Ferrari kann über Gesamtrang drei in dieser Saison nicht zufrieden sein - Präsident Luca di Montezemolo nennt die Gründe für das Fiasko
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2013 war für Ferrari erneut ein enttäuschendes Jahr. Nach vielversprechendem Start und zwei Siegen aus den ersten fünf Rennen wurde der Abstand des erfolgsverwöhnten Rennstalls aus Maranello auf Red Bull stetig größer. Der letzte Titel liegt mittlerweile fünf Jahre zurück (die Konstrukteurs-WM 2008), die letzte Fahrermeisterschaft, die sich Kimi Räikkönen 2007 sicherte, ist bereits noch ein Jahr länger her. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo verteufelt die zurückliegende Saison und erkennt drei Gründe für ihren ernüchternden Verlauf.
"Es war definitiv ein Jahr zum Vergessen, eine enttäuschende Saison", resümiert der Ferrari-Boss gegenüber 'RAI Uno'. Dafür gebe es drei Hauptgründe, die di Montezemolo alsbald geklärt sehen will: "Der erste war unsere Unfähigkeit, das Auto in der zweiten Saisonhälfte weiterzuentwickeln. Ich will Erklärungen, warum dem so war, denn wenn wir das nicht verstehen, wäre es nicht gut." Der zweite Grund seien die Reifen gewesen, "obwohl ich eigentlich keine Entschuldigungen suche."
"Wir haben das Auto um einen bestimmten Reifen herum gebaut. Mit dem haben wir bewiesen, dass wir konkurrenzfähig waren", gibt di Montezemolo zu bedenken. "Dann wurden die Reifen ausgetauscht (zum Ungarn-Grand-Prix im Juli; Anm. d. Red.), was sich definitiv als Nachteil für uns und als Vorteil für andere herausstellte." Drittens spielt er auf das Mercedes-Team an, das am Ende als Zweiter in der Konstrukteursmeisterschaft vor Ferrari steht: "Es gab eine Regelinterpretation von einem Team, die etwas merkwürdig war", erinnert der Italiener und kritisiert die Milde der Bestrafung durch die FIA (Mercedes' Ausschluss beim Young-Driver-Test im Juli).
Entwicklungsstopp, Pirelli und Mercedes
Nun gelte es, diese drei Gründe im nächsten Jahr nicht erneut nennen zu müssen. "Was den ersten Grund angeht, so werden wir das unter uns klären. Grund Nummer zwei werden wir an einer Stelle zur Sprache bringen, die dafür geeignet ist", verrät di Montezemolo. Reifenhersteller Pirelli darf sich womöglich auf wenig warme Worte freuen. Im Duell mit Mercedes moniert der 66-Jährige jedoch nicht nur den umstrittenen (illegalen) Reifentest der Silberpfeile in Barcelona, sondern fasst sich auch an die eigene Nase: "Am Ende haben uns Massas Punkte in der Konstrukteursmeisterschaft gefehlt. Jetzt müssen wir herausfinden, was genau dieses Jahr schiefgelaufen ist und es nächste Saison besser machen."
Im Bezug auf Felipe Massa, der in Brasilien nach acht Jahren sein letztes Rennen für Ferrari absolvierte, ärgert sich di Montezemolo noch immer über die Durchfahrtsstrafe, die sein Pilot in Sao Paulo erhielt: "Ich finde, das war unangemessen und unfair - genauso wie die für Hamilton. Wäre Felipe auf dem vierten Platz geblieben, wären wir Zweiter in der Konstrukteurswertung geworden. Zu oft treffen jene Gentlemen, die zu den Rennen kommen und als Stewards agieren, etwas lächerliche und nicht zeitgemäße Entscheidungen."
"Mehr politisches Gewicht geht nicht"
Massa hatte trotz Vorwarnung mit allen vier Rädern die weiße Linie der Boxengasseneinfahrt überfahren und wurde bei seinem Heimspiel bestraft. Auch Mercedes-Pilot Lewis Hamilton hatte nach einem Zwischenfall mit Valtteri Bottas eine Durchfahrtsstrafe bekommen. Dass Ferrari zu wenig politisches Gewicht in der Formel 1 haben könnte, tut di Montezemolo entschieden ab: "Wir sind das einzige Team mit Vetorecht - mehr politisches Gewicht geht nicht! Wir wissen um unsere Stärke in der Formel 1, die ohne uns eine gänzlich andere wäre. Natürlich kommt dieses Gewicht auch daher, ein starkes Auto zu haben - und das hat uns gefehlt."
Für 2014 zeigt sich di Montezemolo aber optimistisch: "Wir haben allen Grund, optimistisch zu sein, wir haben alle Zutaten beisammen. Wir sind oft genug haarscharf am Erfolg vorbeigeschlittert und nun müssen wir gewinnen. Ich hoffe nur, dass es keinerlei Unklarheiten geben wird, die einen Einfluss auf die Dinge haben könnten." Sämtliche Fehler im kommenden Jahr gilt es deshalb zu vermeiden, das sei die oberste Priorität - "das trifft auf jeden zu."