Neunte Pole-Position der laufenden Saison für Lewis Hamilton, während sich Nico Rosberg mit über einer halben Sekunde Rückstand auf Startplatz zwei kämpft
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In der Formel-1-Saison 2015 sind zehn Qualifyings gefahren. Neunmal war es Lewis Hamilton, der sich im entscheidenden dritten Segment (Q3) durchsetzte, so auch am Samstag auf dem Hungaroring. Mit einer im zweiten Versuch in Q3 gefahrenen Rundenzeit von 1:22.020 Minuten verwies der amtierende Weltmeister seinen Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg einmal mehr auf Startplatz zwei. Rosberg fehlten unterm Strich 0,575 Sekunden.
Hamiltons erster Jubel über seine neunte Pole der laufenden Saison kam direkt bei der Überfahrt der Linie. "Es war bislang ein gutes Wochenende. Ich kam hier schon immer gut zurecht. Ich liebe diese Strecke. Nico und ich würden aber nicht vorn stehen, wenn das Team nicht schon im gesamten Jahr hervorragende Arbeit geleistet hätte", sagt Hamilton, der in jeder Session des bisherigen Wochenendes der Schnellste war.
"Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal eine solche Performance hingelegt zu haben", staunt der Brite selbst über seine Bestzeiten in allen drei Freien Trainings und in allen drei Qualifying-Segmenten. "Das war eine unglaubliche Runde", lobt Niki Lauda, Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes-Teams, gegenüber 'Sky Sports F1'. Gegenüber 'RTL' setzt der Österreicher noch einen drauf und spricht angesichts des Vorsprungs auf Rosberg von "einem Lichtjahr, denn normalerweise geht es da um Tausendstel- oder ein Zehntelsekunden".
Wolff: Hamilton hätte noch schneller fahren können
"Die Runde war wirklich gut", findet auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gegenüber 'Sky' großen Gefallen am finalen Versuch Hamiltons und fügt hinzu: "Der Wahnsinn ist, dass er noch zwei Zehntel hätte schneller fahren können. Er war auf Kurs zu einer hohen 1:21er-Runde, wenn er nicht einen kleinen Fehler im Mittelteil der Runde gehabt hätte."
Auf dem Hungaroring ist es für Hamilton die fünfte Pole-Position nach 2007, 2008, 2012 und 2013. In den Jahren 2007, 2009, 2012 und 2013 siegte er auf dieser Strecke und peilt am Sonntag seinen fünften Triumph an. "Ich habe Zuversicht in mein Auto und in mein Team. Hoffentlich können wir es morgen umsetzen", sagt der amtierende Weltmeister, der "heute in einer eigenen Liga war", wie Wolff herausstellt.
Rosberg kämpft mit Untersteuern
Rosberg hat nach mehr als einer halben Sekunde Rückstand "keine Erklärung" und berichtet: "Im Qualifying lief eigentlich alles nach Plan, aber ich war einfach nicht schnell genug. Aus welchen Gründen auch immer ging es bei mir schon am gesamten Wochenende auf und ab. Ich muss mir am Abend genau anschauen, woran es gelegen hat. Zufrieden bin ich mit dem heutigen Ergebnis jedenfalls nicht."
"Nico hatte ein Problem, das wir nicht verstanden haben", sagt Wolff. "Er hatte plötzlich ein untersteuerndes Auto." Nach einer Anpassung des Reifendrucks lief es für Rosberg auf dessen letztem Versuch besser, "aber Lewis' letzte Runde war wahrscheinlich einfach unschlagbar", wie Wolff anmerkt. Über Nacht hatte Rosberg das Auto umbauen lassen, nachdem es bei ihm schon am Freitag nicht optimal gelaufen war.
"Für den Freitag müssen wir uns bei Nico entschuldigen. Da hatte sich beim Aufbau des Autos ein Fehler eingeschlichen, den wir leider erst am Abend bemerkt haben", sagt Mercedes-Technikchef Paddy Lowe gegenüber 'Sky Sports F1'. Dass der Deutsche im Qualifying nicht an die Zeiten seines britischen Teamkollegen herankam, führt Lowe nicht nur auf die Veränderungen am Reifendruck zurück. "Auf seiner letzten Runde in Q3 hatte er im letzten Sektor einen Verbremser. Das erklärt wohl einen Großteil des Rückstands", so der Mercedes-Technikchef.
"Der Nico hat Probleme mit Untersteuern gehabt. Das war dann wieder weg, dann kam es wieder zurück. Also der wird sich heute wirklich wundern, was der Lewis für eine Fabelzeit im gleichen Auto hingeknallt hat", meint Lauda und glaubt, die Ursache zu kennen: "Der Hund ist da begraben, dass zuerst mit den Reifendrücken gecheckt wurde, ob die alle stimmen. Der Reifendruck wurde verändert, es wurde aber nicht optimal hingebracht. Jetzt muss genau analysiert werden, was der Grund war. Auf jeden Fall war die Balance beim Nico nicht so, wie sie hätte sein müssen und deswegen auch, neben der Wunderrunde von Lewis, der große Abstand."
Auf Hamiltons Ungarn-Vorliebe will Lauda den großen Rückstand Rosbergs von mehr als einer halben Sekunde jedenfalls nicht schieben. "Für einen Fahrer darf es keine Unterschiede machen, ob er eine Strecke liebt oder nicht. Man muss auf allen Strecken gleich Top-Speeds herausholen und schnell fahren können. Ich glaube nicht, dass es einen Einfluss hat, dass sich der Lewis hier wohl fühlt. Ich glaube, er zaubert einfach Runden hin, die im Moment kein anderer hinzaubern kann und da ist er einzigartig", beschreibt der dreimalige Weltmeister die Qualitäten des zweimaligen und amtierenden Weltmeisters.