Lewis Hamilton steht beim Großen Preis der USA 2015 auf dem Circuit of the Americas kurz vor dem Titelgewinn - Defektserie bereitet Mercedes Kopfschmerzen
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Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff reist derzeit von Siegesfeier zu Siegesfeier: Nach dem Gewinn des Konstrukteurstitels beim Großen Preis von Russland in Sotschi traf sich das gesamte Team in Brackley. Dann gewann Pascal Wehrlein am vergangenen Wochenende den DTM-Titel. Die Party könnte gleich im Texas-Stil weitergehen: Lewis Hamilton steht kurz vor dem Gewinn des Fahrertitels. Holt er neun Punkte mehr als Sebastian Vettel und zwei Zähler mehr als Nico Rosberg, ist ihm der Titel nicht mehr zu nehmen.
Der Engländer konnte vergangene Saison das Rennen auf dem Circuit of the Americas (COTA) nach einem packenden Kampf mit Rosberg für sich entscheiden und damit einen wichtigen Schritt in Richtung seines zweiten WM-Titels machen. Trotz der guten Ausgangslage bleibt er vorsichtig. "Ich weiß aus Erfahrung, dass in unserem Sport nichts erledigt ist, bis es wirklich soweit ist", erinnert er an seine WM-Niederlage von 2007, als er ähnlich weit vorn lag. "Aus diesem Grund werde ich an diesem Wochenende nichts als selbstverständlich ansehen."
Eile verspürt der der 30-Jährige ohnehin nicht: "Ich gehe dieses Rennen genauso an wie alle anderen in diesem Jahr auch. Mir bleiben vier Rennen, um die Weltmeisterschaft abzusichern und es zählt nur, dass mir das bis zur Zieldurchfahrt in Abu Dhabi gelingt." Trotzdem werde er alles auf Sieg setzen, wie er zugibt, schließlich wolle er seinen dritten Stetson-Hut erhalten. Seinen ersten hatte er bei der Premiere im Jahr 2012 geholt, im Vorjahr ließ er einen weiteren folgen.
Zuverlässigkeit urplötzlich Achillesferse
Es spricht vieles für die Silberpfeile auf dem Circuit of the Americas: Auf der langen Geraden sticht die beste Power Unit im Feld, auch der erste Sektor mit seinen vielen S-Kurven liegt dem Mercedes W06 Hybrid aufgrund seiner überlegenen Aerodynamik. Lediglich im engen Streckenabschnitt nach der langen Geraden zählt mechanischer Grip, wo andere Autos mindestens gleichwertig sein. Dafür kann Mercedes in den letzten Kurven noch einmal den Aerodynamik-Trumpf ausspielen.
So erfolgreich die Zeit für Mercedes auch sein mag, komplett zufrieden kann die Mannschaft aus Brackley mit den letzten Rennen nicht sein. Eine ungewöhnliche Defektserie, die vor allem Nico Rosberg schwer getroffen hat, kostete das Team einige Punkte, sodass mittlerweile Sebastian Vettel auf den zweiten WM-Rang aufgerückt ist. "Zwei Ausfälle in den vergangenen drei Rennen entsprechen nicht unserem Standard", mahnt auch Toto Wolff vor Selbstgefälligkeit.
Rosberg will Spaß haben
Der Pechvogel selbst will sich nicht entmutigen lassen, obschon der WM-Titel für ihn realistisch betrachtet nicht mehr zu erreichen ist. Doch seit Singapur ist Nico Rosberg zumindest fahrerisch wieder auf dem Niveau von Lewis Hamilton. Erstes Ziel ist die Rückeroberung des zweiten Rangs in der Fahrer-WM, auf den Titel hat er nur noch theoretische Chancen. Sein neues Erfolgsrezept: Spaß haben. "Ich möchte die kommenden Rennen genießen, da unser Silberpfeil so ein großartiges Auto ist."
Und gerade der COTA ist der richtige Ort dafür, schließlich gilt er als fahrerisches Highlight im Kalender. "Im vergangenen Jahr habe ich dort die Pole geholt und diesmal kann ich auf eine richtig starke Performance vom vergangenen Wochenende in Russland zurückblicken", macht sich der neuerdings WM-Dritte Mut . "Wenn ich all das wiederholen kann, befinde ich mich in einer guten Ausgangslage."
Auch Wolff weiß, dass er seinen Fahrer nicht aufbauen muss: "Bei Nico spielte Pech in diesem Jahr eine große Rolle und er hat nun einen sehr steilen Berg zu erklimmen. Aber er ist ein Kämpfer und wir haben oft gesehen, wie er bis zum bitteren Ende gekämpft hat." Sein starker Auftritt in Sotschi ist in der Tat ein Muntermacher, schließlich galt bis zu dieser Saison Lewis Hamilton auf Strecken mit harten Bremspunkten als Messlatte, nun ist Rosberg dort gleichwertig. Solche gibt es auch in Austin.