Mercedes stichelt: Alles deutsch auf dem "A1-Ring"?

, 19.06.2014

Rosberg und Hamilton platzen vor Selbstbewusstsein und schreiben nicht Red Bull, sondern sich den Heimvorteil zu: "Das Team kommt doch aus Großbritannien"

Es gab den ominösen "Hotelstreit" mit Red Bull und Mercedes kaufte kurzerhand alle Werbeflächen im Umkreis der Strecke in Spielberg, um seine Produkte auf gegnerischem Terrain in Szene zu setzen. Kurzum: Das Vorgeplänkel des Österreich-Grand-Prix am kommenden Wochenende war geprägt von der Rivalität der vorherrschenden Formel-1-Teams. Die Silberpfeil-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton haben beim gefühlten Auswärtsspiel weitere Spitzen gegen die Red-Bull-Fraktion im Köcher.

Dem Wiesbadener ist sehr wohl bewusst, dass der Kurs in der Steiermark nicht mehr auf den Namen des größten Telefonanbieters des Landes, sondern auf den von Red Bull hört, wenn er sagt: "Wenn man auf dem 'A1-Ring' gewinnen kann, ist das nochmal ein Extraplus, klar." Auch Hamilton sieht nicht ein, warum er fortlaufend die Koffeinbrause erwähnen soll: "Sie haben ihren Namen davorgesetzt, aber ich mit einem anderen aufgewachsen. Für mich bleibt er. Ich habe meiner Schwester gesagt, wo ich hinfahre und den alten Namen gebraucht", stichelt der 29-Jährige.

Über Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo macht sich Hamilton nach eigener Aussage deutlich weniger Gedanken. "Ich konzentriere mich überhaupt nicht auf sie, sondern auf meine eigene Leistung", so der Ex-Weltmeister, der keinen Heimvorteil für Red Bull erkennen will: "Es ist schon merkwürdig, dass sie sagen, es sei ihr Heimrennen. Ist es doch gar nicht, das Team kommt aus Großbritannien!" Immerhin hat der Kurs in Spielberg es ihm angetan. Hamilton, der nur Onboard-Aufnahmen gesehen hat, ist voll des Lobes und voller Vorfreude auf die erste Ausfahrt am Freitag.

"Fast wie in Deutschland"

Auch Rosberg hat die schönen Seiten Österreichs kennengelernt und erinnert sich an seine Ankunft in Graz: "So einen Empfang am Flughafen habe ich noch nicht erlebt - auch von allen, die dort arbeiten", meint er begeistert. Die Welle der Euphorie ebbte nicht ab, als er am fahrbetriebsfreien Medientag die Bahn inspizierte: "Als ich um die Strecke gelaufen bin - da ist ja alles voll! Ich habe noch nie erlebt, dass so viele Menschen schon donnerstags kommen. Österreich ist immer ein großartiger Ort, um Rennen zu fahren." Klingt eher nach Heim- als nach Auswärtsspiel, womit Rosberg schmunzelnd kokettiert.

"Ich fühle mich fast, als wäre ich in Deutschland", stellt er erfreut fest. Und zu Hause gewinnt es sich bekanntlich am schönsten. Der WM-Leader erwartet, das schnellste Auto des Feldes in der Box zu haben, auch wenn er sich bezüglich des Abstandes zum Rest des Feldes nicht sicher ist. Schließlich haben die Rennen in Monaco und Kanada kaum Rückschlüsse darauf zugelassen, wie stark Red Bull und Co. in den vergangenen Wochen tatsächlich aufgeholt haben: "Zwei sehr ungewöhnliche, einzigartige Strecken", kommentiert Rosberg die jüngsten Grands Prix.

Die technischen Probleme am Antriebsstrang in Montreal wollen er und Hamilton ausgeräumt haben. Beide sind zuversichtlich, dass sich die Sache nicht wiederholt und sprechen von einem "Spezialfall", obwohl auch der Red-Bull-Ring durchaus eine Strecke ist, auf der es auf das Verzögern ankommt. "Ständig mit Bremsen und Benzin haushalten zu müssen war sehr ungewöhnlich", meint Rosberg mit Blick auf Kanada. "Zumal Montreal in dieser Beziehung ohnehin kritisch ist. Hier wird es schwierig, aber nicht so schwierig."

Perfektion als Verpflichtung

Der 28-Jährige denkt mit Unbehagen an den Circuit Gilles Villeneuve zurück, wo er mit der Problembehebung im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun hatte. "In den ersten Runden habe ich am Lenkrad einfach nur alle Knöpfe gedrückt, die ich finden konnte, um das Ding wieder in die Gänge zu bekommen", erzählt Rosberg. Trotzdem gibt es bei Mercedes in Spielberg keine konservativere Herangehensweise als sonst: "Momentan liegen uns alle Strecken. Da ist es eigentlich egal, wo wir fahren", demonstriert er eine breite Brust.

Obwohl Hamilton schon beim Saisonauftakt in Melbourne aufgrund eines Malheurs am Auto Punkte im WM-Kampf unverschuldet einbüßte und der Teamkollege von der Defekthexe bisher verschont blieb, spart er es sich, mit dem Schicksal zu hadern: "Im Moment beschäftigt mich das nicht allzu sehr, weil noch viele Rennen vor uns liegen. Hätten wir Saisonhalbzeit, dann wäre es vielleicht anders." Rosberg macht klar, dass Makel kein Begriff aus dem Mercedes-Wortschatz mehr ist: "Unser Anspruch ist ein perfektes Wochenende und das Rennen zu gewinnen."

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