelegenheit wie beispielsweise Vertragsdetails.

"Die Fahrer sind die Helden, sie sind die Stars der Show. Ich will sie nicht herabsetzen. Wenn ich die Frage beantworten würde, dann bestünde die Gefahr, dass ich genau das tun würde. Das möchte ich nicht", windet sich Wolff um eine konkrete Aussage. "Es geht bei dem Thema - wie etwa auch bei Vertragsinhalten - um mögliche sportliche und finanzielle Auswirkungen. Da möchte ich nicht in die Details gehen." Klar sei jedoch, dass nach der Häufung der teaminternen Crashs nun die letzte Ermahnung erfolgt sei.

"Der Begriff 'letzte Ermahnung' wurde nicht verwendet, oder?", fragt Rosberg belustigt bei einem Treffen mit Medien am Donnerstag in Silverstone. Der überraschend gut gelaunte Deutsche muss lachen, als ihm Journalisten sagen, dass genau diese Formulierung verwendet wurde. "Letzte Ermahnung? Klingt nicht gut. Danke, dass ihr mir das gesagt habt", so Rosberg. "So etwas ist schwierig", erklärt Wolff. "Wenn man schon Gelb gesehen hat, geht man dann anders in den Zweikampf? Eigentlich weiß man ja, was bei der zweiten Gelben passiert. Das will doch aber keiner."

Letzte Ermahnung: Zweimal Gelb heißt Platzverweis...

"Es gab eine Warnung, nun die letzte Ermahnung", sagt der Mercedes-Motorsportchef. Er sei es satt, teamintern mehr über die Schuld oder Unschuld seiner Fahrer an Zwischenfällen als über technische Fortschritte zu sprechen. "Zu jedem Zwischenfall gibt es von fünf Leuten sechs Meinungen. Manche tendieren vielleicht in die eine oder in die andere Richtung. Letztlich ist es Motorsport und so etwas ist auch Teil der DNA dieses Sports. Wir wollen schließlich nicht, dass sie wie brave Hündchen um den Kurs trotten."

"Lasst uns bitte nur nicht drei Unfälle in fünf Rennen haben. Es muss in einem für das Team akzeptablen Rahmen bleiben", meint Wolff, der seinen Fahrern sogar einen harten und offenen WM-Kampf ohne jegliche Kollisionen zutraut. "Das muss gehen", sagt er. "Man kann sauber und gleichzeitig hart agieren, also versuchen, seinen Gegner auszutricksen und ohne Kontakt zu überholen. Wenn man das Können der beiden sieht, dann sollte sauberer Rennsport möglich und machbar sein."

"Für mich ändert sich sowie nichts", gibt sich Hamilton unverändert kämpferisch. "Bislang haben die Rennkomissare bei allen Zwischenfällen gesagt, dass es von meiner Seite einfach nur Racing war. Also mache ich so weiter", erklärt der Brite. Hamilton deutet an, dass bei weiteren Kollisionen drastische Maßnahmen drohen. "Würde ich schon sagen, ja. Am wichtigsten ist aber, dass man uns weiter frei fahren lässt - ohne Teamorder. Das ist toll für die Fans."

Neue interne Regeln: Hamilton wird nicht anders agieren

"Das Schöne ist, dass man uns weiter frei fahren lässt. Das ist wichtig. Ich will Lewis schlagen und er mich - und genau das bleibt", stimmt Rosberg zu. "Ich will keine künstlichen Vorteile. Ich möchte Lewis sauber auf der Strecke schlagen. Das gibt mir am allermeisten. Ich bin gegen eine Teamorder, um es klar zu sagen. Aber dennoch gibt es so etwas, und es gehört auch irgendwie dazu - wie wir in Monaco gesehen haben", blickt der Deutsche zurück und setzt dabei eine Spitze in Richtung Teamleitung.

"Das liegt nun alles hinter uns, wir haben alles besprochen. Als Ergebnis steht etwas, was nach unserer Meinung das Beste ist, um jetzt einfach weiter zu machen. Das ist es auch schon. Jetzt fahren wir wieder Rennen", so der WM-Leader. "Wir haben die Regeln angepasst. Will jemand Details?", macht Rosberg in seiner guten Laune einen weiteren Scherz. "Sorry, kann ich euch nicht geben. Das ist wirklich intern. Bitte respektiert das."

"Wir haben also diese Vorgaben etwas verändert, was bedeuten kann, dass man in gewissen Situationen anders handeln wird - oder auch nicht", meint der gebürtige Wiesbadener fast trotzig. Die Ansage des Teams sei bei ihm angekommen. "Sie haben bei der Übermittlung einen guten Job gemacht", lacht er. "Es ist ein ernstes und wichtiges Thema, das man besprechen musste. Letztlich sind wir doch Teamkollegen. Wir sollten Kollisionen vermeiden, die das Team wichtige Punkte kosten können. Über so etwas muss man reden. Das haben wir getan, und zwar in konstruktiver Form."

Lauda fordert von beiden Piloten: Hirn einschalten!

"Das ist nun Vergangenheit. Nachdem ich diesen Medientermin hier hinter mir habe, bei dem mich die Journalisten wieder auf die Sache ansprechen, schaue ich nur noch nach vorn. Ich bin hier in Silverstone, freue mich auf das Fahren auf dieser Strecke. Es ist eine der besten im gesamten Kalender. Ich bin hier, weil ich das Rennen gewinnen will", macht Rosberg einen Haken hinter die Crash-Affäre im Hause Mercedes. Er akzeptiere die Entscheidung der Spielberg-Rennkommissare (Zehn-Sekunden-Strafe). "Wenngleich meine Sicht eine andere sein darf", fügt er an.

"Ich verstehe ihn ja, dass er es in diesem Jahr unbedingt schaffen will. Aber du musst dir trotzdem als Rennfahrer sagen: 'Will ich Crash-Pilot oder Weltmeister werden?' Nico muss sich nur an seinen Vater erinnern", meint Niki Lauda in der 'Bild'. "Keke wurde mit nur einem Sieg in der Saison Weltmeister. Alles schön und gut wenn man dagegen hält, aber ich muss von jedem der beiden verlangen können, dass sie in einer solchen Situation ihr Hirn einschalten."

Ob die Piloten mehr mit Herz oder Hirn an ihre Arbeit gehen werden, wird die Zukunft in der fortlaufenden Formel-1-Saison 2016 zeigen. Die beiden Sternfahrer starten allerdings unter verschiedenen Voraussetzungen: Hamilton hat für 2017 einen Vertrag, Rosberg noch nicht. "Ob das Auswirkungen auf meinen Vertrag haben könnte? Nein, keinesfalls. Warum nicht? Weil es null mit der langfristigen Beziehungen zwischen dem Team und mir zu tun hat", sagt der Deutsche. "Ich bin hier und will noch viele weitere Jahre hier fahren - that's it. Und ob man da aktuell einen Vertrag über null oder zehn Jahre hat, ist komplett irrelevant."

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