Während beide Piloten den Sieg in Monza anpeilen, warnen Toto Wolff und Paddy Lowe vor Leichtsinn: Die Reifen seine am Limit, und Monza habe eigene Gesetze
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Nachdem es vor der Sommerpause zwischen den Mercedes-Rivalen immer wieder heiß herging, klärte Lewis Hamilton in Belgien die Fronten: Der Titelverteidiger erwies sich klar als der schnellere der beiden Silberpfeil-Piloten und baute seinen Vorsprung auf Nico Rosberg in der WM auf 28 Punkte aus. Damit ist klar: Was auch immer beim Ferrari-Heimspiel in Monza passiert - der Brite beendet die Europa-Saison 2015 an der Spitze und kommt als WM-Leader nach Singapur.
"Spa war ein richtig positives Wochenende für mich", blickt Hamilton noch einmal zurück. "Ich fühlte mich die gesamte Zeit wohl, und es war großartig, endlich einen weiteren Sieg bei einem Formel-1-Klassiker zu erzielen." Hamilton hat diese Saison bereits in Silverstone gewonnen, nun will er auch seinen Vorjahres-Sieg in Monza wiederholen.
"Der Kurs ist unglaublich - sehr schnell, und die Fans gehören zu den leidenschaftlichsten, die es überhaupt auf der Welt gibt", geizt er nicht mit Superlativen, wenn er über den königlichen Park von Monza spricht. "Bei einem Rennen in Italien werden für mich viele gute Erinnerungen wach, denen ich am kommenden Wochenende weitere hinzufügen möchte. Das ist mein Ziel." Es wäre nach 2012 und 2014 sein dritter Sieg in Monza.
Rosberg: Als Vater auf Hamilton-Niveau?
Teamkollege Rosberg hat im Autodromo Nazionale di Monza noch keinen Formel-1-Lauf gewonnen, absolviert nun aber sein erstes Rennen als frischgebackener Vater einer Tochter. "Das Rennen in Spa war definitiv eine Enttäuschung für mich", sieht er Verbesserungspotenzial. "Mein Start war nicht gut. Daran muss ich ebenso arbeiten, wie an den letzten paar Zehntel im Qualifying, um wieder ganz vorne zu stehen."
Am Mercedes-Boliden liegt es seiner Ansicht nicht: "Ich weiß, dass ich mit diesem unglaublichen Auto jedes Mal auf die Pole fahren und das Rennen gewinnen kann. Nichts weniger ist mein Ziel." Auch für Monza rechnet er sich hervorragende Chancen aus: "Ich kann es kaum erwarten, dort mit unserem diesjährigen Silberpfeil zu fahren. Ich bin mir sicher, dass die Strecke unserem Auto liegen sollte. Der Kurs macht mir persönlich auch richtig viel Spaß. Es sind also alle Zutaten für ein starkes Wochenende vorhanden."
Dass Ferrari sowie Stallrivale Hamilton dies verhindern wollen, kann seine Motivation nicht bremsen: "Es war ein großartiges Erlebnis, im vergangenen Jahr auf dem Podium zu stehen. Dieses Mal möchte ich jedoch eine Stufe weiter oben landen."
Wolff: Reifenschäden in Spa eine Warnung
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff spricht seinem Team für die astreine Leistung in Belgien ein Kompliment aus, fühlt sich aber durch die Reifenschäden bei Rosberg und Ferrari-Rivale Sebastian Vettel daran erinnert, dass man sich nie in Sicherheit wähnen sollte: "Angesichts eines ereignisreichen Freitags, an dem das Team gut auf eine herausfordernde Situation reagierte, war dieses Ergebnis besonders schön zu sehen. Dabei spielte das Schicksal unserer Gegner jedoch ebenso eine Rolle. Das Rennergebnis war abermals eine Erinnerung daran, dass wir nichts als selbstverständlich ansehen dürfen."
Der Wiener zeigt sich philosophisch: "In diesem Sport kann man Spitzenergebnisse viel einfacher verlieren, als man sie sich erarbeiten muss. Ein schlechtes Wochenende kann das Pendel schnell in die andere Richtung ausschlagen lassen. Wir können auf das Erreichte in dieser Saison bislang stolz sein. Aber der Kampf ist noch lange nicht gewonnen."
Lowe: Monza ist unberechenbar
Der Technikverantwortliche Paddy Lowe weiß, dass der High-Speed-Kurs in Monza über eine spezielle Charakteristik verfügt: "Er ist sehr schnell, verlangt nach einem speziellen Aerodynamik-Paket mit wenig Luftwiderstand und beansprucht die Motoren besonders stark. Auch die Bremsen werden hier hart rangenommen. Insgesamt gibt es drei starke Bremszonen auf einer Runde. Die Randsteine spielen ebenso eine Rolle. Ein gutes Aufhängungssetup ist entscheidend, damit die Fahrer über die Randsteine fahren und mehr Zeit finden können, ganz besonders im ersten Sektor."
Die üblicherweise tolle Atmosphäre beim Klassiker sorgt beim Briten für ambivalente Gefühle: "Die Zuschauer sind spektakulär - sicherlich die begeisterungsfähigsten des gesamten Jahres. Allerdings feuern sie größtenteils ein anderes Team an." Und wie Wolff warnt er davor, leichtsinnig zu werden: "Auf einer Strecke mit einer solch einzigartigen Charakteristik kann man sich nie sicher sein. Deshalb müssen wir sicherstellen, dass wir uns wie gewohnt perfekt auf das Wochenende vorbereiten."