Slapstick bei Silber: Während Toto Wolff eine Stallregie pro Lewis Hamiltons als Eigentor darstellt, lobt Niki Lauda das Manöver und Valtteri Bottas als "Teamplayer"
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Lewis Hamiltons Sieg beim Japan-Grand-Prix am Sonntag war souverän - auch dank drei Wegbereitern, die ihm beim Einfahren des achten Saisonerfolges mehr oder weniger freiwillig unter die Arme gegriffen hatten. Die Rede ist von den Schlafmützen Fernando Alonso und Felipe Massa, die Max Verstappen am Ende aufhielten und einen Angriff verhinderten, sowie von Teamkollege Valtteri Bottas: Der formschwache Finne hatte einmal mehr den Wasserträger für Hamilton zu spielen.
So passiert in Runde 28 in Suzuka, als Hamilton und Verstappen den Boxenstopp absolviert hatten und sich anschickten, Bottas (noch ohne Reifenwechsel) zu überholen. Mit älteren Soft-Pneus war er langsamer als die Spitzenreiter mit frischen Gummis der gleichen Mischung. Brav machte Bottas vor der Schlussschikane für den anderen Silberpfeil Platz, um dem Red Bull die Türe zuzuschlagen und drei Umläufe lang bis zu seinem eigenen Stopp vor ihm herzufahren. Ein Blockade-Manöver?
Toto Wolff winkt ab: "Er hat den Bremsklotz nicht reingehauen. Wir waren unser eigener Bremsklotz. Lewis ist relativ lange hinter Valtteri hergefahren und hat dabei Reifentemperatur und Grip verloren. Das hat Max aufholen lassen." Die Aussage des Sportchefs lässt sich mit Zahlen untermauern: Bereits in Runde 25 befand sich Hamilton im kritischen Zwei-Sekunden-Fenster hinter Bottas, in dem die Luftturbulenzen Abtrieb kosten und dafür sorgen, dass die Reifen mehr leiden.
In dieser Phase dampfte Verstappen seinen Rückstand von 1,8 auf 0,7 Sekunden ein, ehe Bottas vor ihm aufkreuzte. Nach der Aktion fehlten ihm wieder 3,1 Sekunden. Wolff wehrt sich gegen den Vorwurf einer Aktion mit Geschmäckle: "Dass du dich danach einordnest, ist ziemlich normal", nimmt er Bottas in Schutz, als es darum geht, ob der Finne absichtlich noch langsamer gefahren sei.
Unglücklich - manche mögen formulieren Slapstick - ist, dass Mercedes' Team-Aufsichtsrat Niki Lauda das Gegenteil behauptet und eine Stallregie offen einräumt: "Warum soll man nicht, wenn man kann?", zuckt der Österreicher mit den Schultern und fragt eine TV-Journalistin schmunzelnd: "Würdest du es nicht anders machen?" Auch Ex-Mercedes-Pilot Nico Rosberg hat die Szene so interpretiert: "Es war für ihn zu diesem Zeitpunkt sehr schwierig, auf das Podium zu kommen. Deshalb hat Mercedes ihn ein bisschen benutzt, um Lewis ein bisschen mehr Freiraum zu geben."
Lauda betont, dass sich Bottas gegen die Teamorder, die im Fernsehen nicht als Funkspruch übertragen wurde, nicht gewehrt hätte: "Im Gegenteil. Er ist ein Teamplayer. Mehr war für ihn sowieso nicht drin." Daniel Ricciardo, so glaubt der Mercedes-Verantwortliche, wäre für Bottas auch ohne den Zeitverlust bei der Hamilton-Rochade nicht zu knacken gewesen: "Er hat zum Schluss versucht, auf den dritten Platz zu kommen - es ging leider nicht. Wir haben alles richtig gemacht."
Bottas, der als Vierter ins Ziel kam, sieht die Sache anders. Er lobt die Taktik, nach der Strafversetzung in der Startaufstellung auf Soft loszufahren, schweigt aber lieber zum Thema Teamorder: "Die Strategie war gut und hat uns Möglichkeiten im Rennen eröffnet", so der Finne. "Schade, dass es nicht so geklappt hat, wie wir gehofft haben. Am Red Bull bin ich am Schluss nicht vorbeigekommen. Ich war nahe dran und ich war schnell, aber mir sind die Runden ausgegangen."