Jock Clear darf 2016 endlich seinen Job bei Ferrari antreten - Die Zeichen deuten darauf hin, dass das alte Duell Rot gegen Silber kommende Saison wieder auflebt
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Die Formel-1-Saison 2015 gehört eindeutig Lewis Hamilton und Mercedes, doch der heimliche Gewinner heißt bereits jetzt Sebastian Vettel, der gemeinsam mit Ferrari alle Erwartungen übertreffen konnte: Trotz gewaltiger Personalrochaden im vergangenen Winter und eines Umzugs des Teams mitten in der Saison konnte Ferrari das Mercedes-Team dreimal schlagen, nachdem die Roten 2014 noch auf verlorenem Posten gestanden hatten. Die Formel-1-Welt erwartet 2016 das Duell der Giganten.
Noch immer sind in der Saison 2015 drei Rennen zu fahren, doch bei Experten steigt die Vorfreude schon auf die kommende Saison: Jeder erwartet, das zwischen Rot und Silber Parität herrschen wird. Mercedes gegen Ferrari, Lewis Hamilton gegen Sebastian Vettel, insgesamt prallen sieben WM-Titel aufeinander. "Es wird kommen, es ist nahezu unausweichlich", frohlockt Ex-Weltmeister Damon Hill. "Mercedes hat jetzt zwei Jahre dominiert und ich denke, dass man klar sehen kann, dass Ferrari die Lücke schließt. Ich denke nicht, dass es nächstes Jahr so eindeutig werden wird."
Maranello hat noch einmal personell aufgerüstet und bereits 2014 Star-Renningenieur Jock Clear von Mercedes abgeworben. Dieser durfte jedoch aufgrund vertraglicher Verpflichtungen bislang nicht aktiv bei Ferrari arbeiten, das wird sich kommendes Jahr ändern. Clear wird jedoch die einzige Änderung bleiben, Maurizio Arrivabene hat gute Gründe. "Wir müssen dieses Team konsolidieren und sollten nichts verändern", begründet der Ferrari-Teamchef. "Jock Clear wird kommen, aber er wird nicht die Struktur des Teams verändern. Er kommt als zusätzliche Komponente."
Hamilton und Vettel sehnen Duell herbei
Lewis Hamilton sucht, nachdem er Teamkollegen Nico Rosberg nun zweimal deutlich geschlagen hat, nach neuen Herausforderungen und sieht diese ebenfalls im Ferrari-Fahrer. "Ich finde, Seb ist eine tolle Persönlichkeit. Du weißt immer, woran du mit ihm bist; er ist ein herausragender Fahrer mit starkem Charakter", sagt er nach seinem dritten Weltmeistertitel. "Außerdem haben wir viel Spaß zusammen. Ich freue mich auf die kommenden Jahre mit ihm."
Vettel selbst würde ein Duell gegen Hamilton ebenfalls begrüßen. "Ich bin gerne dabei, wenn es andersrum ausgeht als dieses Jahr", lacht der viermalige Weltmeister. "Ich kann in keine Glaskugel schauen und sagen, was in der Zukunft passieren wird. Ich kann nur sagen, dass wir sehr hart arbeiten und gute Fortschritte machen. Es sieht sehr gut fürs nächste Jahr, aber am Ende muss man warten, bis die Autos auf die Strecke gehen."
Dass es schon 2016 zwischen Hamilton und Vettel hoch hergehen könnte, war ursprünglich bei Ferrari gar nicht vorgesehen. Doch der Schritt von 2014 auf 2015 war trotz aller Hindernisse so groß, dass der Zeitplan nach vorn gerückt ist. "Ich kann nur 'Grazie tanto' an alle in der Fabrik in Maranello sagen", bedankt sich der 28-Jährige beim gesamten Team. "Ich denke, es gibt uns allen einen Schub fürs nächste Jahr und wenn wir weiter das machen, was wir tun - immer Fortschritte machen und über uns selbst reflektieren - dann können wir Mercedes sicher ordentlich einheizen."
Rot gegen Silber: Ein Duell mit Brisanz
Dass es Vettel ernst meint, zeigt die Tatsache, dass er trotz der mittlerweile entschiedenen Weltmeisterschaft weiter hart arbeiten will. Jede Erfahrung kann wichtig werden für den erwarteten Kampf der Schwergewichte in der kommenden Saison . "Wir haben in Austin viel über das Verhalten des Autos bei gemischten Verhältnissen gelernt, das müssen wir mit an Bord nehmen - nicht nur für die nächsten Rennen, sondern auch fürs nächste Jahr." Gerade aufgrund des Testverbots seien Rennen wie Austin Gold wert.
"Es gibt immer etwas, das man lernen kann. Deshalb ist es wichtig, jetzt nicht schleifen zu lassen und zu denken, dass wir 2015 abhaken und uns auf 2016 konzentrieren sollten", sagt der Ferrari-Pilot weiter. "Gleichzeitig müssen wir geduldig sein, da es ein großes Projekt ist." Zum Schluss lässt er noch eine Kampfansage folgen: "In Maranello geht eine ganze Reihe vor sich und die Leute in der gesamten Fabrik sind richtig erfolgshungrig. Weitere Fortschritte zu machen ist die beste Medizin, die wir uns verschreiben können."
Das Duell Rot gegen Silber geht auf die 50er-Jahre zurück, in denen Mercedes bis zum Rückzug 1955 klar die Nase vorn hatte. Erst 1998 gab es eine Neuauflage. Allerdings niht mit einem reinen Mercedes-Werksteam; der Konzern hatte mit McLaren zusammengespannt. Mika Häkkinen besiegte erst Michael Schumacher 1998 und ein Jahr später Eddie Irvine im WM-Kampf, zog aber gegen Schumacher im Jahr 2000 den Kürzeren. 2007 und 2008 kämpften abermals McLaren-Mercedes und Ferrari um die Weltmeisterschaft mit jeweils denkwürdigen Entscheidungen. 2016 wäre das vierte Kapitel in diesem Kampf, jetzt aber wieder mit einem reinen Mercedes-Werksteam.