Mercedes kehrt am kommenden Wochenende an den Schauplatz der größten Leistungsschwäche zurück: Maßnahmen wurden umgesetzt, Erfolg aber fraglich
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Mercedes ist gespannt, die Gegner Red Bull und Ferrari voller Hoffnung. Am kommenden Wochenende gastiert die Formel 1 in Singapur. Beim dortigen Grand Prix in der Saison 2015 waren die ansonsten stets übermächtigen Silberpfeile in den Straßen der Metropole angreifbar. Im ersten Freien Training hatte man noch die ersten beiden Positionen bezogen, anschließend wurde man von der Konkurrenz in den Schatten gestellt. Der Grund: Mercedes bekam die Reifen nicht ins optimale Betriebsfenster.
"Ganz ehrlich: An Singapur 2015 verschwende ich nicht einen einzigen Gedanken. Ich bin sicher, dass es in diesem Jahr ganz anders laufen wird", zeigt sich Lewis Hamilton vor dem Singapur-Rennen 2016 zuversichtlich. Teamkollege und WM-Rivale Nico Rosberg sieht dies ganz anders: "Mit allzu großer Zuversicht blicken wir nicht auf Singapur. Wir waren dort im Vorjahr meilenweit weg, im Qualifying fehlten uns damals satte 1,8 Sekunden, wenn ich mich richtig entsinne."
Rosberg malt seine Erinnerungen etwas zu schwarz. Der Rückstand in der Zeitenjagd betrug 2015 "nur" rund 1,5 Sekunden. "Singapur ist seit Jahren immer das schwierigste Rennen für uns", weiß der Deutsche. "Wir denken, dass wir Fortschritte gemacht haben, aber angesichts des letztjährigen Rückstands bin ich nicht gerade der besten Dinge." Auch die Teamleitung blickt mit verhaltenem Optimismus auf die bevorstehenden Aufgaben in Singapur.
Bekommt Mercedes die Reifen ins Betriebsfenster?
"Sofort nach dem Rennen in Singapur 2015 haben wir alles genau analysiert und sofort Maßnahmen umgesetzt. Ob wir aber die richtigen Schlüsse gezogen haben, sehen wir erst, wenn wir wieder auf der dortigen Strecke fahren. Deshalb bin ich so gespannt auf das Wochenende", erklärt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Wir haben viel gelernt über die Abstimmung, die unsere Reifen ins Fenster bringen soll - aber wir wissen es nicht."
Für Mercedes war Singapur 2015 ein großer Ausreißer. Eine kurze Schwäche gefällt im Lager der Silbernen niemandem, aber verschmerzen kann man ein Rennen mit verminderter Konkurrenzfähigkeit durchaus. "Wir haben 21 Rennen in diesem Jahr. Da brauchst du eine Kombination von Chassis, Antrieb und Aerodynamik, die im Schnitt am besten funktioniert. Es geht immer um den besten Kompromiss", sagt Wolff, der sich über einen Mangel an Konstanz bislang nicht beklagen darf.
"Es gibt Teams, deren Autos gewisse Stärken haben - und die entsprechend zum Beispiel nur auf Strecken erfolgreich sind, die maximalen Abtrieb verlangen, wie es in Singapur der Fall ist", erklärt der Österreicher und spielt damit beispielsweise auf Red Bull an. "Es gibt ein Auto, das dermaßen angestellt ist, dass es quasi im Handstand steht. Ein solches Auto generiert hohen Luftwiderstand und kann dann halt auf Geraden nicht so schnell sein."
WM-Duell: Wem können Ferrari und Red Bull helfen?
Das "Handstand-Auto" aus Milton Keynes hat man für den kommenden Grand Prix von Singapur 2016 ebenso auf der Rechnung wie den Ferrari von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen. "Sie sind im Rennen immer schneller. Im Qualifying gibt es eine größere Lücke, die sich dann schließt", mahnt Lewis Hamilton. Der Brite fügt nach den Erlebnissen aus Monza allerdings an: "Dort haben sie uns aber nie wirklich bedroht."
"Natürlich wäre es nicht schlecht, wenn Ferrari oder Red Bull vorne mit dabei wären, denn dann wäre die Wahrscheinlichkeit höher, dass sich ein paar Fahrer zwischen mir und Nico platzieren. Nico wird genauso denken. Auf der anderen Seite wollen wir das Beste für das Team - und das sind nun einmal Doppelerfolge", so Hamilton, der mit einem Vorsprung von nur noch zwei Zählern auf Rosberg in das kommende Rennen geht.
"Da der Nico und der Lewis so nah beieinander sind, könnten jetzt einige tolle Rennen auf uns zukommen", freut sich Mercedes-Formel-1-Aufsichtsrat Niki Lauda. Der Österreicher hat jedoch eine Vorahnung: Die Dominanz der Silberpfeile könnte enden. "In Singapur dreht sich das Blatt", so Lauda. "Ich würde sagen, in Richtung Red Bull, vielleicht sogar gegen Mercedes. Bei Ferrari muss man sehen, wo die enden. Aber da kommen interessante Rennen."