Eine "Fehlentscheidung" am Kommandostand kostete Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton den sicheren Sieg in Monaco, doch Teamkollege Nico Rosberg profitiert
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Lewis Hamilton sah wie der sichere Sieger aus. Doch dann kam eine Safety-Car-Phase, die sein Rennen in Monaco total auf den Kopf stellte. Weil das Mercedes-Team am Kommandostand eine falsche Entscheidung traf und Hamilton in Führung liegend an die Box beorderte. Danach war der WM-Spitzenreiter nur noch Dritter. Und diese Position behielt er bis ins Ziel. Eine herbe Enttäuschung.
Entsprechend geladen war Hamilton nach der Zieldurchfahrt, reagierte in einer ersten Stellungnahme aber sehr professionell: "Das war nicht gerade das einfachste Rennen für mich. Das Team war das komplette Jahr so gut. Wir siegen gemeinsam, wir verlieren gemeinsam. Ich bin dankbar für die Arbeit, die geleistet wird", sagt der Weltmeister von 2008 und 2014. "Glückwunsch an Nico und an Sebastian."
Ausgerechnet sein Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg staubte den Sieg ab, auch Sebastian Vettel im Ferrari rutschte noch durch und sah vor Hamilton die Zielflagge beim sechsten Rennen der Formel-1-Saison 2015. Die Konsequenz daraus? Hamilton: "Ich bin mir sicher, wir setzen uns hin und klären, was wir besser machen können. Aber ich komme wieder und versuche, nächstes Mal zu gewinnen."
Toto Wolff gesteht Teamfehler ein
Wesentlich mehr Emotionen zeigte da schon Mercedes-Sportchef Toto Wolff beim 'ORF'. Er sagt: "Es tut mir leid. Wir haben Mist gebaut. Es war eine Fehlentscheidung. Das geht voll aufs Team. Wir haben die Abstände falsch eingeschätzt. Lewis hatte gesagt, die Reifentemperatur geht in den Keller und der Reifen hat keinen Grip mehr. Es war ein Fehler, der ihn den Sieg gekostet hat", meint Wolff.
Sehr viel mehr könne er nicht dazu sagen, außer: "Da kann man sich nur entschuldigen." Dass sein anderer Fahrer gewonnen hat, lässt ihn scheinbar fast kalt. "Nico hat einen Hattrick geschafft. Das ist Schwarz auf Weiß. Ich freue mich für ihn. Aber das war Lewis' Sieg. Und Lewis hat jeden Grund, wütend zu sein." Doch seinem sicherlich großen Ärger machte Hamilton zunächst keine Luft.
Deutliche Worte fand dagegen Niki Lauda, Aufsichtsratsvorsitzender bei Mercedes. Er meint: "Es tut mir leid für Lewis. Ich habe mich auch schon bei seinen Ingenieuren entschuldigt. Toto hat von mir den Auftrag erhalten, die Situation gründlich zu analysieren. Wir müssen herausfinden, wo der Fehler lag. Es war falsch, ihn hereinzuholen." Warum der Boxenstopp anberaumt wurde, wisse er auch nicht.
Nico Rosberg: "Es war Glück"
"Es herrschte wohl Konfusion", sagt Lauda, der den Funkverkehr in der Box verfolgt hatte. "Viele Leute haben geredet. Es ging hin und her. Dann kam die falsche Entscheidung dabei heraus. Und das war unnötig." Am Ende siegte trotzdem ein Mercedes-Fahrer. Und Rosberg ist sich dessen bewusst, dass sein Erfolg nicht eingeplant war. "Mir ist schon klar, dass das Glück war", sagt der Deutsche.
Für ihn war es bereits der dritte Monaco-Sieg seit 2013 und 2014. "Ich genieße einfach den Moment und freue mich sehr", sagt Rosberg und fügt hinzu: "Ich muss aber hart arbeiten, denn Lewis war dieses Wochenende etwas stärker als ich. Er fuhr einfach gut und hätte den Sieg verdient gehabt. So ist es aber manchmal im Motorsport." Und Hamiltons Vorsprung in der WM beträgt nur noch zehn Punkte.