Erst nach dem Freitag will Mercedes entscheiden, ob der Coanda-Auspuff in Singapur seine Rennpremiere erleben wird - Weniger Punkte als zum gleichen Zeitpunkt 2010
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In den sechs Rennen vom Sieg in Schanghai bis Silverstone holten Nico Rosberg und Michael Schumacher 91 Punkte, was einem Schnitt von 15,17 entspricht. Seither wurden in fünf weiteren Grands Prix nur noch 34 Zähler gesammelt (Schnitt: 6,80). Auch wenn das Tempo vereinzelt recht ordentlich war, wie etwa in der Schlussphase in Monza, ist Mercedes im Saisonverlauf unterm Strich unwiderlegbar zurückgefallen.
Nun setzt das Silberpfeil-Werksteam große Hoffnungen in die Updates, die nach Monza beim Young-Driver-Test in Magny-Cours erprobt wurden. Dazu gehört neben anderen aerodynamischen Weiterentwicklungen vor allem auch der sogenannte Coanda-Auspuff, der laut Aussagen von Testfahrer Sam Bird einen Fortschritt bringen könnte. Ob das wirklich stimmt und ob die Neuerung in Singapur tatsächlich das ganze Wochenende eingesetzt wird, steht aber noch gar nicht hundertprozentig fest.
"Das müssen wir hier erst überprüfen", kündigt Sportchef Norbert Haug an, dass man die Entscheidung erst nach dem Freitagstraining treffen wird. "Magny-Cours war positiv, die Vergleichstests waren so, wie wir sie anhand der Daten aus dem Windkanal und dem Simulator erwartet haben. Hier herrschen aber andere Bedingungen, zum Beispiel in Bezug auf die Temperaturen. Also testen wir die Teile am Freitag und dann entscheiden wir, ob wir damit fahren können oder nicht."
Ob die Updates die gewünschten Fortschritte auf der Stoppuhr und vor allem auch im Klassement bringen werden, wagt Haug nicht vorherzusagen: "Du weißt ja nie, was die anderen gemacht haben - es ist ein bewegliches Ziel. Wenn du zwei Zehntel findest und die anderen vier oder fünf, dann bist du selbst zwar schneller, aber der Unterschied ist sogar noch größer", erklärt er.
Insgesamt sei Mercedes dem Ziel, eines der um den WM-Titel kämpfenden Teams zu werden, einen Schritt näher gekommen - das Potenzial beweisen unter anderem Rosbergs Sieg in Schanghai und Schumachers Qualifying-Bestzeit in Monte Carlo. Allerdings ist auch das Feld generell enger zusammengerückt, sodass sich der reduzierte Abstand auf die absolute Spitze im WM-Stand nicht auswirkt. Nach 13 Rennen hat das Team zwar mehr Punkte (126/P5) auf dem Konto als zum gleichen Zeitpunkt 2011 (P4/108), aber weniger als im Premierenjahr 2010 (146/P4).
Doch ähnlich wie Rosberg versucht auch Haug, die positiven Akzente hervorzuheben: "Vor fünf Monaten haben wir in China den Sieg gefeiert - und es war ein dominanter Sieg. Da sah es wirklich gut aus. In Monaco und Montreal sah unser Speed auch gut aus, ebenso wie in der Schlussphase in Valencia und in Monza ab Runde 15. Wir hatten bisher 13 Rennen - und in vier, fünf, sechs davon war unser Speed in Ordnung. In anderen weniger", gibt er zu und lächelt: "Ich glaube fest daran, dass mir an diesem Tisch eines Tages wieder angenehme Fragen gestellt werden..."