Mercedes stellt den neuen W04 für die Saison 2013 in Jerez vor - Nico Rosberg und Lewis Hamilton sollen endlich konstant vorne mitfahren können
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Bei den Silberpfeilen sollen endlich goldene Zeiten anbrechen. Nach drei schwierigen Jahren, in denen nicht einmal der Rekordweltmeister Michael Schumacher den Sprung an die Spitze gewährleisten konnte, erfolgt nun zur Saison 2013 der große Umbruch. Der Superstar aus Kerpen ist im Ruhestand, der langjährige Motorsportchef Norbert Haug ebenso. Neue Gesichter sollen die Aktivitäten prägen: Toto Wolff als neuer Leiter der motorsportlichen Aktivitäten und Lewis Hamilton als Teamkollege von Nico Rosberg.
Die Grundlage für sportliche Erfolge will man sich mit dem neuen Mercedes F1 W04 geschaffen haben. Der neue Bolide für die Formel-1-Saison 2013 wurde heute an der Rennstrecke in Jerez vorgestellt. Einige Details waren schon der offiziellen Präsentation an die Öffentlichkeit gelangt. Eine Grafik auf der Internetseite des Teams hatte die grundsätzlichen Formen bereits am Sonntag erahnen lassen, am Montagmorgen fuhr Rosberg im Rahmen einer PR-Aktion den Shakedown in Spanien.
"Es war meine erste Fahrt im neuen Auto", so der Weltmeistersohn, der das Auto gemeinsam mit Hamilton nach einer Runde im weißen SLS AMG in der Boxengasse enthüllte. "Das Auto hat sich sofort super angefühlt. Ich konnte sofort attackieren, was sehr wichtig ist. Ich freue mich auf den morgigen ersten Testtag", erklärt Rosberg, dem die Ehre der Jungfernfahrt vorbehalten war. "Es war so, als hätte ich kaum eine Pause gehabt, als ich wieder im Auto saß."
Von außen sofort zu erkennen: Mercedes hat eine neue Partnerschaft mit dem Handyhersteller BlackBerry geschlossen. Nach Aussage der Verantwortlichen soll die Zusammenarbeit auch technischen Tiefgang haben. Inwieweit sich dies in den Abläufen beim Team niederschlagen wird, ist unbekannt. Fest steht aber schon jetzt, dass Neuzugang Hamilton seine teils hochinteressanten Tweets künftig über das neueste BlackBerry-Modell in die Welt posaunen wird.
Einige sichtbare Neuerungen am W04
"Ich freue mich sehr und bin schon absolut gespannt, wie sich das neue Auto fahren lässt. Es sieht toll aus", meint der Brite, der neuen Schwung in das Werksteam bringen soll. "Es ist ein aufregender Tag, ich habe letzte Nacht kaum schlafen können." Auf dem Weltmeister von 2008 lasten hohe Erwartungen. Hamilton soll nicht nur in die Fußstapfen von Schumacher treten, der dem Konzern als Botschafter erhalten bleibt, sondern auch gleich den Weg zu mehr Siegen ebnen. Den bisher einzigen Erfolg des Teams konnte Rosberg 2012 in China bewerkstelligen.
Um endlich den Schritt auf das Niveau von Red Bull, McLaren und Ferrari zu schaffen, muss der neue W04 eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Vorgänger darstellen. Die Möglichkeiten sind bei Mercedes vorhanden. Man hat reichlich erfahrenes Personal in der Technikabteilung, man investiert außerdem viel Geld für die Aufholjagd. Außerdem konzentrierte man sich im vergangenen Jahr frühzeitig auf die neuen Entwicklungen für die Saison 2013.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Am W04 ist wieder eine Mercedes-typische Schnabelform an der Nase zu finden, die Stufe ist durch eine Blende abgedeckt. Der Lufteinlass an der insgesamt sehr zarten Nasenpartie fällt kleiner aus als im Vorjahr. Auch die Stuttgarter setzen an der Front weiterhin auf eine Aufhängung mit Druckstreben. Am Cockpitrand überraschen in Höhe der Außenspiegel neue waagerechte Finnen. Der Lufteinlass über dem Helm des Fahrers fällt viel kleiner aus als zuvor.
Die Seitenkästen des neuen Silberpfeils sind recht deutlich unterschnitten. Im vorderen Bereich sind zwei senkrechte Finnen zur Führung der Luft in Richtung Heck installiert, direkt neben dem Piloten ein kleiner Schlitz im Seitenkasten. Das Coanda-Auspuffsystem erscheint kaum anders als beim Modell der Saison 2013. Auffällig ist jedoch der Heckflügel. Im zentralen Bereich über dem Hauptblatt gibt es eine neue Mechanik zur Aktivierung des DRS. Offenbar wird der Flügel nicht per Seilzug, sondern per Hebel geöffnet.
Wie bei allen anderen Neuwagen, die in den vergangenen Tagen der Öffentlichkeit präsentiert wurden, stellt sich selbstverständlich auch bei Mercedes die Frage, inwieweit das gezeigte Auto jenem vom Saisonstart in Melbourne entspricht. Viele Teams haben bereits angekündigt, in der letzten Testwoche in Barcelona weitere Neuheiten zu bringen. Bislang bleibt aber festzuhalten, dass bei Mercedes schon jetzt mehr Veränderungen im Vergleich zu 2012 sichtbar sind als beispielsweise bei Red Bull, Force India oder Ferrari.