Ob Lewis Hamilton oder Nico Rosberg in Montreal in der ersten Kurve die Nase vorne hat, entscheidet das Rennen - das zeigen bisherigen Starts 2016
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Nächster Showdown an der grünen Ampel für Lewis Hamilton und Nico Rosberg: Wenn die beiden Mercedes-Piloten am Sonntag den Kanada-Grand-Prix in Montreal aus der ersten Startreihe in Angriff nehmen, könnte die Entscheidung über den Rennsieg bereits auf den ersten Metern fallen. Denn erstens hatte in der laufenden Saison meistens derjenige das bessere Ende für sich, der nach der ersten Kurve bereits vorne war. Zweitens sind strategische Optionen wohl erneut rar gesät.
Der Blick auf zurückliegende Rennen 2016 unterstreicht die Wichtigkeit des Starts: In Australien und in Bahrain überholte Rosberg Hamilton von zweiten Position aus und gewann. In China und in Russland hatte der Deutsche leichtes Spiel, als sein Stallgefährte jeweils weiter hinten losfuhr und die übrigen Gegner nicht in der Lage waren, ihm im überlegenen Silberpfeil Paroli zu bieten.
Gut möglich, dass Rosberg auch in Spanien von seinem besseren Start und dem Foppen Hamiltons auf den ersten Metern profitiert hätte, wenn es nicht zur Kollision der beiden WM-Rivalen in Kurve 4 gekommen wäre. Einzige Ausnahme: Als es in Monaco im Regenchaos hinter dem Safety-Car losging, nützte es einem Rosberg in argen Problemen nichts, dass er die Nase zunächst vorne hat. Obwohl erst eine Mercedes-Stallorder die Reihenfolge der beiden zugunsten Hamiltons veränderte.
Unter dem Strich bedeutet das: Hamilton verlor drei seiner Pole-Positions durch einen schlechteren Start an Rosberg, zweimal schlug sein Gegner daraus Kapital - und einmal blieb zumindest die WM-Situation unverändert. Der Brite jedoch will von Problemen nichts wissen. "Ich erinnere mich nicht mehr an vieles", sagt er über den Beginn der Rennen 2016 und kommt zu einem erstaunlichen Fazit: "Ich bin zuletzt immer ganz gut gestartet und glaube, dass mir das auch am Sonntag gelingt."
Nachdem das Aufwärmen der Reifen zuletzt immer ein Problem war, erkennt Hamilton zumindest bei trockenen Bedingungen einen Faktor: "Wir brauchten immer zwei Umläufe, um die Pneus auf Temperatur zu bekommen." Es gilt also, schon in der Aufwärmrunde richtig Druck zu machen.
Mit seinem Punkterückstand in der WM-Gesamtwertung kann es sich Hamilton nicht leisten, dass eine weitere Kollision zur nächsten Mercedes-Nullnummer führt - von den internen Konsequenzen ganz zu schweigen. Wenn er seine Führung ohne Ellenbogeneinsatz behauptet, wird sich Rosberg in Kanadas etwas einfallen lassen müssen. "Nicht unbedingt ein Stopp!", sagt er über mögliche Strategien. "Das ist noch nicht klar. Ich hatte nicht geplant, in der Startaufstellung Zweiter zu sein."
Dabei scheint ein Reifenwechsel der Plan A der meisten Teams zu sein. Auf Ultrasoft starten, dann auf Supersoft oder Soft durchfahren - obwohl die Boxengasse in Montreal wenig Zeitverlust mit sich bringt. "Sie werden sich wohl für die gleiche Strategie entscheiden - wenn es trocken bleibt", winkt Mercedes-Sportchef Toto Wolff ab. Wenn Ferrari und Red Bull im Renntrimm keine Wunder vollbringen, können sich die Silberpfeile also nur selbst schlagen. Und im internen Duell?
Rosberg erwähnt, dass in Montreal die Verzögerungsleistung am Ende ein entscheidender Faktor sein könnte: "Es sah so aus, als hätten wir ein gutes Auto für die Renndistanz. Dann ist es noch wichtig, dass der Wagen gut mit den Bremsen haushaltet." In den vergangenen Jahren war es immer eher Hamilton, der mit den Bremsen in Probleme geriet - zumindest, wenn er den Start nicht für sich entschied.