Rennsimulationen kennzeichnen die letzten Stunden der Barcelona-Testwoche - Nico Rosbergs Bestzeit vom Vormittag bleibt bestehen
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Wie erwartet konzentrierten sich die elf Formel-1-Teams am Sonntagnachmittag in Barcelona vordergründig auf Longruns und damit das Simulieren von Rennsituationen. Auf Zeitenjagd ging nach der Mittagpause niemand mehr. Einzig Lotus-Pilot Kimi Räikkönen, der aufgrund eines Getriebeschadens am Vormittag nur zwei fliegende Runden drehen konnte, schob sich auf Rang fünf nach vorn, musste dafür aber weitestgehend auf die ursprünglich geplante Rennsimulation verzichten.
An der Spitze bleibt die kurz nach 12:00 Uhr von Mercedes-Pilot Nico Rosberg auf die Bahn gelegte Runde von 1:20.130 Minuten als die absolut schnellste Zeit des Winters bestehen. Wie viel diese Zeit wert ist, bleibt abzuwarten. Auch vor zwei Jahren gingen die Silberpfeile mit der schnellsten Testzeit in Barcelona (damals durch Michael Schumacher) in die Saison, konnten diese Leistung an den Rennwochenenden aber weder im Qualifying, geschweige denn im Rennen bestätigen.
Ferrari-Pilot Fernando Alonso (+0,364 Sekunden; 2.) schließt die letzten Testfahrten dieses Winters vor dem Saisonauftakt in Melbourne (17. März) als schnellster Mercedes-Verfolger ab. Sowohl die Mercedes- als auch die Ferrari-Bestzeit kamen am Sonntagvormittag bei idealen äußeren Bedingungen auf der Soft-Mischung von Pirelli zustande. Wie schon am Vormittag probierte es Alonso auch am Nachmittag in den Schlussminuten noch einmal mit der Supersoft-Mischung - ohne Erfolg.
Fragezeichen hinter Red Bull und McLaren
Die großen Fragezeichen vor der Abreise nach Australien bleiben die vermeintlichen Topteams Red Bull und McLaren. Weltmeister Sebastian Vettel beendete den letzten Testtag als unscheinbarer Sieber der Zeitenliste. Anhand der erzielten Rundenzeiten (2,3 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit von Rosberg) liegt der Verdacht nahe, dass Vettel im Gegensatz zur Konkurrenz auch am Vormittag mit viel Sprit unterwegs war.
Die Gesamtperformance von Red Bull einzuschätzen, fällt auch deshalb schwer, weil der Weltmeister am Nachmittag fast ausschließlich auf den Reifen aus dem rumänischen Pirelli-Werk unterwegs war. Diese weisen keine farbliche Markierung auf und lassen daher für Außenstehende nur vermuten, ob es sich um die Soft- oder die Medium-Mischung handelt. Erst in der letzten Stunde rückte Vettel mit farblich markierten Pneus aus. Es waren die Hard-Reifen mit der orangefarbenen Markierung.
McLaren-Pilot Jenson Button befand sich zur selben Zeit ebenfalls auf den harten Reifen. Im direkten Vergleich - ungeachtet der Spritmenge - fiel der MP4-28 gegenüber dem RB9 um mehrere Sekunden ab. Ferrari-Pilot Alonso war auf den Hard-Reifen auf dem Niveau von Button unterwegs. Dennoch herrscht im Red-Bull-Lager alles andere als Partystimmung, was die eine Einschätzung der Kräfteverhältnisse an der Spitze nicht einfacher macht.
Rosberg mit konstantem Longrun
Mercedes-Pilot Rosberg befand sich auf einem extrem konstanten Longrun in puncto Rundenzeiten zwischen dem Red Bull und dem McLaren, war dabei allerdings mit der Medium-Mischung unterwegs. Für Ex-Weltmeister Damon Hill, inzwischen Experte für 'Sky Sports F1', steht fest: "Red Bull hat hier nichts gezeigt". Im selben Atemzug attestiert der Brite dem Mercedes-Team, "die Karten bereits aufgedeckt" zu haben.
Im zweiten Glied des Feldes bewegten sich Nico Hülkenberg (Sauber) und Paul di Resta (Force India) in puncto Longruns auf ähnlichem Niveau. Auch am Vormittag, als weniger die Konstanz über einen längeren Zeitraum als vielmehr kurze Stints mit wenig Sprit auf dem Programm standen, bewegten sich Sauber und Force India auf Augenhöhe.
Für Williams war am Nachmittag Valtteri Bottas im Einsatz, nachdem Pastor Maldonado den FW35 im Zuge der Zeitenjagd des Vormittags auf Rang sechs gesteuert hatte. Mit den Soft-Reifen war Bottas auf ähnlichem Niveau unterwegs wie Maldonado. Der Finne verlor lediglich elf Hundertstelsekunden auf die Zeit seines Teamkollegen. Ein abschließender Versuch Bottas' mit der Supersoft-Mischung brachte keine Verbesserung.
Charles Pic (Caterham; 10.), Jules Bianchi (Marussia; 11.), der am Nachmittag von Max Chilton (13.) abgelöst wurde und Daniel Ricciardo (Toro Rosso; 12.) rangierten am letzten Testtag des Jahres am unteren Ende der Zeitenliste. Die meisten Runden gingen bei der letzten Ausfahrt vor dem Saisonauftakt einmal mehr auf das Konto von Mercedes. Im Unterschied zu den vorangegangenen Tagen ging der Testbetrieb am Sonntag ohne eine einzige Unterbrechung über die Bühne.