Mexiko-Showdown bei Mercedes: Von wegen dünne Luft

, 28.10.2015

Nico Rosberg und Lewis Hamilton treffen sich erstmals nach Austin - Toto Wolff beruhigt, das Team freut sich auf die Rückkehr nach Mexiko-Stadt

Die WM-Titel sind entschieden und der Große Preis von Mexiko 2015 im Autodromo Hermanos Rodriguez wird somit zum ersten von drei Schaulaufen. Oder doch nicht? Obwohl in Mexiko-Stadt in 2.000 Metern Höhe mit eher dünner Luft zu rechnen ist, herrschte im Team nach dem Großen Preis der USA auf dem Circuit of the Americas teamintern das genaue Gegenteil. Mexiko wird das erste Aufeinandertreffen von Nico Rosberg und Lewis Hamilton nach der Austin-Aktion in der ersten Kurve.

Die Rückkehr der Formel 1 nach Mexiko-Stadt ist nicht nur ein neuer Grand Prix, auf den sich naturgemäß alle Beteiligten freuen, zumal der Charakter der Strecke beibehalten wurde. Auch werden Lewis Hamilton und Nico Rosberg einmal mehr mit einem angespannten Verhältnis ins Höhenrennen gehen. Toto Wolff versucht zu beruhigen: " Nach dem Rennen wurde viel über das Verhältnis zwischen unseren beiden Fahrern gesprochen und ein Großteil davon war nur heiße Luft."

Einer seiner Fahrer habe am Sonntag die Weltmeisterschaft gewonnen, der andere habe sie verloren, so der Mercedes-Motorsportchef weiter. "Wenn in einem solchen Szenario einige Emotionen hochkochen, ist das absolut verständlich und nur menschlich." Eine Analyse der Situation werde vorgenommen, versichert der 43-Jährige, soll aber hinter verschlossenen Türen stattfinden. Überhaupt wäre ihm lieber, wenn mehr über die positiven Seiten gesprochen werden würde: "Der Sonntag lieferte wohl eines der spektakulärsten Rennen in der modernen Ära der Formel 1."

Hamilton will Hut-Sammlung ausbauen

Und so halten sich auch die Fahrer mit Äußerungen zum Rennbeginn zurück. Lewis Hamilton hat ohnehin keinen Grund, griesgrämig zu sein, schließlich hat er sein großes Ziel erreicht. "Es war stets eines meiner großen Ziele, mit Ayrtons drei WM-Titeln gleichzuziehen und es fühlt sich surreal an", sagt der Engländer und schickt ein großes Dankeschön nach Brackley. Doch die Saison ist nicht zu Ende, mit Mexiko steht eine für alle Fahrer neue Strecke auf dem Programm. "Jetzt bin ich noch heißer darauf, nach Mexiko zu kommen", reibt sich Hamilton die Hände.

Die Begeisterung der Mexikaner konnte er schon in Austin genießen, als viele Fans aus dem benachbarten Mexiko herüberpilgerten. Deshalb erwartet er eine spektakuläre Atmosphäre, die derjenigen in Brasilien in nichts nachstehen soll. Sportlich gesehen ist er von einer Bürde befreit: "Ich habe in den letzten drei Rennen nichts mehr zu beweisen oder zu verlieren. Somit ist es mein Ziel, mich als erster Sieger in der modernen Ära des Mexiko Grand Prix in die Geschichtsbücher einzutragen. Nach den Ushanka-Hüten in Russland und den Stetsons in Amerika hoffe ich diesmal auf einen riesigen Sombrero als Kopfbedeckung."

Rosbergs Analyse-Fähigkeit bei Mexiko-Premiere hilfreich

Nico Rosberg hat, nachdem die Weltmeisterschaft nun endgültig entschieden ist, noch drei Rennen Zeit, mit einer schwierigen Saison seinen Frieden zu machen. "Ich liebe es, neue Orte zu erkunden, und Mexiko wird definitiv ein richtig interessanter Austragungsort", freut er sich auf das Gastspiel in Mittelamerika. An mangelnder Vorbereitung soll es nicht scheitern, wie der 30-Jährige erzählt: "Es wird eine große Herausforderung, auf die ich mich sehr freue. Ich bin die Strecke im Simulator gefahren, um bestmöglich darauf vorbereitet zu sein."

Das letzte Ziel von Mercedes wird nun sein, Nico Rosberg zum Vizemeister zu machen. "Vor den letzten drei Rennwochenenden ist nun eine interessante Dynamik entstanden", analysiert Toto Wolff. "Wir haben mit Lewis einen frisch gekrönten dreimaligen Weltmeister, der eine beeindruckende Saison standesgemäß beenden möchte. Gleichzeitig haben wir mit Nico einen Fahrer, der in einem engen Kampf um den zweiten Platz steckt . Er wird fest entschlossen sein, sein Feuer in den letzten Rennen zu beweisen, bevor er 2016 einen neuen Anlauf auf den Titel nimmt."

Rosberg kann dabei auf einen Joker vertrauen, wie er selbst erklärt: "Mein Vater ist dort einmal in den 80er Jahren gefahren, vielleicht kann er mir ja ein paar Tipps geben..." Allerdings ist er zu sehr Realist, wie er gleich darauf anführt: "Die Strecke ist jetzt ganz anders, genauso wie die Autos. Demnach ist er wahrscheinlich nicht unbedingt der beste Referenzpunkt!" Aus diesem Grunde werden die gewonnen Daten in den Freien Trainings eine große Rolle spielen, glaubt der elfmalige Grand-Prix-Sieger.

Lowe erwartet hohe Topspeeds

Paddy Lowe ist eine der wenigen Persönlichkeiten im Fahrerlager, die bereits einen Großen Preis von Mexiko aktiv erlebt hat, als er noch für Williams beschäftigt war. "Was aus meinen Erinnerungen jener Rennen besonders hervorsticht, ist die Begeisterung der Zuschauer", erinnert sich der Mercedes-Technikchef. "Dieses Land besitzt eine enorme Motorsporttradition, also drücken wir die Daumen, dass wir hier erneut eine spektakuläre Show bieten können!"

In Sachen Höchstgeschwindigkeit erwartet er in jedem Fall eine gute Show. Zwar verlieren die Motoren in großer Höhe an Leistung, trotzdem ist mit Monza-ähnlichen Topspeeds zu rechnen: "Sie werden zu den höchsten der gesamten Saison gehören - obwohl mehr Abtrieb benötigt wird als beispielsweise in Monza. Dazu trägt die Höhenlage von Mexico City bei, das auf über 2.000 Metern liegt. Diese reduziert den Effekt des Luftwiderstands."

Allerdings hat die dünne Luft auch ihre Nachteile, insbesondere bei der Kühlung. Mercedes hatte daher bereits in Austin ein für Mexiko entwickeltes Kühlpaket am Fahrzeug von Nico Rosberg im 1. Freien Training getestet. "Außerdem sorgt sie dafür, dass der Kompressor des Turboladers härter arbeiten muss, um die gleiche Leistung zu liefern wie auf Höhe des Meeresspiegels", fügt Lowe hinzu. Darüber hinaus müsse der frisch gelegte Asphalt bedacht werden. "Somit wird es interessant, zu sehen, wie sich die Autos verhalten und wie sich das Kräfteverhältnis entwickelt", schließt der 53-Jährige ab.

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