Nico Rosberg macht in Montreal am Freitag keinen Stich gegen Lewis Hamilton und analysiert: "Habe die meiste Zeit im ersten Sektor verloren"
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Freitagstrainings sind zwar nur Freitagstrainings, aber manchmal kann man aus der Performance in den Freien Trainings zumindest Trends ablesen. Tut man das nach den ersten drei Stunden in Montreal, dann muss man Lewis Hamilton fast zwangsläufig zum Topfavoriten auf seinen fünften Sieg auf dem Circuit Gilles Villeneuve erklären.
Denn Nico Rosberg machte zu keinem Zeitpunkt der beiden Sessions den Eindruck, als habe er die Situation so im Griff wie während der ersten fünf Wochenenden der Formel-1-Saison 2016, und am Ende war er auch beide Male langsamer als Hamilton: um 0,331 im ersten, um 0,526 Sekunden im zweiten Training (in dem sich auch noch Sebastian Vettel zwischen die Silberpfeile schob). Das hat bis zum Crash in Barcelona meistens freundlicher ausgesehen.
"Ich habe die meiste Zeit im ersten Sektor verloren. Das lag wahrscheinlich an der Reifentemperatur. An diesem Teil der Runde müssen wir hauptsächlich arbeiten, um uns für das Qualifying zu steigern", analysiert Rosberg. Tatsächlich war er im letzten Sektor sogar schneller als Hamilton (29,585:29,610 Sekunden), im zweiten aber knapp (24,146:23,936 Sekunden) und im ersten deutlich langsamer (20,938:20,666 Sekunden).
Hamilton schwebt indes nach dem erlösenden Sieg in Monaco auf Wolke sieben, noch dazu auf einer seiner Lieblingsstrecken. In Montreal hat er 2007 seinen ersten Grand Prix gewonnen, seither drei weitere Male nachgelegt. "Ein fantastischer Tag", schwärmt er. "Ich war auf dieser Strecke schon immer stark und freue mich sehr, wieder hier zu sein. Bislang war ich mit dem Auto richtig zufrieden." Seine gute Laune drücken Sätze aus wie: "Es macht viel Spaß hier."
Nicht ganz so eindeutig wie auf die schnelle Einzelrunde sah der Mercedes-interne Vergleich bei den Longruns aus. Da fuhren Hamilton und Rosberg sowohl auf Ultrasoft als auch auf Soft praktisch identische Zeiten. "Die Longruns sahen bislang gut aus", sagt Rosberg und ergänzt: "Alles in allem fühle ich mich im Auto wohl. Es ist jedoch nicht so einfach, hier die Reifen zum Arbeiten zu bekommen. Das müssen wir uns heute Abend noch genauer ansehen."
Sein Spezialauftrag für Freitag lautete übrigens, den neuen Heckflügel für Baku zu testen. Dessen Hauptebene ist gewölbt, jener der Montreal-Spezifikation gerade. Das Montreal-Paket beinhaltete auch neue Frontflügel-Flaps und neue Luftleitbleche unter der Frontpartie sowie einen neuen Monkey-Seat. Beim Motor hat Mercedes im Gegensatz zu Renault (an zwei Autos schon in Monaco), Ferrari und Honda nicht nachgelegt.
Das tat der überzeugenden Performance im Vergleich zu den Verfolgern aber keinen Abbruch. Vettel musste auf seiner schnellsten Runde so viel riskieren, dass er beinahe in die "Wall of Champions" gekracht wäre. Trotzdem fehlten ihm drei Zehntelsekunden. "Da alle leicht unterschiedliche Programme gefahren sind, ist es schwierig, die Rundenzeiten miteinander zu vergleichen. Aber unsere Performance sieht relativ stark aus", meint Technikchef Paddy Lowe.