"Die Stewards sollen die Rennfahrer Rennen fahren lassen!": Niki Lauda und Toto Wolff verurteilen die Strafe für Nico Rosberg - WM-Leader zeigt sich erleichtert
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Glück im Unglück: So lässt sich der Große Preis von Malaysia 2016 für Mercedes-Pilot und WM-Leader Nico Rosberg wohl am besten zusammenfassen. Erst wirft ihn eine unverschuldete Startkollision mit Sebastian Vettel (Ferrari) bis ans Ende des Feldes zurück. Dann kassiert der Deutsche im Zweikampf mit Kimi Räikkönen um Platz drei eine Strafe, weil er den Ferrari beim Überholen berührt und leicht beschädigt.
Zehn Sekunden brummte die Rennleitung Rosberg dafür auf. Am Ende macht es für den Mercedes-Fahrer zwar keinen Unterschied: Mit mehr als 13 Sekunden Vorsprung behielt er den Podiumsplatz vor Räikkönen und holte wichtige Punkte im Titelduell mit Lewis Hamilton, der nach einem Motorendefekt ausschied. Dennoch provozierte die Entscheidung der Stewards teils heftige Reaktionen, insbesondere bei Mercedes.
"Vollkommen sinnlos. Rennfahren ist Rennfahren. Man muss froh sein, dass überhaupt solche Manöver passieren", urteilt Niki Lauda über die Strafe und argumentiert: "Der Nico war 20 Zentimeter vorne, hat ihm weder das Auto beschädigt noch sonst was. Deswegen verstehe ich diese Strafe überhaupt nicht." Tatsächlich trug der Ferrari einen kleineren Schaden am Auto davon, konnte aber weiterfahren und das Rennen beenden.
Niki Lauda: "Rennfahrer Rennen fahren lassen!"
Für Lauda ist die Sache klar: "Nico war vorn!" Man habe mit den Stewards die Vereinbarung getroffen, genau solche Manöver nicht mehr zu bestrafen, betont der Österreicher. "Das war vor Singapur ausgemacht, dann ging es drunter und drüber und keiner wurde bestraft. Gut so, denn endlich sehen wir wieder ein gescheites Autorennen und jetzt beginnt das Ganze wieder - und das kritisiere ich! Die Stewards sollen die Rennfahrer Rennen fahren lassen!"
Ähnlich sieht es Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Auch er bewertet die Rosberg-Strafe als "totaler Nonsens" und "unfair". Mit Kritik an der Rennleitung spart er wie Lauda nicht: "Es hat eh keinen Unterschied gemacht, denn Nico ist Dritter geblieben. Aber wir haben vor ein paar Monaten entschieden, dass wir härteres Racing wollen, dass wir es dabei belassen, wenn eine Situation nicht hundertprozentig eindeutig ist. Und dann das!"
Und wie steht WM-Leader Rosberg selbst zur Strafe? "Ich akzeptiere sie", gibt er sich abgeklärt. "Zum Glück hat sie mir keine Position gekostet. Ich habe alles gegeben, um die zehn Sekunden rauszufahren, gleichzeitig aber versucht, den Motor zu schonen. Weil ich ja wusste, was Lewis passiert ist." Die drei Punkte mehr für Rang drei statt vier können im WM-Kampf am Ende das Zünglein an der Waage, weiß Rosberg.
Nico Rosberg erklärt Manöver gegen Kimi Räikkönen
Vielleicht auch deshalb ging er beim Überholvorgang an Räikkönen härter vor, als man es von ihm gewöhnt ist. "Ich habe meine Chance gesehen und wusste, dass ich aggressiv sein muss, wenn ich da vorbei will", erklärt der 31-Jährige. Für die Attacke hatte er über Funk um mehr Leistung gebeten, um den Ferrari zu knacken. Mit dem Versuch konnte er daraufhin nicht ewig warten, denn den Extra-Boost gab's nur für zwei Runden, "aber das hat gereicht".
Dass er noch aufs Podium fahren würde, damit war nach den ersten Metern nicht zu rechnen. "Nach der ersten Kurve sah es ziemlich düster aus, denn ich dachte schon, das war's. Ich war froh, dass es weiterging, und habe das Messer zwischen die Zähne genommen. Ich bin froh, dass es für das Podium gereicht hat", zeigt sich Rosberg erleichtert. Der Crash in Kurve 1 kam für ihn wie aus dem Nichts.
"Ich wurde von einem Torpedo, einem viermaligen Weltmeister, gerammt", sagt der Deutsche, verlor aber kein böses Wort über seinen Ferrari-Kollegen. Lauda fand da schon deutlichere Worte: "Sebastian räumt mit einem Kraftakt, der Verstappen-artig war, den Nico weg. Der fährt volle Pulle den Nico auf das rechte Hinterrad. Gott sei Dank konnte der Mercedes weiterfahren", kritisiert er den Ferrari-Fahrer.
Rosberg sicher: Hamilton schlägt in Suzuka zurück
Wir erinnern uns: Max Verstappen hatte in Spa mit einem ähnlichen Manöver Vettel abgeräumt und Lauda ihn daraufhin in die Psychiatrie schicken wollen. Soweit geht er bei Vettel nicht, sagt aber: "Das war ein absoluter Fehler, den ein viermaliger Weltmeister eigentlich nicht machen sollte. Die Aktion war vollkommen sinnlos. Da kann man nicht durchfahren, ohne zu crashen. Ich wundere mich, warum er das macht."
Böse Absicht will man Vettel bei Mercedes aber nicht unterstellen. "Sebastian ist ein viermaliger Weltmeister, einer der besten Formel-1-Fahrer. Er hat das nicht absichtlich gemacht. Er wollte innen an Verstappen vorbei. Es hat ihn zu weit getragen, da hat er Nico getroffen. Das ist enttäuschend für Nico, und wir haben allen Grund, frustriert zu sein - aber ich habe da keine böse Absicht gesehen", versichert Wolff.
Er ärgert sich weniger über Vettel als vielmehr über den Motorschaden bei Lewis Hamilton, der Mercedes den vorzeitigen Konstrukteurstitel kostete und den Briten im Titelkampf mit Rosberg zurückwarf. Der kennt das Gefühl: "Ich verstehe sehr gut, wie sich Lewis jetzt fühlt - ich hatte Ende 2014 auch zwei große Defekte. Das ist schrecklich, besonders wenn du eigentlich der verdiente Sieger bist und nur von der Technik im Stich gelassen wirst."
In der WM-Tabelle hat Rosberg nunmehr 23 Punkte Vorsprung. Darauf ausruhen wird sich der Deutsche selbstredend nicht. Denn er rechnet fest damit, dass Hamilton zurückschlagen wird: "Natürlich! Das ist nicht das erste Mal in seiner Karriere, dass er einen Rückschlag erleidet. Er ist ein Kämpfer und er ist in Topform. Natürlich kommt er genauso stark wie immer nach Suzuka." Dort wird bereits am nächsten Sonntag wieder gefahren.