Ende der Saison 2015 kam Nico Rosberg mit dem Mercedes W06 besser zurecht als Lewis Hamilton - Diesen wichtigen Vorteil könnte er durch das neue Auto verlieren
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Das Saisonende 2015 würde sich Nico Rosberg vermutlich gerne einrahmen. Der Vizeweltmeister gewann die letzten drei Rennen des Jahres und war damit zum ersten Mal in seiner Formel-1-Karriere dreimal in Folge siegreich. Allerdings: Teamkollege Lewis Hamilton stand zu diesem Zeitpunkt bereits als Weltmeister fest. 2016 wird Rosberg beweisen müssen, dass er den Briten auch zu Saisonbeginn schlagen kann. Das gelang ihm in den Jahren 2014 und 2015 fast nie.
Die große Frage lautet, ob Rosberg das Momentum, das er Ende der vergangenen Saison aufgebaut hat, mit ins neue Jahr nehmen kann. Der Deutsche fürchtet allerdings, dass sich das extrem schwierig gestalten könnte. "Das Saisonende war für mich im letzten Jahr großartig", erklärt Rosberg und verrät: "Ich passe mich stetig an und verändere meine Herangehensweise."
"An den letzten paar Rennwochenenden habe ich einen etwas besseren Weg gefunden. Natürlich ist es mein Ziel, dies 2016 fortzusetzen. Jetzt haben wir ein neues Jahr und ein neues Auto und damit haben sich leider viele Dinge verändert. Somit ist es schwierig, zu sagen, ob ich die Dinge, die ich vorher gemacht habe, weiterhin so machen kann", schildert Rosberg seine Zweifel.
Verliert Rosberg seinen Vorteil?
Hintergrund: Mercedes änderte gegen Ende der vergangenen Saison die Charakteristik des W06. Nach dem Großen Preis von Singapur nahm das Team eine Änderung an der Hinterradaufhängung vor, die Rosberg ganz offensichtlich mehr in die Karten spielte als seinem Teamkollegen. Das machte sich vor allem im Qualifying bemerkbar, wo der Deutsche Hamilton zuvor nahezu hoffnungslos unterlegen war.
Führte der Weltmeister im Qualifyingduell vorher noch mit 12:1, schnappte sich Rosberg ab Japan sechs Pole-Positions in Serie. Bis zum Saisonende hatte Hamilton mit den Änderungen am Auto zu kämpfen, während sein Teamkollege plötzlich von Sieg zu Sieg fuhr. Dementsprechend dürfte sich der Brite über das neue Auto deutlich mehr freuen als der Vizeweltmeister.
Mit dem W07 werden die Karten wieder neu gemischt. Es ist gut möglich, dass Rosberg den Vorteil, den er Ende des vergangenen Jahres hatte, durch den neuen Boliden verlieren wird. "Aber warten wir ab, was passiert. Ich bin optimistisch und suche ständig nach dem Schlüssel, um den letzten Schritt in Richtung Titel zu machen. Dafür werde ich in diesem Jahr erneut kämpfen", verspricht der Deutsche.
Erste Testfahrt am Dienstag
"Natürlich werden meine Gegner stark sein. Lewis leistet großartige Arbeit und wir müssen auch ein Auge auf Ferrari haben. Aber mit unserem Team und den Autos, von denen ich weiß, dass sie sie bauen können, habe ich immer eine Chance", gibt sich Rosberg kämpferisch. Immerhin ist es auch möglich, dass der 30-Jährige seine Stärken auch beim neuen W07 ausspielen kann .
"Es ist so eine aufregende Erfahrung, sich zum ersten Mal ans Steuer eines neuen Autos zu setzen. Ganz besonders jetzt, wenn eine gute Chance besteht, ein Siegerauto in Händen zu halten", ergänzt Rosberg, der den neuen Boliden beim Test in Barcelona am Dienstag zum ersten Mal pilotieren wird. Die erste Ausfahrt am Montag übernahm Weltmeister Hamilton.
"Bis zur ersten Ausfahrt hat man so viele Zeichnungen gesehen und so viele Stunden in Meetings verbracht, um über jedes noch so kleine Detail des Autos zu sprechen, dass es einfach unglaublich ist, endlich einzusteigen und loszufahren. Ich freue mich jedes Jahr sehr auf diesen Moment", so Rosberg. Zum ersten direkten Aufeinandertreffen mit Hamilton auf der Strecke wird es erst beim Saisonauftakt in Melbourne kommen .
Klappt's endlich mit dem Titel?
Der Sohn von Keke Rosberg startet 2016 bereits in seine elfte Formel-1-Saison und zählt damit mittlerweile schon zu den erfahrensten Piloten im Fahrerfeld. "Es ist verrückt, dass ich in diesem Jahr in Singapur mein 200. Formel-1-Rennen bestreiten werde", sagt Rosberg und ergänzt: "Es war ein tolles Erlebnis bis hierher und ich freue mich auf viele weitere. Vielleicht gibt es auch eine kleine Feier in Singapur."
"Aber für mich ist das keine wichtige Zahl. Ich spare mir die große Party für einen Titelgewinn auf", erklärt der Deutsche, der nach zwei Vizetiteln in Folge 2016 endlich den ganz großen Pokal gewinnen möchte. "Bislang hatte ich zweimal ein Auto, das mir bei der Erfüllung dieses Traums helfen konnte, aber leider habe ich noch nicht ganz alles zusammenbekommen."
"Aber ich habe gezeigt, dass ich Rennen gewinnen kann. Ich habe gezeigt, dass ich kämpfen kann und ich habe gezeigt, dass ich zurückschlagen kann. Ich bin vollkonzentriert und fest entschlossen, dass dies mein Jahr werden kann", so Rosberg. Ob der neue W07 ihm dabei entscheidend helfen wird, wird sich wohl erst nach den ersten Rennen der neuen Saison zeigen.