Mercedes spielt eine wichtige Rolle im Meisterschaftskampf: Leidet die Entwicklung für 2014 unter dem anhaltenden Erfolg in diesem Jahr?
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Nach drei enttäuschenden Jahren ist Mercedes endlich ganz vorn dabei. Nico Rosberg konnte in der aktuellen Saison zwei Siege holen, Lewis Hamilton stand beim vergangenen Rennen in Ungarn erstmals im Mercedes-Overall ganz oben auf dem Treppchen. Die Silberpfeile sind vor allem im Qualifying eine Macht: Hamilton holte nunmehr vier Pole-Positions in Folge. Der Brite liegt in der Fahrerwertung auf Rang vier, die Werksmannschaft auf Platz zwei der Konstrukteure. Man wittert WM-Chancen.
"Das ist toll für uns, denn wir hatten 2012 ein wirklich schwieriges Jahr. Seither hat sich unsere Leistung wesentlich verbessert", fasst Teamchef Ross Brawn zusammen. "Wir haben zwar acht Pole-Positions erzielt, diese aber nicht in acht Siege umgemünzt. Das ist die Herausforderung. Und wir hätten natürlich lieber ein paar Siege mehr, statt so vielen Pole-Positions. Da waren wir nicht gut genug."
"Es ist logischerweise trotzdem gut, so viele Pole-Positions zu haben und vorn loszufahren. Dadurch gerätst du meist nicht so sehr in Schwierigkeiten. Wir müssen uns auf jeden Fall auf die Rennsiege konzentrieren", meint der Brite. Sollte Hamilton auch in Belgien siegen, so würde sich der Rückstand auf WM-Leader Sebastian Vettel weiter verringern. Derzeit fehlen dem Weltmeister von 2008 noch 48 Punkte auf den amtierenden Champion.
Keiner möchte an die WM denken?
"Wir denken nicht an die Meisterschaft. Das heißt nicht, dass wir den Titel nicht gewinnen wollen", sagt Brawn. "Natürlich wollen wir den Titel gewinnen. Wir opfern dafür aber nicht das Programm für 2014. Dieses Projekt ist klar definiert und befindet sich auf einem guten Weg. Wir machen gute Fortschritte. Vor uns liegen einige große Herausforderungen. Die nächste Saison wollen wir nicht aufs Spiel setzen." Wenn Mercedes 2013 um den Titel kämpfen will, müssen weitere intensive Entwicklungen folgen - ein Dilemma.
"Man hat aber immer ein paar Leute, die man von Projekt zu Projekt verschieben kann. So arbeiten wir. Und wir versuchen nebenbei, möglichst viele Rennen zu gewinnen. Ohne allerdings unser Programm für 2014 in irgendeiner Weise zu beeinträchtigen", so die klare Ansage des Teamchefs. Brawn selbst fühlt sich ob der WM-Chancen zwar geschmeichelt, aber als realistisch stuft er diese Möglichkeiten nicht ein. Dafür ist offenbar die Konkurrenz von Red Bull zu stark und konstant.
"Rennen zu gewinnen, ist toll. Deshalb sind wir hier. Sebastian leistet wirklich großartige Arbeit. Es bräuchte schon ungewöhnliche Umstände, aber das kann passieren", meint der erfahrene Stratege mit Blick auf den aktuellen Stand in der Weltmeisterschaft. "Das verändert aber nichts an unserer Herangehensweise. Wir befinden uns in der glücklichen Lage, dass wir ein gutes Auto haben. Daran wollen wir festhalten und weitermachen."
"2008 war ich bei Honda und wir hatten ein ziemlich schlechtes Fahrzeug. Da fällt es natürlich leicht, zu sagen, 'lasst uns dieses Auto vergessen'. Da konnten wir es uns leisten, ein paar Leute für den Einsatz des Fahrzeugs abzustellen, während der Rest am nächstjährigen Auto arbeitete", so Brawn. "Wenn du deine Arbeit gut machst, kommt es nie zu einem solchen Szenario, sodass du immer mit deinen Ressourcen haushalten musst. Das ist bei jedem Team der Fall."
Hamilton hat Alonso im Visier
"Du willst natürlich jedes Rennen gewinnen. Also hast du das auch im Hinterkopf", gibt Hamilton offen zu, dass das Thema Titelgewinn 2013 für ihn alles andere als ein Tabu ist. "Ich liege derzeit aber gewiss zu weit hinter Sebastian zurück, um darüber nachzudenken, es mit ihm aufzunehmen. Ich versuche einfach nur, meinen Vordermann abzufangen. Das ist Fernando." Aus Sicht des britischen Piloten besteht nicht die Gefahr, den Erfolg 2014 zu gefährden, wenn man das aktuelle Auto immer weiter voranbringt.
"Natürlich wollen wir im kommenden Jahr so gut wie möglich abschneiden. Plötzlich mischen wir aber schon jetzt richtig gut mit. Es ist ein schmaler Grat. Ich glaube jedoch, die Verantwortlichen leisten da gute Arbeit", sagt er. Für ihn persönlich sei es vor allem wichtig, dass man weiter an jenen Eigenarten der Bremse arbeite, die ihm bislang nicht gut gelegen hatten. "Ich würde nicht sagen, dass wir das Problem schon zu einhundert Prozent gelöst haben, aber wir kommen sicherlich da hin."
"An diesem Wochenende läuft es besser denn je. Es ist nicht schlecht", so Hamilton. "Wir sind trotzdem nicht ganz zufrieden mit unserer Bremsleistung, was vermutlich auf den niedrigen Grip hier in Spa zurückzuführen ist. Außerdem fahren wir hier mit wenig Abtrieb. Ich befinde mich nun aber in einem Bereich, in dem ich bequem Druck machen kann. Wir werden aber noch ein paar Veränderungen vornehmen, speziell im Hinblick auf 2014. Hoffentlich wird es dann sogar noch etwas besser laufen."