Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff fürchtet, dass Ferrari von der Kooperation mit Haas profitieren könnte, und warnt vor der Ausbeutung solcher B-Teams
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Mercedes ist sich der Gefahr von Konkurrent Ferrari vor der Formel-1-Saison 2016 bewusst. Die Roten gelten vor den ersten Testfahrten in Barcelona als mutmaßlich härtester Gegner der Silberpfeile und haben ab sofort ein neues Ass im Ärmel, das der Scuderia theoretisch einen Vorteil bringen könnte: das neue Haas-Team. Die Amerikaner sind als Partnerteam mehr als nur ein Motorenkunde wie Sauber und haben dadurch auch die Aufmerksamkeit von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff auf sich gezogen.
Vielerorts wird schon vom B-Team von Ferrari gesprochen, dementsprechend skeptisch verfolgt man bei den Silberpfeilen das Geschehen, denn noch weiß keiner, inwiefern sich die Zusammenarbeit positiv auswirken kann: "Ferrari hat intelligente Schritte gesetzt in der Kooperation mit Haas, und es könnte schon sein, dass daraus Performance entstanden ist", erklärt Wolff gegenüber 'auto, motor und sport'. "Wenn das so kommt, haben sie alles richtig gemacht."
Der Österreicher gibt zu, dass die Partnerschaft von Ferrari mit dem Neuling ein Unsicherheitsfaktor für sein Team ist. Normalerweise könne man hochrechnen, wie viel Rundenzeit bei stabilem Reglement gefunden werden kann, "wenn dann aber Variablen mit hineinspielen, die man nicht genau abschätzen kann, sei es durch eine Zusammenarbeit mit einem anderen Team, dann muss man die notwenige Skepsis mitbringen und auf der Hut sein."
Doch Mercedes hat mit dem Manor-Team ebenfalls einen neuen Partner gewonnen. Das kleine Team aus Banbury nutzt in dieser Saison Motoren von Mercedes und darf auch im Windkanal der Silberpfeile testen. Gleichzeitig parkt man Nachwuchspilot Pascal Wehrlein in einem der Cockpits. Doch während Wolff betont, dass Manor kein B-Team darstellt, möchte er sich diesbezüglich dennoch alle Optionen offen halten.
"Wenn es innerhalb des Reglements Wege der Zusammenarbeit zwischen zwei Teams gibt, die Performance bringen, dann muss man sie ausloten", sagt der Motorsportchef. Eine Sache möchte Wolff im Sinne der Formel 1 dabei allerdings auf jeden Fall vermeiden: dass die kleinen Teams als Versuchskaninchen herhalten müssen. "Ich bin nicht ganz überzeugt, ob es die richtige Richtung für die Formel 1 ist, wenn sich die großen Rennställe B-Teams heranziehen, die dann bestimmte Entwicklungsrichtungen ausprobieren", warnt er.
Besonders im Hinblick auf die bevorstehende Regelnovelle 2017 könne so etwas Gold wert sein. "Die Zusammenarbeit mit einem anderen Team könnte dir den einen oder anderen Misserfolg ersparen", sieht er die Vorteile einer Kooperation.
In dieser Saison könnte davon aber vor allem Manor profitieren, ist er überzeugt. Wolff rechnet damit, dass die einstigen Hinterbänkler mit ihren Zutaten durchaus ins Mittelfeld vorstoßen können: "Da ist eine gute Gruppe von Leuten zusammengekommen, die das Auto mitentwickelt haben. Mit Pascal im Auto und unserem Motor kann das Team für die ein oder andere Überraschung gut sein", meint er in einem Video des eigenen YouTube-Kanals. "Wenn sie das ein oder andere Rennen im Mittelfeld beenden, wäre das schon nicht schlecht."