Montoya: Die Formel 1 verlernt die Kunst des Überholens

, 07.08.2013

Ex-Formel-1-Pilot Juan Pablo Montoya lästert über Innovationen wie KERS und DRS sowie die europäische Presse und scheint Sebastian Vettel nicht zu kennen

Der ehemalige Williams- und McLaren-Pilot Juan Pablo Montoya kann der modernen Formel 1 nicht mehr allzu viel abgewinnen. Das liegt zum großen Teil an technischen Neuerungen wie den Überholhilfen KERS und DRS. Außerdem ist er froh, nicht mehr viel mit der europäischen Presse zu tun haben zu müssen, von der er sich stets ungerecht behandelt gefühlt habe. Als Fahrer dürfe man seinen Fahrstil nicht verändern, nur um besser in der Öffentlichkeit da zu stehen.

Montoya stört an den neuen Überholhilfen, die es zu seiner Zeit noch nicht gab, besonders, dass ein Fahrer in den Augen des Kolumbianers durch sie seine Fähigkeiten zu überholen verliert: "Mit all diesen technischen Hilfsmitteln brauchst du nicht mehr zu lernen, wie man richtig überholt. Du holst den Typen ein, stellst deinen Flügel flach und fährst auf der Geraden einfach an ihm vorbei." Montoya bedauert diese Entwicklung, da er Überholvorgänge als große Herausforderung des Motorsports schätzt.

"Ich glaube, dass das Überholen eine wahre Kunst ist, in der du gut sein musst. Du musst viele Fehler machen und eine Million Male dabei versagen, um es richtig zu lernen. So wächst man im Rennsport auf, und währenddessen wirst du immer besser - es entwickelt sich zu einer Kunst." Das sei auf einem Ovalkurs im Grunde nicht viel anders. Zwar gebe es eine andere Art zu überholen. Die müsse man aber ebenso erst lernen, um sie dann effektiv anwenden zu können, erklärt der 37-Jährige, der seit 2006 in der amerikanischen NASCAR-Serie sein Geld verdient.

Herausforderungen schwinden

Zudem kritisiert er die Formel 1 dafür, dass viele Strecken ihren reizvollen Charakter und Charme verloren haben, da zu viele Abstriche zugunsten der Sicherheit gemacht werden: "In den vergangenen Jahren ging es in der Formel 1 durchweg um Sicherheit, Sicherheit und noch mehr Sicherheit." Besonders die Stecken in Europa haben für Montoya viel von ihrem Charakter eingebüßt, weil die Auslaufzonen im Begriff seien, immer weitläufiger zu werden: "Ich denke, das nimmt viel von der Herausforderung weg."

Montoya genießt darüber hinaus, dass er mit der europäischen Presse nicht mehr allzu viel am Hut hat. Der heißblütige Kolumbianer war stets für seine aggressive Fahrweise bekannt. Durch kompromisslose Manöver hatte er sich viele Feinde gemacht, jedoch auch etliche Bewunderer gefunden. Über die seinerzeit oftmals negative Darstellung in den Medien ärgert er sich noch heute: "Wenn ein aggressiver Pilot Europäer ist, dann ist das kein Problem. Wenn er aber aus Lateinamerika kommt, dann schon."

"Ich hatte deshalb eine Menge Probleme mit der europäischen Presse während meiner Zeit in der Formel 1", erinnert sich Montoya. Dann beweist er, dass er nicht mehr das größte Interesse an der Königsklasse hat: "Ich finde das lustig: Wenn du in diesen Zeiten versuchst zu überholen und dabei einen Kontakt hast, dann bist du sehr aggressiv. Wenn aber eine Person wie Vetters (?) das tut, gilt es als klasse Überholmanöver." Montoya scheint den Namen des deutschen Dreifachweltmeisters Sebastian Vettel nicht zu kennen.

Ungleiche Behandlung durch die Presse

So sei es schon immer gewesen in Europa, man müsse damit leben und lernen, aggressiv zu sein und gleichzeitig das Risiko zu kalkulieren. Seinen Fahrstil deshalb zu verändern, hält Montoya für falsch: "Du musst ehrlich gegenüber dir selbst sein. Du musst die Person bleiben, die du immer warst, und deine Fähigkeiten und Talente nutzen, die dich dorthin gebracht haben, wo du bist." Zwar müsse man das Risiko etwas begrenzen, andererseits darf man sich auch nicht einfach überholen lassen, findet der Heißsporn.

Mit ähnlichen Problemen wie Montoya damals hat aktuell Sergio Perez zu kämpfen. Auch der Mexikaner wurde bereits ausgiebig für seine teils rüpelhafte Fahrweise von den Medien - aber ebenso von den anderen Fahrern - gerügt. Das führt Montoya aber auch auf den schwachen McLaren zurück. Es komme eben immer auf das richtige Timing an: "Als Checo bei McLaren unterschrieben hat, dachten alle, er wird jetzt der Beste der Welt, aber nun hat das Team ein schreckliches Jahr." So habe auch Montoya selbst keinen optimalen Zeitraum in der Formel 1 erwischt: Wäre er noch ein drittes Jahr bei McLaren geblieben - "ich wäre wahrscheinlich Weltmeister geworden, aber ich habe mich entschieden zu gehen, es hängt also alles vom richtigen Timing ab", so Montoya.

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