Mercedes klar hinter Ferrari: Alles nur ein großer Bluff?

, 28.04.2017

Bottas war im Freien Training schneller als Hamilton, aber weit hinter Ferrari zurück - Sind die schlechten Zeiten mit und ohne Sprit Folge "verrückter Programme"?

Das Mercedes-Team befindet beim Russland-Grand-Prix in Sotschi möglicherweise in Problemen. In den ersten beiden Freien Training am Freitag belegten Valtteri Bottas und Lewis Hamilton nur die Plätze drei und vier. Auf ihren schnellsten Runden waren der Finne und der Brite 0,670 respektive 0,709 Sekunden langsamer als Sebastian Vettel im Ferrari, der am Schwarzen Meer das Tempo bestimmte. Auf den Longruns sah es für die Silberpfeile nicht besser aus - im Gegenteil.

Als es mit vollen Tanks und Ultrasoft-Reifen zur Sache ging, ließen sich Bottas und Hamilton von Kimi Räikkönen im Schnitt 1,5 beziehungsweise 1,6 Sekunden pro Umlauf aufbrummen. Zugegeben: Der "Iceman" rollte zu diesem Zeitpunkt auf frischeren Gummis, jedoch war auch Vettel auf ähnlich abgenutzten Pneus wie die Mercedes-Piloten fixer. Sportchef Toto Wolff erklärt unumwunden: "Der Ferrari war extrem schnell, sowohl auf einer Runde als auch auf den Longruns."

Hamilton spricht von einem "schwierigen Tag", betont, aber, dass Mercedes seine Vorhaben für das Freie Training umgesetzt hätte. Auch Bottas betont die Wichtigkeit des Rennens und erklärt, das Wochenende sinnvoll angegangen zu sein - das klingt eher nach Taktik als nach einer Schwächephase. Der Finne lobt außerdem die Balance. Auffällig war aber, dass Bottas und Hamilton in Kurve 14 Untersteuern und Probleme, die Reifen zum rechten Zeitpunkt ins Temperaturfenster zu bringen, hatten. Der Ex-Weltmeister nennt die Pneus "peaky", also empfindlich. Beides war man vom W08 bisher nicht gewohnt.

Rundenzeiten am Freitag waren 2017 schon mehrmals irreführend

Dass Ferrari in Sotschi scheinbar auftrumpft, kommt überraschend. Der Kurs, der viele lange Geraden besitzt und hohe Ansprüche an die Antriebe stellt, spielte in den vergangenen Jahren Mercedes in die Karten. Das ist wie weggeblasen, wofür Wolff die jüngste Regelnovelle verantwortlich macht: "Es hat sich alles verändert", unterstreicht der Österreicher und sieht sich in Warnungen vor einem Ende der Dominanz bestätigt: "Man konnte nicht erwarten, dass alles so weiterginge. Und bitteschön!"

Oder blufft Mercedes nur, wie es Vettel vermutet? Wolff weicht der Frage nach möglichen Alternativprogrammen bei Bottas und Hamilton am Freitag aus. "Wir haben in Melbourne oder Schanghai diese Unterhaltung geführt - als wir auf den Longruns eine Sekunde schneller waren als alle anderen", bleibt er schmallippig, um noch durchblicken zu lassen: "Dann hat sich am Samstag und Sonntag alles geändert. Jeder fährt manchmal ein verrücktes Programm, um eine Standortbestimmung zu erhalten."

Lewis Hamilton behauptet: Mercedes zündet keine Nebelkerzen

Hamilton und Bottas fordern, das Auto bis zum Qualifying zu verbessern. Dann würde ihre Mannschaft "um alles in der Verlosung sein", wie es der Brite mitsamt bewundernder Worte für die Roten ausdrückt. Von einer Nebelkerze will er nichts wissen: "Wir bluffen niemals, das bringt überhaupt nichts", behauptet er und spielt den Ball weiter. "Ferrari hat es früher gemacht. Wir wollen das Auto optimal ausbalancieren und es war heute knifflig."

Bei Mercedes könnte sich ein solches Experiment um Reifentemperaturen gedreht haben. Zuletzt schnellten sie teilweise ohne erkennbaren Grund in die Höhe, was den Piloten die Tour vermasselte. Ob das Problem bei den Tests gelöst worden wäre, will Wolff nicht abschließend beurteilen: "Bahrain bot genau die Laborbedingungen, um herauszufinden, wie man die Pneus bei Hitze behandeln muss." Auf die Bahn glattere und kühlere Bahn in Russland will er die Ergebnisse nicht übertragen.

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