Mercedes: Titel 2013 nie realistisch, 2014 fast Pflicht

, 03.01.2014

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff betont, dass der WM-Titel 2013 nie in Reichweite war, und dass man 2014 auf keinen Fall schlechter werden darf

2014 zählt es für Mercedes wirklich. Mit dem neuen Reglement bieten sich dem Team vier Jahre nach dem werksseitigen Einstieg die Chancen, endlich an die begehrte Weltmeisterschaft zu gelangen, die bisher nicht einmal in Reichweite war. 2013 gelang nach zwei vierten und einem fünften Platz in den Jahren zuvor endlich der Sprung in Richtung Spitze, doch ganz oben angekommen war man dennoch nicht.

Über weite Strecken der Saison besaß man mit dem F1 W04 das schnellste Auto im Feld, das im Qualifying alle in Grund und Boden fuhr, doch die Probleme mit den Pirelli-Pneus ließen alle Träume von der Weltmeisterschaft platzen. Laut Motorsportchef Toto Wolff, der vor der Saison Norbert Haug ablöste, sei man nicht einmal nah dran gewesen - wie auch die 236 Punkte Abstand in der Konstrukteurswertung eindrucksvoll zeigen.

"Die Meisterschaft war für uns niemals realistisch", bestätigt der Österreicher gegenüber 'Autosport'. Dafür sei man eben einfach nicht konstant genug bei den Ergebnissen gewesen. Lediglich drei Siege resultierten aus den insgesamt acht Pole-Positions. In Monaco, in Silverstone und am Hungaroring habe man aus seinen Möglichkeiten das Maximum herausholen können, bei allen anderen Rennen habe man es einfach nicht zusammenbekommen.

Auf keinen Fall schlechter als Zweiter

"Wir haben die Dinge an den siegreichen Wochenenden richtig gemacht, aber wir haben es anscheinend nicht an jedem Wochenende richtig hinbekommen", muss Wolff eingestehen, findet diese Tatsache in seinem ersten Jahr bei den Silberpfeilen aber okay. "Wir machen mit dem Team einen konstanten Fortschritt, und so sollte es auch sein."

Doch der wird auch in der kommenden Saison gefordert sein, will man die eigenen Ansprüche erfüllen. Und das bedeutet, dass man mindestens bis Saisonende um die Weltmeisterschaft kämpfen will. Wieder schlechter als Zweiter werden, das darf man 2014 nicht, dafür seien die Erwartungen nach 2013 zu stark gestiegen. "Das können wir uns nicht erlauben", betont Wolff.

"Wenn wir Vierter oder Dritter geworden wären, dann könnten die Leute sagen, dass es eine Entwicklung bis zur Weltmeisterschaft gibt, aber jetzt sind die Erwartungen sehr hoch und wir müssen diese Erwartungen managen, weil eine Weltmeisterschaft zu gewinnen keine einfache Aufgabe ist." Ein Vergleich mit dem Gewinn eines Rennens verbietet sich für den 41-Jährigen auf jeden Fall - denn dann muss mehr passen als nur drei Wochenenden.

Der pessimistische Optimist

Doch nie standen die Vorzeichen in der neuen Mercedes-Ära besser als 2014. Seriensieger Red Bull kann nicht auf dem Vorsprung aus dem Vorjahr aufbauen und beginnt wie Mercedes von null. Hinzu kommt, dass es bei Mercedes auch um die Ressourcen nicht so schlecht bestellt ist und man mit Lewis Hamilton und Nico Rosberg eine der anerkannt besten Fahrerpaarungen im Feld besitzt. Doch noch stapelt Wolff tief: "Können wir ehrlich sagen, dass wir ein Anwärter auf die Weltmeisterschaft sind? Nein", zeigt sich der Österreicher abwartend.

"Optimismus ist immer gefährlich, man muss ein pessimistischer Optimist sein", lautet seine Erklärung. Was das genau heißt, kann er natürlich erläutern: "Die Grundtendenz muss pessimistisch sein. Man darf es nicht als garantiert ansehen, dass es passiert, aber man darf sein Leben auch nicht schlecht machen, indem man zu pessimistisch ist." Was Wolff bei Mercedes erkennen kann, lässt ihn aber zuversichtlich für 2014 stimmen.

Besonders in Sachen Motorenentwicklung sieht der Österreicher den Hersteller auf dem absolut richtigen Weg - und wie zu hören ist, soll dem Motor ja 2014 besondere Bedeutung beigemessen werden. Doch natürlich weiß auch der Mercedes-Motorsportchef, dass die Konkurrenz von Renault und Ferrari keine Graupen auf ihrem Gebiet beschäftigt, und dass man nicht davon ausgehen kann, dass die Konkurrenz eine schlechte Arbeit abliefern wird.

Immer wieder heißt es, dass Mercedes den besten Motor haben wird, doch Wolff, der das alles für Kristallkugellesen hält, möchte sich an diesen Spekulationen nicht beteiligen: "Das basiert doch alles auf Gerüchten und Klatsch. Ich weiß von Viry (Renaults Motorenstandort) und von dem, was ich in Maranello (Ferraris Standort; Anm. d. Red.) gesehen habe, dass diese Jungs keine Deppen sind. Es sind sehr intelligente Leute, die sehr hart arbeiten - und ich bezweifel, dass ein Hersteller einen massiven Vorteil haben wird."

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