Nach der Schlappe von Ungarn will Mercedes beim Formel-1-Rennen in Belgien wieder zurückschlagen - Nico Rosberg gibt WM noch nicht verloren
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Gut erholt und angriffslustig kehrt Mercedes aus der Sommerpause der Formel 1 zurück. Beim Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps, mit dem die zweite Hälfte der Formel-1-Saison 2015 eröffnet wird, sinnt das Silberpfeil-Team auf Wiedergutmachung. Denn die Schlappe von Ungarn, wo zum ersten Mal seit Anfang 2014 kein Mercedes-Fahrer auf dem Podium stand, will das Team so schnell wie möglich vergessen machen.
"Es war gut, eine Rennpause einzulegen. Ich habe mich erholt, trainiert und meine Akkus aufgeladen. Aber natürlich trägt man dabei immer dieses Verlangen in sich, wieder rauszugehen und weiterzumachen - besonders nach einem Rennen wie zuletzt in Ungarn", sagt Lewis Hamilton. Teamkollege Nico Rosberg hätte am liebsten sogar "durchgemacht". "Ungarn war eine große Enttäuschung und ich bin seitdem heiß, wieder ins Auto zu steigen."
Fehler wie in Ungarn vermeiden und die eigenen Stärken ausspielen, das ist auch die Vorgabe von Sportchef Toto Wolff: "Ungarn hat einmal mehr gezeigt, dass jeder Ausrutscher unseren Gegnern eine Gelegenheit bietet, die sie mit beiden Händen fest ergreifen." Zwar führen die beiden Fahrer und das Team die Meisterschaftswertungen an, doch Wolff hat trotzdem ein Haar in der Suppe gefunden.
Toto Wolff mahnt: Nicht den Fuß vom Gas nehmen
"Wir beginnen die zweite Saisonhälfte mit mehr WM-Punkten auf unserem Konto als zum gleichen Zeitpunkt in der vergangenen Saison. Dennoch fällt unser Abstand auf die Konkurrenz geringer aus", analysiert der Österreicher, der sein Team daher weiter antreibt. "Man darf niemals den Fuß vom Gas nehmen. Es gibt noch immer viele Möglichkeiten, um diesen Kampf zu gewinnen oder zu verlieren. Deshalb müssen wir unablässig daran arbeiten, um an der Spitze zu bleiben."
Auf der "Ardennenachterbahn" von Spa geht Mercedes allerdings einmal mehr als klarer Favorit an den Start, denn die Charakteristik des Kurses kommt dem W06 entgegen. "Die Strecke ist ein guter Prüfstand für das gesamte Auto", meint Technikchef Paddy Lowe. "Während die schnellen Streckenabschnitte nach einer starken Aerodynamik verlangen, kommt es auf der langen Geraden sowie auf den zahlreichen Bergaufpassagen auf gute Power an." Wie viele andere Teams, wird auch Mercedes in Spa spezielle Flügel mit weniger Abtrieb einsetzen.
Sportlich stellt sich vor Spa vor allem eine Frage: Kann Rosberg im Kampf um die WM Boden auf Hamilton gutmachen, nachdem er die Chance in Ungarn nicht nutzen konnte? Der Deutsche, dessen Ehefrau Vivan in diesen Tage das erste Kind erwartet, will jedenfalls entschlossen um seine WM-Chance kämpfen.
Schlechte Erinnerungen ans Vorjahr
"In einem so engen Kampf um die Weltmeisterschaft ist jede Möglichkeit, um Punkte gutzumachen, kritisch. Jetzt liegt es an mir, diese Chancen zu nutzen - aber auch, sie mir zu erarbeiten", sagt er. "Das ist definitiv mein Ziel für die zweite Jahreshälfte. Wir haben erst Halbzeit in dieser Saison. Somit ist noch alles offen." Bei 21 Punkten Rückstand nach zehn von 19 Rennen eine zutreffende Einschätzung.
Allerdings wird bei Rosberg auch die Erinnerung an das vergangene Jahr noch lebendig sein, als er in Spa einen der schwierigsten Momente in seiner Formel-1-Karriere erlebte. Nachdem er auf Hamilton aufgefahren war und ihm dabei den Hinterreifen aufgeschlitzt hatte, musste sich Rosberg harte Kritik seiner Bosse anhören.